Erklärung

nereus, Sonntag, 05.05.2019, 19:43 (vor 1808 Tagen) @ Nico2839 Views

Hallo Nico!

Du schreibst: In diesem Fall empfand ich es ausnahmsweise einmal als ein wenig mühselig, herauszufinden, was hier nun die Mitteilung ist, lieber nereus.

Schade! [[zwinker]]

Es ließe sich ja auch leicht behaupten, und auch kaum zu bestreiten, dass Porschefahrer dem gleichnamigen Konzern damit Vertrauen ausgesprochen haben, dass sie sich für eines deren Produkte entschieden haben. Eigentlich gründet doch jede menschliche Beziehung wie z.B. die Mitgliedschaft in einem Kegelklub auf Vertrauen, nicht wahr?

Richtig, aber nirgendwo wird das Vertrauen so allumfassend GEHANDELT und wirkt auf die HANDELNDEN zurück wie beim Geld.
Es ist eben ein Unterschied, ob man eine kleine hölzerne Überführung über einen 2 m breiten Bach baut, den man notfalls auch überspringen kann oder ob man eine Brücke in einer großen Metropole baut, bei der täglich 50.000 Fahrzeuge das Bauwerk passieren.

Die Feststellung, dass aber nun ausgerechnet jene Leute, welche kistenweise Banknoten in ihren Safes verwahren, mit dieser Handlung eine besondere Vertrauensseeligkeit beweisen, halte ich nun aber doch für recht ambitioniert.

Wo habe ich das geschrieben?
Von der Aufbewahrung von Banknoten habe ich nichts mitgeteilt.

Aber wenn Du das schon erwähnst.
Möglicherweise haben die Banknoten-Aufbewahrer das Vertrauen schon verloren.
Doch nur weil sie kein Vertrauen mehr haben, heißt dies ja nicht daß der Rest der Teilnehmer es auch nicht mehr hat.
Wenn dieser Fall jedoch eintritt, kann der Inhalt des Safes als Fidibus verwendet werden.
Das ist leider auch recht banal, aber nichtsdestoweniger wahr.

Ein Vertrauen, dass nicht über jenes Maß hinausgeht, welches jeglicher kooperativen Handlung zwangsläufig zugrunde liegen muss, kann kaum geeignet sein, das Wesen des Geldes zu charakterisieren.

Das ist aber genau der alles entscheidende Punkt!
Du redest vom Geldschleier und verweist in Deinem Link auf diesen Text, der da lautet:

Auffassung der klassischen Nationalökonomen, nach denen sich das Geld "wie ein Schleier" über die realen Vorgänge legt, an den ökonomisch relevanten relativen Preisen aber nichts ändert. Die Geldmenge beeinflusst also lediglich die absoluten Preise, verändert nur die nominellen Größen, hat aber keinen Einfluss auf die realen Größen (Quantitätstheorie).

Und nun? Was sagt uns das konkret?

Ehrlich gesagt, empfinde ich es als sogar regelrecht einfältig, und wenig sachkundig, an das Märchen vom auf Vertrauen gründenden Geld zu glauben.

Ja, das ist in der Tat ein Problem, wenn sich so furchtbar komplizierte Dinge als relativ simpel erweisen.
Da ist dann in der Tat der mystische Schleier weg.

Geldkrisen waren, sind und werden immer Vertrauenskrisen bleiben.
Doch warum ist das so?
An mangelndem Papier lag es wohl nie. [[freude]]

Wir wägen die sich anbietenden Optionen gegeneinander ab, und handeln dabei stets opportunistisch. Kreditinstitute heben sich damit hervor, genau darin besonders geschickt zu sein.

Was willst Du damit sagen?
Dass der Arzt das gestreckte Medikament verschreiben darf, weil es unterm Strich mehr einbringt? Wir vertrauen in der Regel auf den Arzt.
Dass der Architekt auf die nötigen Sicherheitsaspekte verzichten kann, weil schon der nächste große Auftrag wartet? Wir vertrauen in der Regel auf den Architekten.

Nur "läuft" dieses Vertrauen nicht gesamtgesellschaftlich "um" wie das Geld.
Die gepanschten Medikamente verursachen bei einer begrenzten Menge Patienten mehr oder weniger größeren Schaden.
Das unsachgemäß erstellte Gebäude erschlägt beim Einsturz 15 oder 50 Menschen, aber in der Stadt wohnen noch weitere 250.000 Leute.

Die malignen Metastasen des Geldes überwuchern über die Zeit jedoch die gesamte Gesellschaft, weil das Geld schrankenlos gilt.
DAS ist der entscheidende Punkt, der sich zu allen anderen kooperativen Vorgängen (siehe Beispiele oben) unterscheidet, weil diese eben nur mehr oder weniger begrenzt gelten.

Nun habe ich das alles auch nur schnell überflogen, weil es mir nicht anregend erschien, meinen Text so umformuliert noch einmal zu lesen. Vielleicht werde ich also noch im Nachhinein auf das aufmerksam, was ich bisher versäumt habe, zu bedenken.

Es ging mir um eine andere Darstellung des Geldbegriffs, der nicht nur hier immer weiter verkompliziert wird, was mir zunehmend Bauchschmerzen verursacht.

PS: Ist es nicht kurios, dass Geld gerne über das Vertrauen erklärt wird, um im nächsten Moment die fundamentale Bedeutung der Sicherheiten hervorzuheben?

Was ist daran kurios?
Weil die Menschen so sind, wie sie sind und man weiß, daß dieses Vertrauen immer wieder missbraucht wird, benötigt es ordentliche Buchhaltung, die klare Verhältnisse schafft, Sicherheiten auf die man im Notfall zurückgreifen kann und im Fall der Fälle die entsprechenden Konsequenzen durchsetzt.
Besser die Finger- und Zehenamputation als bei Nichthandeln die Zerstörung des ganzen Körpers.

Die ganzen ausufernden Gelderklärungen – bei denen man sich über Monate und Jahre in den Haaren liegen kann - sind nichts anderes als Schattenboxen.
Damit will ich nicht die Problematik von Detailfragen um das Geld herum negieren, aber unterm großen Strich ist die Sache ziemlich banal.

mfG
nereus


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