Ich weiß nicht wie ich diese Abstraktion noch besser beschreiben soll

Silke, Samstag, 20.04.2019, 11:51 (vor 1825 Tagen) @ BerndBorchert5277 Views
bearbeitet von Silke, Samstag, 20.04.2019, 12:44

zur besseren Unterscheidung von Beurkundetem und Beurkundendem.
Ich komme ja selbst mit dem Thema nicht weiter, weiss aber, dass es sehr wichtig ist.

Lieber Bernd,

es war eben nicht das Ding Silber das Geld/die Abgabe sondern nur der Geldträger, auf dem der Wert aufgetragen wurde durch die Dekretierung zum Abgabemittel.
Mit soundsoviel Silber derundder Art konnte man soundsoviel Teile der Abgabenschuldsumme zu demundem Termin tilgen.

Soundsoviel Substanz, die das gleiche Gewicht wie die 180 Gerstenkörnern aufwiesen entsprachen der entsprechenden Geldsumme 1 Shekel.
Die Abgabeschuld lautete im Silberstandard auf Shekel (standartisiertes Silber oder Gerste) wie bei dir heute auf Euro und nicht auf Papier, Kupfer, Silber oder Gold.

Gerste war eine perfekte Naturalabgabe - konnte man essen oder sähen um später mehr davon essen zu können. Das geht mit Silber nicht.

"> Es ist nicht zu erklären, weshalb ein Herrscher Silber anstelle Getreides

als Abgabengut einfordern sollte, wenn dies nicht bereits Geld ist.

Geld konnte in Mesopot unmöglich "Geld" sein, da es dort nirgends Silbervorkommen bzw. -minen gab.
Warum kommt der Ausdruck "Shekel" vom akkadischen "she'.."
Und das heißt nun mal Gerste."

Auch ein Herrscher ist darauf angewiesen, die bestmöglichen Mittel zur
Verfügung zu haben, um seine Ausgaben zu tätigen (Söldner,
Repräsantativbauten, Infrastruktur etc.).

Wieso "auch" ein Herrscher? NUR der Herrscher (Staatsmacht). Sein Haus bauen kann jeder selbst und hat es auch getan und alles andere wäre privat zu bewältigen. Nur die bekannten Mega-Bauten nicht. Die hat ein "Privatmann" in Auftrag gegeben?
Allerdings: Den Söldner kann sich nur die Staatsmacht leisten (und sie braucht ihn auch, um ihre Machtmonopol zu sichern) - aber wie ihn mit 1000 kg Gerste bezahlen?
Genau DAS ist der Gag, weshalb überhaupt im großen Stil Silber kursant wird.
In der Peloponnes wurden täglich bis zu 8000 Söldner umgesetzt. Der Markt für Söldner war der mit Abstand größte in der Antike (heute: Öl).

In bezug auf das Kriterium seiner Wahl unterscheidet er sich nicht
prinzipiell von den Wahlkriterien anderer.

Warum hatten die Praekolumbianer kein "Geld" - hätte ihnen doch das Leben erleichtert oder nicht?
@dottore

Es hatte die Funktion "Steuerzahlungsmittel" wie auch die anderen üblichen Geldfunktionen wie z.B. Wertaufbewahrungsmittel (wenn das ZMS, das diesen "nicht intrinsischen" Wert des Metalls ja erst definierte und garantierte überhaupt historisch Bestand hatte).
Funktionen sind aber bekanntlich nicht das Wesen.
Fahrzeug ist nicht das Wesen eines Automobils sondern das "nutzen eines Verbrennungsmotors zum fahren" ist sein Wesen im Gegensatz zum Fahrzeug Fahrrad "nutzen von Muskelkraft zum fahren".

Mit Geld als Ding (Silber). Auch wenn damit Schulden getilgt werden
können, bleibt es ein Ding-Geldsystem.

Silber war nicht das Geld sondern der Geldträger wie später Gold, Papier und EDV-Einheiten.

Ein Schuldgeldsystem sähe anders aus: Der Machthaber bezahlt einen Teil
seiner Ausgaben (inkl. Söldner ) mit Tontafeln, auf denen ein Anspruch auf
so-und-so-viel Silber (oder Gerste) aus den Steuereinnahmen vom nächsten
oder übernächsten Jahr beurkundet ist (mit Termin). Diese Tontafeln
können vom jeweiligen Besitzer dann selber zum Bezahlen verwendet werden,
d.h. sie würden ein Geldsystem darstellen, das aus debitistischer Sicht
auch diesen Namen "Geld" verdient.

Nicht irgendwelche, sondern beglaubigte Tontafeln...fälschungssichere Beurkundungen
Es gab ja wohl auch umlaufende (abgegriffen aufgefundene) Tafelchen, aber wer konnte diese ausser den Schreibern lesen?
Und die damals für Machthalter wichtigen Söldner brauchten international akzeptierte Geldstücke, also das als Sold, was in ihrer Heimat und Umgebung als Tribut gefordert wurde und das waren eben keine Tontafeln sondern bestimmte Abgabesummen, ausgedrückz in bestimmten Mengen von standardisiertem Silber.

Es wäre interessant zu wissen, ob es ein solches Schuldgeldsystem damals
schon gab, zu erkennen z.B. an solchen Tontafeln.

Private Zahlungsmittel? bzw. wohl eher Dokumentationen von Verträgen.
Die sind dann aber ja kein Geld.
Andererseit sind ja unsere Euroscheine auch nur Beurkundungen von Schulden die von der ZB nur gegen Übereignung von besicherten Forderungen (Repo) oder Eigentumstitel im Ankauf heraus gegeben werden.

Dein damaliges "Schuldgeldsystem" beruhte auf der Abgabeerhebung ex nihilo und waffenbewehrten zwingenden -eintreibung derselben mit üblen Zinssätzen für die Leihe des bei vielen Abgabepflichtigen zum Termin nicht vorhandenen Abgabegutes und noch übleren Sanktionen bei Nichterfüllung der Forderungen.

Ich habe halt auch nicht wirklich viel Ahnung von der Materie sondern nutze das Forum samt Sammlung und die weniger ergiebigen externen Quellen (weil diese wieder alle durch die Brille der Tauschtheorie betrachtet geschrieben sind und erst in "Debitistisch" übersetzt werden müssen.

@Naclador seine Priesterabgabetheorie hat auch interessante Denkansätze aber eben auch projizierte Denkinhalte aus der Moderne ins Altertum.

Ich werde mich mal weiter kundig machen bis ich es verstanden habe.

Ein interessanter Denkansatz vom @dottore ist noch der Fakt, dass ja keine Herrscher aus der autochtonen Bevölkerung des Schwemmlandes Mesopotamiens entstanden sein dürften sondern stets von den Bergen oder Wüsten (die brachten entsprechend harte Knochen wie den Sargon von Akkad und seine ganzen Vorgänger, die Herrscher der sich ständig bekriegenden Stadtstaaten, hervor) herein polterten, überlagerten und damit ihre Wertvorstellungen mitbrachten und Silber kam nun einmal aus den Bergen.
Die Oasenkultur (Oxus-Kultur) übrigens auch, die laut offizieller Lehrmeinung überhaupt gar nichts mit den Sumerern gemein gehabt habe.
Sie waren hoch kultiviert und verschwanden, als zeitgleich just in Mesopot die Sumerer wie aus dem Nichts auftauchten.
Ähnlichkeiten zwischen Ubaid/Obed und Oasen/Oxus?
Natürlich angeblich kein bisschen...

Liebe Grüße
Silke


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