Gegen Gleichgültigkeit und Desinteresse ist kein Kraut gewachsen

Tempranillo, Donnerstag, 18.04.2019, 12:10 (vor 1828 Tagen) @ Taurec3177 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 18.04.2019, 12:14

Hallo Taurec,

Du hast bestimmt geahnt, daß mir Dein Beitrag aus der Seele sprechen wird, obwohl ich betonfester Atheist bin, aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Man kann katholische Bauten, also Werke einer Religion, die und mehr noch deren Repräsentanten man haßt wie die Pest, vor allem, wenn es sich um Deutsche handelt, bewundern und an ihnen hängen, wie man an den Kantaten, Passionen und Messen eines Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Berlioz und Verdi hängt.

Einer der stärksten Eindrücke meines Lebens war der Petersdom, dessen Inneres ich als steingewordenes barockes Welttheater zur Verherrlichung Gottes empfunden habe; als Ausdruck eines aus dem Inneren kommenden Wunsches, dort oben, überm Sternenzelt möge ein die Geschicke der Menschheit zum Guten lenkender Vater wohnen.

Noch überwältigender als das Innere des Petersdoms war nur noch das Opernhaus von Versailles. Warum es mir so großen Eindruck gemacht hat, liegt möglicherweise daran, daß ich es in seiner Schönheit und künstlerischen Gestaltung als nicht mehr ganz von dieser Welt empfunden habe.

Die beliebige Vorwände ins Feld führende Gleichgültigkeit gegenüber dem Besten, was die Menschheit hervorgebracht hat, wozu selbstverständlich auch die Kathedrale von Notre Dame gehört, betrachte ich als zutiefst barbarisch.

Diese Einstellung ist in Deutschland leider allzu weit verbreitet. Ob es mit dem zum besoffenen Stumpfsinn neigenden deutschen Wesen zu tun hat, oder Folge der Amerikanisierung ist, darauf habe ich noch keine eindeutige Antwort gefunden. Vermutlich beides.

Die Amerikanisierung war möglicherweise deshalb so erfolgreich, weil die Sieger verstanden haben, das Animalische, Bauch-, Unterleibs- und Portmonnaiegesteuerte des Deutschen zu kitzeln und dem Ganzen eine Verpackung zu geben, die das Muffig-Spießige des Konservatismus mit Marktwirtschaft, Mutterkult und M...enkultur verbindet.

Vergleicht man, wie hierzulande und beim Erbfeind auf den Verlust des europäischen Kulturerbes reagiert wird, fällt der Vergleich wieder einmal nicht zum Vorteil Deutschlands aus.

In Paris wird es ein Gedenkkonzert mit Werken von Dvorak, Bach und Beethoven geben.

Wäre das nicht Anlaß, sich über deutsche Exporterfolge Gedanken zu machen, und ob es nicht vielleicht noch anderes, wichtigeres gibt als Audi, BMW, Daimler-Benz und Porsche, das sogar den Vorteil hat, uns anders zu präsentieren, denn als ewiges Tätervolk?

Es ist der selbe
Ungeist, der nach der Verwüstung deutscher Städte die Gelegenheit
begrüßte, auch den Rest zu planieren, um modernistische Stadtkonzepte zu
verwirklichen und anstelle der Kirchen Einkaufszentren zu errichten.

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Wer der eigenen Kultur so entfremdet ist, sollte zu diesen Themen besser
schweigen.

So weit gehe ich nicht und empfehle stattdessen, sich endlich an Bücher, Schallplatten, CDs und Videos machen. Aber solche, bei denen es nicht um Pornos oder US-Filme geht.

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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