Die Sache mit Notre Dame ist zwar etwas eingeschlafen

helmut-1, Siebenbürgen, Dienstag, 14.05.2019, 19:06 (vor 1806 Tagen)5784 Views

Aber nicht für mich. Ich möchte gerne weitestgehend Klarheit, sofern das möglich ist.

Ich hab in einem meiner letzten Kommentare erwähnt, dass ich Freunde aus Paris zu Besuch habe und über diese Leute rauskriegen will, was da genau gelaufen ist. Der Zufall wills, dass der Franzose ein pensionierter Architekt ist. Wusste ich vorher gar nicht.

Nun hat der meine Checkliste mitgenommen und bemüht sich, das so konkret wie möglich zu beantworten, nach Möglichkeit mit links aus der seriösen Presse. Auch, wenns in französischer Sprache ist, - egal. Hier im Forum sind ja einige, die damit nicht so auf Kriegsfuß stehen wie ich.

Sein Wissensstand war am Schluss der, dass die Aussage, dass die Bauarbeiten noch gar nicht begonnen hätten, falsch war. Neben der Gerüstbaufirma, die noch an anderer Stelle aufgebaut hat, war noch mindestens eine andere Baufirma bereits mit den Renovierungsarbeiten beschäftigt.

Auf meine Frage, warum man dann so schnell von offizieller Seite mit dem Argument der Fahrlässigkeit gekommen ist, meinte er: Das käme daher, weil erst vor kurzer Zeit bei ähnlichen Restaurierungsarbeiten zwei andere Objekte in Brand geraten sind.

O.k., lassen wir das mal so stehen, - ich warte noch auf die dazugehörigen links.

Was denn dann falsch gelaufen wäre, - seine Antwort: Man hätte die Sicherheitsvorkehrungen viel zu lasch gehandhabt. Dazu hätte sich herausgestellt, dass bei der ersten Brandmeldung jemand an falscher Stelle gesucht hätte, - übrigens jemand, der für diese Kontrolle gar nicht vorgesehen oder ausgebildet, also inkompetent war. Deshalb hätte man das Feuer erst beim 2. Alarm bemerkt, und diese knappe halbe Stunde hätte den Ausschlag für die Heftigkeit gegeben.

Auch das lasse ich so mal stehen, das will ich aber noch genauer wissen.

Dann aber erzählte er mir was Interessantes: Er sagte mir, dass die Leute, die bei solchen Arbeiten eingesetzt werden, gewissermaßen die "creme de la creme" der französischen Facharbeiter sind. Es wären die besten, und die würden noch irgendeine Art Auslese durchlaufen, - irgendeine Institution, die im Zentrum von Paris ihren Sitz hat, - zufällig gar nicht weit von Notre Dame entfernt, würde da selektiv noch mitreden. Hab vergessen, wie der Klub heißt. Also keine rumänischen oder algerischen Hiwis.

Dann aber passt eins nicht zusammen: Ein guter Facharbeiter mit Erfahrung, hervorragender Ausbildung und noch einer Qualitätsauslese unterworfen, - was braucht der für perfekte Sicherheitsvorkehrungen? Der braucht in erster Linie seinen klaren Kopf und logisches Denken, dann kann sowieso nichts passieren. Ich hab mir gedacht, das beißt sich doch irgendwie, gute Leute und Fahrlässigkeit.

Hab ich mir gedacht, - bis vergangenen Samstag. Jetzt bin ich seit 53 Jahren an der Front, die Lehrzeit mit eingerechnet. Vor Arbeitsunfällen hab ich mich immer gehütet, mit Erfolg. Gefährliche Sachen habe ich selbst erledigt, da habe ich meine Leute nicht dran gelassen. Ein einziges Mal, als ich beim Schachtsetzen auf dem obersten Ring war und der umliegende Krater (das Erdmaterial) eingestürzt ist, - aber der Baggerfahrer war auf Draht und hat mich mit dem Baggerarm und dem Schachtgehänge schnell in die Höhe gezogen.

Am Samstag aber passierte mir folgendes:
Ich schweißte im rückwärtigen Teil des Lagerplatzes ein Schwerlastregal zusammen. Ca. 60 m vom Betriebsgebäude entfernt. 220 V Kabel 3 x verlängert, damit man den Schweißapparat anschließen kann. Klar, dass ich da volle Pulle aufgedreht hab, mit 3er Elektroden, damit das auch hält. Schließlich hat man ja auch einen Verlust bei 60 m Entfernung.

Es war so eine Stunde bis 90 Minuten Arbeit, und das Ding war fertig. Im letzten Augenblick fiel der Strom aus. Egal, ich war ohnehin fertig, - es begann schon zu dunkeln und ich wollte zum Betriebsgebäude gehen, um die Sicherung wieder hochzudrücken. Da sehe ich ungefähr dort, wo das letzte Kabel in die 2. Kabeltrommel gesteckt war, einen hellen Schein. Klar sehe ich nach, - und was war: Die vorletzte Kabeltrommel brannte hellauf, mit einer ca. 50 cm hohen Flamme, direkt neben dem Stapel der Europaletten.

Dort war nichts zum Löschen vorgesehen, - aber es hatte vorher geregnet, und ich zog die brennende Trommel am Kabel heraus aufs nasse Gras, - und die Gefahr war vorbei.

Nun hat mich das interessiert, womit das zusammenhängt. Auf der Trommel steht, - "ausgerollt bis 2300 W". Das Schweißgerät aber zog irgendwo zwischen 3000 und 4000 W, daran habe ich nicht gedacht. Zufällig ist der Hersteller der Kabeltrommel(namhafte Marke, kein Billigprodukt, deutsche Mutterfirma) einer meiner Kunden in unserer Stadt. Ich fragte den technischen Direktor, - wie das möglich sei. Er meinte, eigentlich müsste bei Überlastung die Thermosicherung reagieren. Theoretisch. Praktisch aber hat das Ding lichterloh gebrannt.

Warum erzähle ich das so ausführlich:
Ich weiß nicht, ob es da in irgendeiner Weise Parallelen geben könnte, zu dem Vorfall bei Notre Dame. Verlängerungskabel in entsprechender Länge, vielleicht falsch dimensioniert, - vielleicht defekte Kabeltrommeln, - ich weiß es eben nicht. Aber das ist mir so durch den Kopf gegangen, und deshalb warte ich wirklich ab, bis ich fundierte Infos über die dortigen Zusammenhänge habe.

Wie schnell sowas gehen kann, habe ich nun selbst bemerkt. Hätte mir das jemand vorher gesagt, hätte ich ihm den Vogel gezeigt. Wäre es noch heller Tag gewesen und die Sonne hätte gescheint, hätte ich das Feuer gar nicht bemerkt und ich wäre die 60 m vor zum Betriebsgebäude gegangen. Dann hätte ich versucht, die Sicherung hinaufzudrücken und hätte mich gefragt, warum die immer wieder herunterspringt. In dieser Zeit hätte der Palettenstapel lustig gebrannt und ich hätte die Feuerwehr rufen müssen.

Wie sagt der Pfälzer:
Man kann alt wer'n wie 'ne Kuh, man lernt immer noch dazu.


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