Nominalismus und Realismus

Falkenauge, Samstag, 06.04.2019, 20:18 (vor 1809 Tagen) @ Tempranillo1940 Views

Das krieg' ich nicht runter, suche den Fehler aber bei mir und meiner
mangelnden Fähigkeit, Hegel zu verstehen. Mit Baudrillard und Bourdieu
geht's mir genauso.


Es geht im Grunde um die Frage des Nominalismus oder des Realismus im Denken. Der Nominalismus hat sich eigentlich im ganzen modernen Denken seit dem Ende der Scholastik durchgesetzt: die Begriffe seien subjektive Namen (nomina), mit denen man sich ein Ordnungssystem in der verwirrenden Vielfalt des Daseins schaffe.
Der Realismus, der von Thomas von Aquin und den anderen Dominikanern vertreten wurde, macht geltend, dass die Begriffe eine vom Menschen unabhängige Realität haben.

Daran knüpften die Denker des deutschen Idealismus an und machten geltend: Ideen und Begriffe haben eine vom Menschen unabhängige Existenz, die in einer geistigen Ideenwelt begründet ist. Das Denken des Menschen ist zwar eine zunächst subjektive Tätigkeit, das sich aber zum Erfassen objektiver Begriffe erhebt. Sonst wäre ja überhaupt keine menschliche Verständigung möglich. Das Denken wird gleichsam zum Wahrnehmungsorgan der Begriffe und Ideen.(Ideen sind komplexere Begriffszusammenhänge) Und diese Begriffe sind in Gedankenform das, was als das geistig Schaffende in den Dingen schöpferisch tätig ist.

Und so beschrieb Hegel z.B., dass man im Weben des Gedankens ein inneres Leben erfasst: die Wahrheit des in der Welt wirkenden Geistes. Er empfand: Wenn ich den reinen Gedanken in seinen Tiefen erfasse, erscheint er nicht mehr nur als subjektives Gebilde, sondern in ihm offenbart sich als lebendige Idee das Höchste und Tiefste, was in der Welt geistig schafft und bildet.

Das Denken schlechthin als subjektiv zu bezeichnen, wäre im Grunde auch absurd. Denn eben dieses Denkergebnis beansprucht ja, objektive Geltung zu haben. Man kommt aus dem Denken gar nicht heraus: Jede gedankliche Aussage muss implizit behaupten, wahr zu sein, wenn sie sich nicht gleichzeitig wieder zurücknehmen und damit nichts sein will. Es ist deshalb unsinnig, das Denken als sicheres Erkenntnisorgan in Frage zu stellen, denn das kann auch wieder nur denkend geschehen.

„Subjektiv“ und „objektiv“ sind Begriffe, die erst durch das Denken gebildet sind; sie können nur für Gegenstände des Denkens einen Sinn haben. Das Denken ist es schließlich, das den Gegenstand als Objekt und mich selbst als Subjekt bestimmt, ja auch mich Subjekt zum Objekt machen kann.

Ich meine nach wie vor, daß es einen großen Unterschied macht, ob die
Direktiven im Sinne Deutschlands und Europas oder Angloamerikas erfolgen.

Für mich ist die Frage, wer herrscht, dient er dem eigenen Volk oder
fremden Interessen, wie wird seine Macht begrenzt, die alles
entscheidende.

Sobald die wie auch immer beschaffene Regierung eines Landes der eigenen
Nation dient und nicht City of London und Wall Street, klärt sich alles
weitere von selbst.

Auch wenn die Regierung "der eigenen Nation dient" und das Bildungssystem von ihr bestimmt wird, wird sie immer die Jugend im Sinne des gegenwärtigen politisch-rechtlichen und wirtschaftlichen System erziehen. Das System reproduziert sich selbst.
Alle Innovation und aller Fortschritt muss aus dem Bildungssystem kommen und das staatliche und das wirtschaftliche Leben befruchten. Daher muss das Bildungssystem frei sein, damit aus der inneren Unabhängikeit des Geistes die Impulse für die weitere gerechte Entwicklung geschöpft und realisiert werden können.
Ein Bildungssystem, das von Staat und über diesen von der Wirtschaft bestimmt wird, führt zur ständigen Reproduktion des Bestehenden und damit zur Erstarrung, die erst wieder durch Rebellion aufgebrochen werden kann.
Vgl. Allmächtiger Staat - die Fesselung des Bildungslebens


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