Soeben Mail erhalten

D-Marker, Freitag, 12.04.2019, 15:44 (vor 1841 Tagen) @ Naclador3658 Views

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Egal, was man persönlich von Assange hält: In einem CIA-Folterkeller zu
verschwinden, das hat er nicht verdient.

Hier der Inhalt:

Liebe Leser,

Um 10:40 Uhr Ortszeit am Donnerstag drangen britische Polizisten in Zivil in die ecuadorianische Botschaft in London ein, zerrten den dort seit sieben Jahren ausharrenden WikiLeaks-Gründer Julian Assange an Händen und Füßen heraus und schoben ihn in einen Polizei-Bus mit abgedunkelten Scheiben. Das mit dem "Eindringen" muss an dieser Stelle relativiert werden: der Botschafter habe die Geheimpolizei "eingeladen".

Die Bilder der Festnahme gingen um die Welt. Sehr zum Leidwesen des deutschen Mainstreams. Denn das einzige Kamerateam, das sich zu dem Zeitpunkt vor Ort befand, war die Videoagentur Ruptly. Allein und exklusiv. Das hat viel Geduld und langes Ausharren erfordert, aber tage-, manchmal wochenlanges ‚Stake Out‘ gehört eben zum Pflicht-Repertoire im News-Geschäft. Warum sollte es für deutsche Qualitätsmedien ein Problem sein, sich das heiße Bildmaterial von Ruptly zu holen? Na ja, sie ist eine Tochterfirma von RT. Sie verstehen schon. "Kauft nicht beim Russen."

Denn allein der Gedanke, Ruptly mit der Quellenangabe Credtis geben zu müssen, sorgt offenbar in den Redaktionsstuben von München über Hamburg bis Berlin für Bauchkrämpfe. Was tun, wenn ausgerechnet eine RT-Tochter über die Exklusivbilder von der Festnahme der WikiLeaks-Legende verfügte?

Spiegel und Bild fanden, sagen wir mal, "kreative Lösungen" zur Umgehung der nervigen Frage nach der Quelle der allseits begehrten Aufnahmen. Die Redakteure des Hamburger Wochenblatts schnappten sich den Clip von CNN. Doch wo hatte CNN das Video erworben? Richtig, bei Ruptly. Und so strahlte CNN die Bilder konditionsgemäß mit dem gut sichtbaren Ruptly-Logo aus. Was machten die Spiegel-Redakteure? Sie ließen das CNN-Logo drin und überdeckten den Quellenhinweis Ruptly mit der eigens kreierten Einblendung "Earlier". Relotius hätte es nicht besser machen können.

Bild ging ähnlich professionell und rechtsbewusst vor: das Axel-Springer-Blatt klaute einfach das Video von Ruptly und zoomte, wie ein Hobby-YouTouber, das Logo heraus – auf Kosten der Bildauflösung. Allerdings etwas ungeschickt, denn ein Teil des Logos blieb sichtbar. Die unter dem Player angegebene "Quelle:" enthielt nur gähnende Leere. Doch Bild wäre nicht Bild, wenn sie dem ganzen Debakel nicht noch ein weiteres kleines Krönchen aufgesetzt hätte. Dem so zusammengeholzten Clip wurde noch ein 30-sekündiger Werbespot vorangesetzt. Klauen und das geklaute Eigentum auch noch kommerziell verwursten – eine kühne Innovation des Axel-Springer-Hauses und ein frischer, kreativer Wind in der Urheberrechtsdebatte.

Ich wünsche Ihnen eine bereichernde und spannende Lektüre mit unserem Newsletter.

Ivan Rodionov, RT Deutsch-Chefredakteur


Feix
D-Marker

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https://www.youtube.com/watch?v=LqB2b223mOM


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