Siber, Sold und solche Sachen

Silke, Montag, 22.04.2019, 00:46 (vor 1831 Tagen) @ Ashitaka1753 Views
bearbeitet von Silke, Montag, 22.04.2019, 00:52

Danke für die gelungene Antwort, lieber Ashitaka,

für die Bestätigungen, Einsortierungen und für die zusätzlichen Denkanstöße.
Du hast das jetzt noch einmal sehr gut verständlich und strukturiert zusammen gefasst und um wichtige Aussagen ergänzt.

Mit jedem zusätzlich gelieferten Shekel konnten
Verwendungsentscheidungen durch den Abgabenherrn getroffen werden, die
primär der Ausweitung bzw. Festigung seiner Machtstrukturen dienten.
Die
zuvor räumlichen und zeitlichen Grenzen, die sich aus der Verwaltbarkeit
der Naturalabgabeneinheiten ergaben, standen ihm damit nicht mehr im
Wege.

Dieser Aspekt war mir bisher noch nicht so klar.

So erst konnte er seine Söldnermärkte ausbauen und die immensen Schulden
für die Rekrutierungen der aus dem Umland und den entferntesten Regionen
angereisten Söldnertruppen mit Silbereinheiten bezahlen, von denen alle
seine Gläubiger wussten, dass sie die Eigenschaft "Geld" (Machtposition)
nach Aushändigung an den Söldner (der Erfüllung, Übertragung) über
jede räumliche Entfernung zu jedem zukünftigen Termin bewahren werden.

Zumindest in den Territorien, wo Silber als Tribut von diesem oder jenem Zwingherrn gefordert wurde.

"Aus Tributen selbst"folgt" ökonomisch noch garnichts - außer der bekannten Surplus-Produktion, siehe auch die Praekolumbianer. Ökonomischen Drive hat die Chose doch erst erhalten, nachdem die HERRscher in Mesopot zwei Trouvaillen machten:
1. Das Hochbuchen der Schuld, sofern IST < SOLL (vgl. die allerälteste bekannte Nennung von"Schuld" in der Königsinschrift von Umma, das dem benachbarten Stadtstaat Lagash eine Mega-Zinseszins-Rechnung präsentierte und anschließend - wg. Nichtzhalung - vernichtete)
2. Das Silber als per"royal tariffs" in Parität zu Naturalien gebrachtes Abgabengut.
dottore

Vor der Dekretierung muss man aber erst einmal darauf kommen, dieses als
Abgabegut zu dekretieren.


Der Abgabenherr. Er setzte beim Silber mit der Dekretierung der
Eigenschaft "Geld" die Dynamik der Märkte (Söldnermärkte als ersten
Märkte) in Gang.

Warum es Silber und nicht Palladium, Platin, sonst was wurde?
Wahrscheinlich hat @dottore Recht:
Re: Wie ist das Silbergeld entstanden? Altmeister Hammurapi antwortet

Wozu hätte Wgn noch Zeit in seinen Blog investieren sollen, wenn er
zugegeben hätte, dass Dottores Erklärungen zu dem Zeitpunkt in sich
bereits absolut schlüssig gewesen sind? Man muss sich auch mal in den
Fragesteller versetzen.

Ok.

Ich denke jeder konnte sich dank Dottores Erklärungen und geschichtlichen
Nachweiserbringungen schon damals der Tatsache bewusst werden, dass der
Abgabenherr sowohl derjenige war, der das Silber von den Abgabepflichtigen
anzog (über Tarife als Abgabeneinheit akzeptierte bzw. extern als Tribut
forderte), als auch derjenige war, der es in großen Massen in alle Ecken
seines Machtgebietes gleichzeitig abstieß (indem er seine Schulden darin
bezahlte, das Silber und die ihm anhaftende Eigenschaft "Geld" auf die
Gläubiger übertrug). Die ganze Mystik und Faszination an einer Erklärung
des Rödelns aus der Rödelei heraus löst sich dank Dottore in Luft auf.
Niemand muss mehr seine Lebzeit mit ad absurdum geführten Rödeleitheorien
verschwenden.

Schon gut.[[top]]

Aber nicht nur Blogger würden damit ihre bis dahin intellektuell
überzeugenden Gedanken über das Rödeln begraben. Auch
Wirtschaftswissenschaftler wie Gunnar Heinsohn würden es nicht
überstehen, wenn sie öffentlich die Erkenntnis vertreten würden, dass
ein Geld(system) sinnbildlich in keinem Gesellschaftsvertrag geregelt wurde
und auch keiner privaten Natur ist, sondern erwiesen als
Machtakt/Machtkreislauf über den Krieg (Origin of War) von oben (den
Abgabeherrn) durch Gewaltmaximierung in Gang gesetzt wurde.

Manche wollen nach getaner Arbeit einfach mal die Zeit genießen und in
Ruhe oder des Ansehens wegen in Talkshows sitzen. Jedem seine
Erfüllung.

Ach, ich denke, jeder hat seinen Preis im System, da er nur einmal lebt und Verpflichtungen gegen die Seinen haben mag.
Seine Lebenszeit mit Debitismusforschung zu verbringen ist doch ein sehr privates und spezielles Vergnügen für eher wenige Menschen, mit dem sich kein Geld verdienen läßt.

Danke jedenfalls für die prompte und gute Antwort.

Liebe Grüße
und beste Wünsche für das, was du dir weiter so vornimmst.
Silke

PS.
Der Georg Friedrich Knapp hat ja das von dir verstärkt hier eingeführte Wertauftragen (Geldsummen) auf Geldträger damals auch schon beschrieben...
"Der Staat ist es, der... aus diesen oder jenen Gründen erklärt, daß die Eigenschaft, Zahlungsmittel [Zahlmarke, Mark] zu sein, an bestimmten gezeichneten Stücken als solchen hafte, und nicht am Stoff der Stücke. Er schafft also diesen Tatbestand, den er kraft seiner Gerichtsherrlichkeit [Macht] aufrecht hält, mögen die Leute sagen, was sie wollen."
Georg Friedrich Knapp, Staatliche Theorie des Geldes, 4. Aufl. S.32


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