Philippinen

aemb, Samstag, 11.05.2019, 13:19 (vor 1810 Tagen) @ NST2249 Views
bearbeitet von aemb, Samstag, 11.05.2019, 14:02

Alternativlos ? Nein.


Wenn man in deutschen Medien je etwas über die Philippinen hört und sieht, dann über die Armut, die für ca. 1/3 der Bevölkerung bittere Realität ist, natürlich auch über die ausufernde (Drogen-) Kriminalität bzw. über die drakonischen Methoden, mit denen die Duterte-Regierung ihrer Herr zu werden versucht. Nicht zu vergessen natürlich die Heerscharen von Sex-Touristen, die eben diese Verhältnisse für sich zu nutzen versuchen.

Dieses Image der Philippinen hat dazu geführt, dass sich nur wenige deutsche Touristen hierhin verirren. Große Reiseveranstalter haben die Philippinen meist nicht im Programm und man muss daher einen Trip dorthin i.d.R. komplett selbst organisieren.

Die mehr als 7000 Inseln, die das Staatsgebiet der Philippinen ausmachen und von denen nur die wenigsten überhaupt einen Namen haben, bieten aber eine ganze Menge mehr als das Vorurteil suggeriert - sowohl für Touristen als auch für jene, die sich für eine dauerhafte Übersiedlung interessieren. Man sagt, auf den Philippinen kann man sowohl die schönsten als auch die hässlichsten Gegenden dieser Erde finden.

Ich habe mich seit Ende 2015 (aus den bekannten Gründen) mit dem Gedanken meiner Auswanderung beschäftigt und dabei sind die Philippinen recht schnell in die engere Wahl gekommen. Meine erste Reise war im April 2016 und seitdem bin ich in immer kürzeren Abständen hierher zurück gekommen. Ich habe eine wunderbare Filipina kennen gelernt und seit 2018 leben wir in der Nähe von Cebu City, der zweitgrößten Stadt der Philippinen, in einer Beachfront-Subdivision (gated community). Zunächst haben wir ein Haus dort gemietet und nach einem dreiviertel Jahr Suche dann dort ein für uns passendes Haus gekauft.

Warum nun ausgerechnet die Philippinen? Die zweit- bis viert-wichtigsten Gründe aus meiner Sicht sind: Kultur und Religion, Sprache und Schrift sowie die für Ausländer äußerst vorteilhaften VISA-Bedingungen. An erster Stelle stehen für mich aber eindeutig die philippinischen Frauen ... aber das ist schwer zu erklären und jeder muss es ggf. für sich selbst heraus finden <img src=" />

Die Philippinen sind der einzige christliche Staat in Asien. Dabei hat der Glauben hier einen sehr hohen Stellenwert, nicht nur "pro Forma", wie in vielen Ländern in Europa. Neben dem Vatikan sind die Philippinen der einzige Staat, in dem eine Ehescheidung grundsätzlich ausgeschlossen ist. Die katholische Kirche ist sehr mächtig und hat große Wirkkraft im positiven wie im negativen Sinne. Große Teile der Philippinen wurden durch die spanischen und später amerikanischen Besatzer kulturell geprägt.

Ca. 4 Prozent der Filipinos sind Muslime. Diese sind hauptsächlich im westlichen Teil von Mindanao und auf diversen Inseln in der Sulu-See (Jolo, Basilan) ansässig. Hierbei handelt es sich tatsächlich um strikte No-Go-Areas für Ausländer und man sollte dies unbedingt beachten. In Deutschland wenig bekannt (warum wohl?) ist die sog. "Schlacht um Marawi", die im Jahr 2017 für sechs Monate tobte. Weite Teile der 200.000 Einwohner-Stadt am Lake Lanao wurden damals von ca. 440 islamistischen "Kämpfern" unter Kontrolle gebracht. Diese wurden schließlich im Rahmen einer von der Duterte-Regierung äußerst umsichtig geführten militärischen Aktion bis auf den letzten Mann vernichtet, ohne jedoch die Zivilbevölkerung mehr als unvermeidbar in Mitleidenschaft zu ziehen.

Englisch ist offizielle Amtssprache und wird selbst in öffentlichen Schulen nicht nur gelehrt, sondern auch als Unterrichtssprache verwendet. Dabei wird selbstverständlich auch das lateinische Alphabet benutzt. Daneben gibt es eine Vielzahl von lokalen Sprachen bzw. Dialekten, von denen Tagalog, Cebuano und Chavacano die bekanntesten sind. Man muss sich aber nicht wirklich die Mühe machen, diese zu erlernen. Es reicht vollkommen aus, einige wenige Höflichkeitsfloskeln zu kennen - alles Weitere kann man mit bereits mittelmäßigem Schul-Englisch wirklich überall und mit jedem Gesprächspartner regeln.

Die philippinische Regierung ist sehr darum bemüht, aus Ihrer Sicht nützliche Ausländer ins Land zu holen. Eigens dafür wurde die "Philippines Retirement Authority" geschaffen. Diese bietet mit dem "SRRV"-Visa ein sehr attraktives Programm zur Erlangung einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis an. Es steht jedermann ab 35 Jahren offen und erfordert - neben einer zweifelsfrei geklärten Identität und einem unbescholtenem Leumund <img src=" /> - die Hinterlegung eines Betrages zwischen 10.000 und 50.000 USD (je nach Alter und beruflichem Status) bei einer philippinischen Bank, und die Zahlung einer einmaligen Bearbeitungs- sowie einer jährlichen Visa-Gebühr. Der hinterlegte Betrag wird zurückerstattet, falls das Visum zurück gegeben wird. Ausländische Einküfte müssen nicht versteuert werden und man kann auch eine Arbeitserlaubnis erhalten. Details unter pra.gov.ph

Ausländer können auf den Philippinen kein Eigentum an Land erwerben, ausgenommen sog. "Codominiums", also Etagenwohnungen in Hochhäusern. Dies hat dazu geführt, dass die Preise für Condos, speziell in den Metropolen, längst Weltniveau erreicht haben, während für "House and Lot" durchaus noch Schnäppchen-Preise möglich sind. In der Regel wird bei ausländischen Partnern das Lot auf den Namen der philippinischen (Ehe-)frau erworben, was natürlich diverse Risiken birgt. Prinzipiell sollte man nichts ohne guten Attorney unternehmen. Und selbst dann sollte man sich bewusst sein, dass die Philippinen eben kein Rechtsstaat in unserem Sinne sind und im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung der ausländische Part kaum jemals über den philippinischen obsiegen wird. Es empfiehlt sich also, das investierte Kapital in einem Rahmen zu halten, den man auch im Falle eines Totalverlustes wirtschaftlich überleben kann. Oder im Zweifel eben zu mieten.

Die Lebenshaltungskosten auf den Philippinen sind generell vergleichbar mit denen in Europa. Billiger wird es bei lokalen Produkten, wie z.B. frisch gefangenem Fisch (ca. 1€ bis 3€/Kg), ebenso Gemüse und Früchte vom Bauernmarkt. Alkohol (1 Liter Tanduay-Rum €1,80) und Zigaretten (?) sind ebenfalls erschwinglich. Ebenso jede Art von Dienstleistungen - klar, bei einem Mindestlohn von ca €10/Tag. Neuwagen sind billiger, dafür Gebrauchtwagen relativ teurer als in D. Stromkosten sind auf dem gleichen Niveau wie in D., da es hier und im Umkreis von mehr als tausend km keine Kernkraftwerke gibt. Laufende Kosten für unser Haus sind monatlich ca. €85 für Strom, Wasser, Association Dues (24/7 Roaming Security, Pool etc.) und unli 10 MBPS-Internet. Das Haus gab es für ca. 1/3 dessen, was ich im Jahre 2016 für den Verkauf eines gleichwertigen Hauses im Speckgürtel Berlin bekommen habe.

Exzellente medizinische Versorgung (z.B. Maayo-Klink) gibt es in Cebu-City. Allerdings sollte man hierfür ein paar Euro in Reserve halten, denn eine bezahlbare Krankenversicherung habe ich bisher noch nicht gefunden. Flüge von Berlin nach Cebu kann man derzeit mit Scoot via Singapur für ca. €220 oneway buchen.


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