Ihr redet aneinander vorbei

Phoenix5, Montag, 13.05.2019, 22:01 (vor 1781 Tagen) @ sodele2294 Views
bearbeitet von unbekannt, Montag, 13.05.2019, 22:22

Hallo Sodele!

Wenn BB davon spricht, dass Frauen keine Hierarchien bilden (können), mag das im ersten Moment, dem Zeitgeist entsprechend, politisch inkorrekt klingen, aber drehen wir das Bild doch mal um, dann wird vielleicht manches klarer. Aber eins nach dem anderen.

Die Bonobos leben in einer exogamen Blutsfamilie, das von einem Mütterkollektiv dominiert wird. Die männlichen Bonobos sind sozial eher irrelevant, v.a. als Väter. Es gibt dort "female choice", was das Aussuchen des Sexualpartners betrifft und die Weibchen emigrieren dann zur Blutsfamilie des auserkorenen männlichen Sexualpartners (der seinerseits ein Leben lang in seiner Blutsfamilie, d.h. bei seiner Mutter bzw. dem dort ansässigen Mütterkollektiv bleibt). Nun gibt es, wie BB schon sagte, eine Fülle von Indizien, dass diese Sozialstruktur auch die natürliche Lebensweise des Homo sapiens ist, solange seine Population nicht ein bestimmtes Maß übersteigt (siehe Gerhard Bott "Die Erfindung der Götter", der sogar so weit geht, statt der Patrilokalität der Bonobos eine Matrilokalität beim Homo sapiens anzunehmen, ergo: Die Männer emigrieren zur Blutsfamilie der Frau).
Gibt es also Überpopulation, Revier- und Verteilungskämpfe und Reibereien zwischen den Stämmen, übernehmen die Männer das Zepter. Sie unterwerfen andere Stämme und schaffen eine hierarchische Verteilungsorganisation (wer unten ist, muss mehr schuften und bekommt weniger). Die Blutsfamilie weicht einer Paarfamilie. Das Endprodukt kennen wir heute als "Staat".

Woran es bei eurer Diskussion hakt ist, dass BB mit "Hierarchie" vermutlich eine institutionalisierte Hierarchie auf Basis struktureller Gewalt meint (auch wenn er missverständlich von "sozialer" Hierarchie schrieb), während du tatsächlich von einer rein sozialen Hierarchie ausgehst (alt-jung, stark-schwach, Verwandtschaftsverhältnisse, etc.). Frauen können sich selbstverständlich auf die Spitze einer solchen, von Männern errichteten Pyramide setzen und einen Staat führen, aber würden alle Stufen dieser Pyramide mit Frauen besetzt, könnte das unmöglich hinhauen und selbst könnten sie eine solche hierarchische Struktur gar nicht erbauen. Dafür ist die ganze Psychologie der Frau (die ihrerseits evolutionär selektiert wurde) gar nicht ausgelegt. Ich lasse das mal als Axiom stehen, ohne es zu begründen, sondern drehe den Spieß jetzt einfach um.

Für wie realistisch hältst du folgendes Gedankenspiel:

Nehmen wir an, ein Stamm wäre so organisiert, dass die Männer alle als Kollektiv zusammenleben, kochen, Kinder erziehen, während die Frauen auf die Jagd gehen und die meiste Zeit als Jägerinnen unter sich bleiben, bevor sie von einem Mann eines anderen Stammes auserkoren werden, um in dessen Väterkollektiv umzuziehen, wo sie dann, nachdem sie ihre Kinder abgestillt und den Vätern übergeben haben, wieder als Jägerinnen mit den anderen Frauen umherziehen.

Klingt absurd? Genauso seltsam muss jemanden, der die zeitgeistige Brille abgelegt hat, ein rein von Frauen geführter Staat vorkommen.

Der Feminismus war für den Staat ja ohnehin nie dazu gedacht, die Frauen an die Spitze des Staates zu befördern: Das war eher ein Beiprodukt. Er war dazu gedacht, die Frauen in die Wirtschaft zu drängen, um neue Besteuerungsbasen zu generieren oder feministisch gedeutet: Der Feminismus ist eine Erfindung des Patriarchats, um die Frauen ökonomisch auszubeuten.

Beste Grüße
Phoenix5


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