Die Oper ist kein Boxkampf

Tempranillo, Montag, 08.04.2019, 22:57 (vor 1842 Tagen) @ neptun2877 Views

Hallo Neptun,

besonders das hier ...

Besser wäre, den jeweiligen Interpreten in seiner Individualität zu

schätzen und zu akzeptieren, daß es für ein und dasselbe Stück
verschiedene Möglichkeiten der Darstellung gibt, von denen die meisten,
ein gewisses Niveau vorausgesetzt, ihre Berechtigung haben.

... kann ich vorbehaltlos unterschreiben.

Wenigstens einer hat verstanden, was ich sagen wollte. Danke.


Aber genau dieses berücksichtigend sind (nicht nur) Deine Aussagen z.B.
bezügl. Gulda und Horowitz meiner Meinung nach entsprechend zu
relativieren, selbst wenn ich das Paket Gulda/Chopin persönlich auch so
empfinde; das ist dann aber mein Geschmack:

Phantastisch interessant wäre zum Beispiel ein Vergleich, wie Argerich und Benedetti-Michelangeli Chopin spielen. Beide Herangehensweisen sind für mich völlig überzeugend, und ich könnte nicht sagen, was ich besser finde. Der Italiener wirkt unerhört reflektiert, strukturiert und auf intellektuelle Weise raffiniert, etwa bei den Mazurkas, aber Argerich ist wie immer durch ihre Spontaneität und wilde Unbedingtheit eine Klasse für sich.

Ich lehne ganz entschieden die (unter den meisten Klassikern) verbreitete
Meinung ab: "Den Sowieso muß man so und so spielen bzw.
interpretieren!"

Was ich als ganz besonders unangenehm empfinde, ist die bei Opernfreunden übliche Neigung, den einen gegen den anderen auszuspielen. *Aber di Stefano hat in seiner Glanzzeit das hohe C noch strahlender gesungen als Bergonzi, Corelli und Björling, und Dietrich Fischer-Dieskaus Textverständlichkeit war um Längen besser als bei Quasthoff, Goerne oder Gerhaher.*

Als würden sie über Boxer diskutieren: *Cassius Clays linke Führhand war in ihrer Präzision unerreicht.* Ein anderer: *Joe Fraziers rechte Gerade und Aufwärtshaken hätten Clay auf die Bretter geschickt, wäre nicht der Ringrichter auf seiner Seite gewesen.*

Danke für Deinen Beitrag.

Danke für das Verständnis!

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung