Malta Tourismus

Rain, Freitag, 03.05.2019, 15:34 (vor 1814 Tagen) @ Rain3676 Views

Ihr Lieben,

in 1991, als ich zum ersten mal auf Malta war, sah ich eine liebenswerte, schrullige, freundliche, kleinteilige Insel.

Früher ein Zentrum der Johanniter, besetzt von katholischen Orden, angegriffen von und verteidigt gegen Türken, bat Malta England um Hilfe, die gegeben wurde.

Das Leben war britisch geprägt, englisch ist die zweite Amtssprache, das maltesische Essen ist einfach, frugal, geprägt von Fisch, Kaninchen, Oliven, Bohnen, Obst, wenigem aber schwerem Wein. Mit den Engländern kam Tee dazu, Eier und Speck.

Die Insel war verkehrstechnisch so gut erschlossen, daß man mit einem Auto überall hinkam, der Verkehr war ruhig, es fuhren regelmäßig Busse, die gefühlt 50 Jahre alt waren.

Hauptattraktionen waren die Kirchen und die megalithischen Tempel, die frei zugänglich waren, nur mit Zäunen gesichert, nicht wegen der Touristen, sondern wegen der Bauern, die dort lieber gepflanzt hätten.

Kleine Anekdote: Es konnte schon mal passieren, daß der Präsident bei einer Veranstaltung ins Wasser geschubst wurde, weil er zu nah am Kai stand. Dann hat er gelacht und ist wieder ans Ufer gestiegen.

Als ich im Jahr 2000 dort war, begann der Aufbau des Tourismusses, die Buchten waren noch relativ frei, bebaut nur von Häusern der Einheimischen. Vereinzelt sah man Rohbauten von Hotels.

Die Malteser hatten damals aber schon erkannt, dass mit Touristen Geld zu machen ist und versuchten, auch unehrlich, Gelder aus ihnen heraus zu pressen.

Die Tempel wurden geschützt, es wurden überall Stege eingebaut, die nicht mehr verlassen werden durften, an jedem Tempel standen Wächter.

Während 1991 die Malteser es entschieden von sich wiesen, sich mit Touristinnen einzulassen, hatte sich das 2000 komplett gedreht, junge Malteser sahen Touristinnen als Eintrittskarte in ein besseres Leben.

Heute ist der Tourismus der größte Wirtschaftsfaktor: In 2018 kamen 2,6 Millionen Touristen ins Land. (Wikipedia vermeldet noch 1 Million). Der Tourismus wird weiter ausgebaut, es sind 22 weitere Routen aus 13 weiteren Ländern im letzten Jahr geschaffen worden.

Malta war immer wasserarm, diesmal fehlte jeder Warnhinweis auf fehlendes Wasser, das Wasser im Hotel war extem weich, was auf einer Insel, die aus Kalk besteht, nur möglich ist, wenn in großen Mengen Regenwasser aufgefangen und aufbereitet wird, oder Meerwasser entsalzen wird. Anlagen hierzu hab ich keine gesehen.

2,6 Millionen Touristen, die im Durchschnitt 10 Tage bleiben, wenn wir die Saison mit 8 Monaten annehmen, entspricht einer Mehrbelastung von 72.200 Menschen, damit 16 %.

Das führt dazu, daß der Verkehr zusammenbricht.

Mit einem Mietwagen nach Valletta hinein zu fahren, ist ein Graus, die Straßen sind eng, der Verkehr ist heftigst rushhourmäßig, und das etwa 10 km weit.

Für 20 km mit dem Bus braucht man locker anderthalb Stunden. Und das im Stehen, da die Busse komplett überfüllt sind.

Im Norden sind die Straßen mittlerweile gut ausgebaut, führen allerdings durch Berg und Tal, die Busse sind untermotorisiert, so daß selbst bei freien Straßen eine Geschwindigkeit von 50 km selten überschritten wird.

In den Städten ist ein Ausbau der Straßen unmöglich, weil die Häuser direkt an die Straßen gebaut sind, teilweise mit 50 cm breiten Gehwegen. Die Autos parken am Straßenrand, der fließende Verkehr nutzt den Rest, teilweise mit cm-Abstand zum Gegenverkehr.

Am wenigsten schaden Touristen der Insel, wenn sie vom Flughafen zum Hotel fahren und dort bleiben, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen.


Beste Grüsse

Rain

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Der Rechtsstaat ist wie die Luft: Unsichtbar aber essentiell.


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