Wegen des Geldschleiers.

nereus, Sonntag, 05.05.2019, 10:09 (vor 1815 Tagen) @ Nico3365 Views

Hallo Nico!

Ich erlaube mir einmal Deine Argumentation mit einem Wortspiel zu untersetzen, um die Geld-Problematik zu erhellen.

Dabei definiere ich Geld, wie folgt:

1. Geld = umlauffähig gemachtes Vertrauen.
2. Vertrauen ist u.a. auch ein Begriff für Zahlungsbereitschaft oder Fair Play.

Und nun zu meiner Modifikation Deines Textes, wobei ich in Deinem Text Begriffsänderungen in Klammern gesetzt und diese manchmal noch ergänzt habe.

Als erstes scheint der Hinweis angebracht, dass der allgemeine Wohlstand in einer Volkswirtschaft im Wesentlichen von einem einzigen Faktor abhängt, und das ist die rein physische Produktivität der Bevölkerung.
Geld (VERTRAUEN) arbeitet nicht, es schraubt keine Autos zusammen, errichtet keine Gebäude oder dergleichen. Das Geldsystems (das System des GEGENSEITIGEN VERTAUENS), welches im Kern das System der doppelten Buchführung ist, koordiniert diese Prozesse, aber natürlich ohne dabei selbst Werte zu erzeugen.

Ergänzung: Die Buchhaltung koordiniert nicht nur diese Prozesse, sie schafft auch Transparenz und sollte ursprünglich dem Betrug vorbeugen.
Das Geld (VERTRAUEN) erschafft zwar keine materiellen Werte, aber es ist eine wesentliche Voraussetzung für solche Prozesse.
Kein Mensch würde Autos zusammenschrauben, wenn er nicht das VERTRAUEN darauf hätte, später für seine Arbeit Geld zu erhalten. Und kein Unternehmer würde Autofabriken errichten lassen, wenn er nicht darauf VERTRAUEN würde, das seine Produkte später auch für Geld (VERTRAUEN) verkauft würden.
Mit diesem Vertrauen können dann Anschlussgeschäfte (Urschuldbefriedigung u.a.) getätigt werden.
..

Es ist wohl der gute, alte Schleier des VERTRAUENS (Geldschleier), welcher den Blick verstellt, und zugleich die Sinne betört. Es kann aber immer nur die Arbeit sein, welche dem Geld seinen Glanz (dem VERTRAUEN seine Qualität) verleiht.
Das berühmte deutsche Wirtschaftswunder ereignete sich derweil unter heiterer monetärer Inflation (heiterem Vertrauensmissbrauch?? [[hae]] ).
Abgelöst wurde die Inflation (Vertrauensmissbrauch) dann von Arbeitslosigkeit (praktisch wirksamer Vertrauensverlust), aber die Ritter vom Orden der Geldwertstabilität (Stabilität des VERTRAUENS = Glaubwürdigkeit) kann auch das nicht schrecken.

Nun aber zu deinen Fragen, lieber Naclador!

Banknoten (Dokumente des VERTRAUENS) sind von ihrem Wesen her Staatsgeld (staatlich verordnetes VERTRAUEN), was sich an dem Fehlen von Zins (Risikoaufschlag für möglichen Vertrauensverlust) und Termin (Einlösung des Zahlungsversprechens) bereits erkennen läst. Die Termine (Einlösung von Zahlungsversprechen, um VERTRAUEN zu garantieren oder wenigstens wiederherzustellen) auf Seiten des Publikums sind eine andere Sache und ergeben sich auf verschiedenste Weise – die zu bezahlende Miete zum Beispiel.
..

Das Konzept einer Zentralbank ist dabei auch das beste mir bekannte System.
Hier geht es nur um die Frage, warum die Zentralbank dem Staat nicht die erforderliche Liquidität (Vorschuss für VERTRAUEN) bereitstellt, und ihn stattdessen auf den Privatsektor verweist.

Ergänzung: Wie kann man Vertrauen bereitstellen?
Vertrauen herstellen, kann man nur durch glaubwürdiges Handeln oder temporär durch Betrug/Täuschung,

Und warum führt staatliche Geldschöpfung (beliebig erweiterbarer Vorschuss von VERTRAUEN) per Druckerpresse in 100% der Fälle zu massiver Inflation (Vertrauensmissbrauch)?

Ergänzung: Tja, viel zu hohe Versprechen, welche niemals erfüllt werden können, müssen zu einem Zusammenbruch des VERTRAUENS führen.

Weil du die „staatliche Geldschöpfung (staatlich generierter Vorschuss für VERTRAUEN) per Druckerpresse“ auch nur an der Inflation (Vertrauensmissbrauch) überhaupt erst diagnostizierst, mein Freund.
Es ist nur dein Hirngespinst, dass es dieses Staatsgeld (Druckerpresse) [staatlich generierter Vorschuss für VERTRAUEN] überhaupt nicht gäbe, aber es gibt es überall und führt also nicht notwendigerweise zu Inflation (Vertrauensmissbrauch).
Es gilt zwei verschiedene Formen der Inflation (Vertrauensmissbrauch) zu unterscheiden: gleichbleibende Inflation (gleichbleibender Vertrauensmissbrauch) (vielleicht ja 10% z.B.) und Inflation (Vertrauensmissbrauch) mit steigenden Inflationsraten (ansteigender Vertrauensmissbrauch).
Letzteres deutet klar auf einen Devisenabfluss hin und dieser Devisenabfluss ist auch selbst das Problem. Es gibt also Inflation (Vertrauensmissbrauch), aber der Volkswirtschaft ginge es ohne diese Inflation (Vertrauensmissbrauch) auch nicht besser.

Ergänzung: Vertrauensmissbrauch soll nur Vertrauen induzieren. Am Problem selbst ändert sich nichts.

Die Inflation (der Vertrauensmissbrauch), von der du hier sprichst, resultiert aus dem Versuch, den Devisenabfluss mittels Notenpresse (verordnetes Vertrauen) zu stoppen. Dies ist aber grundsätzlich zum Scheitern verurteilt, weil die eigene Währung im Ausland kein Zahlungsmittel ist, also niemand dort damit seine Telefonrechnung bezahlen kann.

Bei Adolf hat das Gelddrucken (staatlich verordneter Vertrauensvorschuss) dann aber zunächst doch recht gut funktioniert, weil er wohl keine Devisen kaufen wollte, sondern Autobahnen errichten ließ. Nur hat er den verderblichen Fehler begangen, die Inflation (Vertrauensmissbrauch) zu unterdrücken. Das führt nämlich unweigerlich dazu, dass sich wirtschaften immer weniger lohnt, weil die Preise zu niedrig bleiben um noch zu verkaufen. Wichtig bleibt immer, dass die Notenpresse (verordnetes Vertrauen) nicht für den Kauf von Devisen (Vertrauen von Ausländern) genutzt wird, sondern nur für inländische Vorhaben (Vertrauen von Inländern).

Ergänzung: Das gilt notwendigerweise auch für Devisen. Wird anderswo Geld betrügerisch in Umlauf gebracht oder resultiert es aus seriöser Buchhaltung?
..

Im Grunde gibt es kein Geld (VERTRAUEN), sondern nur Angebot und Nachfrage.

Ergänzung: Dann streichen wir einmal das Vertrauen aus diesem Konzept mit Angebot und Nachfrage.
Da dürfte schlagartig klar werden, daß es so bestimmt nicht funktioniert.
Gerade die Nachfrage basiert ebenfalls auf Vertrauen, denn mangelhafte (wenig Vertrauen erweckende) Produkte werden selten den Markt räumen, außer in Notzeiten.
Aber hier kann man ja mit Täuschung (Werbung) nachhelfen, gell!

Angebot und Nachfrage determinieren bekanntlich die Preise, also die Inflation (Vertrauensmissbrauch).
Die zusätzliche Nachfrage (größer werdendes Vertrauen) endete, weil statt zinsfreier Banknoten verzinste Staatsanleihen (mit Risikoaufschlag versehene nicht einlösbare Zahlungsversprechen = Vertrauensbruch) emittiert wurden. Nach und nach fraßen die Zinsen die zusätzliche Nachfrage auf, weil die zusätzlichen Staatsanleihen nur noch den Zins darstellen.

Ergänzung: Die immer größer werdende Zinslast ist nur das Phänomen des permanenten Vertrauensbruchs, so wie das Fieber eine Krankheit diagnostiziert.

Es gilt sich vor Augen zu führen, dass Geld nicht kauft, sondern erst entsteht, wenn gekauft wird.

Ergänzung: Es gilt sich vor allem vor Augen zu führen, was Geld in Wirklichkeit ist.
Dokumentiertes VERTRAUEN – einzuhaltendes Zahlungs- und Leistungsversprechen.
Wer diesen Grundsatz nicht erkennen kann, wird höchstwahrscheinlich sowohl bei der Diagnose scheitern als auch bei der Heilung der Krankheit.
Würden EHRLICHE Rechnungen immer TERMINGETREU bezahlt, gäbe es diese ganzen Geld-Probleme nicht.

Im Bankensystem kommt es im Nachhinein zu Prozessen des Saldierens, was die Geldmenge (Menge der umlaufenden Zahlungsversprechen) wieder reduziert.

Ja.
Banken organisieren nur die Gesamtheit und das Funktionieren des gesellschaftlichen VERTRAUENS.
Es liegt an deren Teilnehmern ehrlich miteinander umzugehen oder eben auch betrügerisch, was natürlich auch bedeuten kann, das die Organisatoren selbst betrügen.

Die von mir beschriebenen Qualitäten von Vertrauen, Vertrauensmissbrauch und Vertrauensbruch beinhalten ebenso die Quantitäten.

Oder einfacher ausgedrückt.
Kleiner Beschiss = kleiner Schaden.
Großer Beschiss = großer Schaden.

[[zwinker]]

mfG
nereus


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