Was wäre denn der richtige Rechenfehler?

Naclador, Göttingen, Dienstag, 30.04.2019, 08:56 (vor 1816 Tagen) @ Mephistopheles1638 Views

Hallo Mephistopheles,

Nicht jedes Vermögen besteht aus Schuldscheinen.
Beisp: Da hat einer ein Grundstück und verkauft das für 1 Mio $. Dann
hat er ein Mio $ Vermögen. Dolle Idee, denkt sich sein Neidbar, mach ich
auch. Verkauft sein Grundstück ebenfalls für 1 Mio $.
Die anderen denken sich, tztztz.... was die bloß machen, das nimmt
bestimmt nochmal ein schlimmes Ende (womit sie zwar recht haben, aber nicht
wissen, warum), und denken nicht im Traum daran, ihr Grundstück zu
verkaufen, haben aber plötzlich - Ei der Daus! - auch 1 Mio Vermögen.

Das ist eigentlich unrichtig und mal wieder der schlampigen Verwendung von Begriffen geschuldet. Er hat natürlich die Million nicht, sondern ein Grundstück "im Wert von", das man ihm bei Bedarf wegnehmen könnte, und das ihm deswegen Kreditwürdigkeit beschert.

Das, was du gesagt hast, trifft nur auf Geldvermögen zu, es gibt aber
immer unverschuldetes Vermögen und das ist immer größer als das
Geldvermögen.

Das ist eine interessante Frage. Wie kommst Du zu der Behauptung, das unverschuldete Vermögen sei immer größer als das Geldvermögen? Und welche Vermögen sind unverschuldet? Grundstücke jedenfalls nicht, denn aus deren Besitz heraus ist der Besitzer dem Staat eine Grundsteuer schuldig.

Was ist mit den impliziten Einkünften, die sich aus in der Zukunft
einzulösenden Arbeitseinkommen ergeben?

Auch die sind häufig bereits verpfändet, stellen sie doch die Sicherheit für die meisten Immobilien- und Verbraucherkredite, sowie natürlich für die Urschuld des Arbeitenden und ggf. weiterer Haushaltsmitglieder.

Also alles in Butter und die Vermögen sind immer größer als die
Schulden?

Nicht ganz. Bei zunehmender Ungleichheit, wenn sich die Schulden bei einem
Teil de Bevölkerung anhäufen und bei anderen Teil die Vermögen, dann
steigt das Risiko, dass die Schulden als uneinbringbar gelten und die
Schuldner keine Chance mehr sehen, ihre Schulden jemals bedienen zu
können. Das ist dann die Zeit, wo nach Enteignungen gerufen wird. Was die
Enteigner aber übersehen, ist dass gleichzeitig mit der Enteignung die
Vermögenswerte ins Bodenlose sinken und hinterher alle verblüfft
feststellen, dass endlich Gleichheit eingekehrt ist: Jetzt haben nämlich
alle nichts.

Stimmt zwar, aber diese Situation ist für die meisten Menschen deutlich erträglicher, als wenn einer alles hat und alle anderen nichts.

In hoffnungsloser Lage hat der überschuldete Teil der Gesellschaft stets nur noch die Wahl zwischen Raub und Gläubigermord, und aus genau solchen Lagen entsprangen die meisten großen Menschheitsverbrechen. Aus der Sicht der Hoffnungslosen mag es aber wie Notwehr ausgesehen haben...

Gruß,
Naclador

--
"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung