Nachtrag vom 28.2.2019

n0by ⌂, Sonneberg, Donnerstag, 07.03.2019, 19:01 (vor 1869 Tagen) @ n0by2385 Views

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https://bayernistfrei.com/2019/01/13/burkhard-berichtet-wie-ich-obdachlos-wurde/


Hier die Fortsetzung von Burkhard, die er mir schickte.

Wildwest im Rathaus

Heute wäre ich im Rathaus um ein Haar von zwei Polizisten verprügelt worden! Warum? Weil ich eine Einweisung in eine Notunterkunft brauchte, ich war mal wieder geräumt worden. Zum zweiten Mal binnen Jahresfrist! Um wieder ein Dach über dem Kopf zu haben, sollte ich also beim Wohnungsamt eine solche Einweisung unterschreiben.

Heute war der Tag der Räumung. Großes Tohu Wabohu morgens um 8 in der Notunterkunft! Nach etwa einer Stunde war der Spuk vorbei, meine Sachen verschwunden und ich stand mal wieder mit der Alditüte in der Hand auf der Straße. Die Sachen waren im Baubetriebshof gelagert, für die spätere Auslösung. Mein Hausstand, der bei der letzten Räumung beschlagnahmt wurde, ist wahrscheinlich inzwischen vernichtet. Die Räumung wurde von Murad befehligt, die nun triumphierend ins Rathaus zurück kehrte: Müller ist platt!

Ich quälte mich im Regen zum Rathaus um eine neue Einweisung in die Notunterkunft zu beantragen, aus der ich gerade raus geflogen war. Vorher jedoch wollte ich mit dem Bürgermeister sprechen, dem ich ja eine 30-seitige Beschwerde über die Schikanen des Wohnungsamtes gesendet hatte. Der Bürgermeister war nicht da, so bekam ich nach hartnäckigen Nachfragen einen Termin.

Schließlich wurde ich auch im Wohnungsamt vorgelassen, nach angemessener Wartezeit versteht sich. Es ging wohl darum, dass man mir dort auf gar keinen Fall eine neue Einweisung geben wollte, gerade deswegen sollte ich doch kommen. Ich sagte: „Wenn ich kein Bett in der Notunterkunft bekomme, muss ich auf der Straße nächtigen!“ Genau so soll das sein, so in etwa war
die achselzuckende Antwort von Karisch. Ich war ratlos, was nun? Karisch und Murad hielten mir ein leeres Blatt Papier vor die Nase, ich sollte einen Antrag stellen. Ich verstand nicht und fragte, was ich jetzt tun sollte. Einen Antrag stellen eben, draußen steht ein Schreibpult, da könnte ich einen Antrag stellen. Ich verstand immer noch nichts. Was soll da drin stehen? Antrag auf was?

Schließlich schrie Karisch mich an: „Verlassen Sie sofort das Rathaus!“ Ohne Einweisung geht das nicht, also blieb ich sitzen. Das Problem geht nicht einfach zur Tür hinaus und ist dann verschwunden. Also blieb ich zwangsweise sitzen. Schließlich holte Karisch tatsächlich die Polizei. Die kam nach ca. 15 Minuten und zwang mich kurzerhand unter Androhung von Gewalt das
Wohnungsamt zu verlassen. Natürlich wollte ich es nicht auf eine körperliche Auseinandersetzung mit zwei Polizisten ankommen lassen und verließ das Wohnungsamt bzw. das Rathaus. Zuvor gab es noch einen kurzen Wortwechsel, wo ich beteuerte, dass ich obdachlos bin und hier wäre um eine neue Einweisung in die Notunterkunft zu bekommen. Das interessierte die Polizisten aber
überhaupt nicht. Das war der absolute Tiefpunkt! Rausgeprügelt aus dem Rathaus! Damit hatte ich in der Tat nicht gerechnet. Zumal ich nur eine erneute Einweisung brauchte und auf Aufforderung hier im Rathaus war! Und dann bekam ich auch noch Hausverbot für das Rathaus, lebenslang! Schlimmer geht es kaum noch. Wegen nichts!

Vor dem Rathaus sagte einer der Polizisten, ich solle zum Bahnhof nach München gehen. Ich glaube, er sagte was von Innerer Mission. Da würde es dann weitergehen. In dem Moment tauchten der Amtsleiter und der Bürgermeister vor dem Rathaus auf und haben die Sachen binnen kurzer Zeit geklärt. Der Rabiatere der Polizisten sagte etwas wie: „Die hat gesagt, ich soll den rausschmeissen. Da habe ich den raus geschmissen“.

Im Büro des Amtsleiters hat mir Murad dann den Antrag mehr oder weniger diktiert, den ich handschriftlich aufschrieb. In etwa: „Ich, Burkhard Müller, geboren am 21.3.1962, stelle hiermit einen Antrag auf eine Notunterkunft“. Das wars. Ab 16 Uhr konnte ich mir den Schlüssel abholen.

Es war ca. 10 Uhr morgens.

Das Ganze ist natürlich ein unglaublicher Vorfall.

Was mir auffiel: Wer nach „Obdachlosen Unterbringung“ googelt, erhält viele Treffer, die etwa besagen: Es gibt ein bundesweites Gesetz, das sagt: Eine Gemeinde muss einen Obdachlosen unterbringen, egal wer der Obdachlose ist. Man muss also nicht etwa in der Gemeinde gemeldet sein, sondern es besteht eine generelle Unterbringungspflicht. Das schließt zum Beispiel auch aus,
dass die Gemeinde fordert, ich soll die Gemeinde gefälligst verlassen und woanders um Unterkunft betteln, was man monatelang von mir gefordert hatte. So etwas ist unzulässig! Fast immer liest man, dass dieses Gesetz etwa auch für Migranten gilt, die man also niemals abweisen darf und immer unterzubringen hat! Es betrifft eben alle immer. Nachteil für die Gemeinden: Sie müssen ausreichend Unterkünfte zur Verfügung stellen. Das nervt wohl den einen oder anderen Bürgermeister, weswegen solche Gesetzt wohl leicht missachtet werden. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Wer wollte etwas dagegen machen? Wenn er in den Pistolenlauf um sich schlagender Polizisten blickt? Also es herrscht Faustrecht im Wilden Westen.
Für die Polizisten gilt das natürlich auch: Niemals hätten die mich aus dem Rathaus mit lebenslangem Hausverbot und gleich aus der Gemeinde schmeißen dürfen, nach dem Motto: „Hau ab nach München, da sind die anderen Penner auch!“ Aber so ist es nun mal. Faustrecht in Poing!

Am Abend konnte ich dann meine alte Bude wieder beziehen, allerdings ohne meine Sachen, denn die waren ja beschlagnahmt.

Tricksereien

Um 16 Uhr konnte ich mir die Schlüssel für die Unterkunft abholen. Und siehe da: Die Damen waren plötzlich sehr freundlich! Woran man merkt, dass die Freundlichkeit im Wohnngsamt nur gespielt ist: Die Wohnungen 1 und 2
sind beide leer, ich bin der einzige Bewohner und bekam… das schlechteste Zimmer! Der Schimmel war zwar inzwischen beseitigt worden, wahrscheinlich auf die Schnelle drüber gestrichen, aber es fehlt eben ein Tisch. Alle anderen Zimmer 2, 3 und 4 haben einen Tisch und teilweise andere Vorteile wie eine Terrasse.

Ich musste ja mein Hab und Gut in den Betriebshof bringen lassen, weil ich mit ca.20 Kilo unmöglich den ganzen Tag im Ort rumlaufen kann, und es kam einige Lauferei zusammen. Jetzt waren alle meine Sachen eigentlich entgegen meinem Willen im Betriebshof, aber ich hatte ja kaum eine Wahl. Als ich den Schlüssel für Zimmer 1 im Wohnungsamt entgegen nahm., das Zimmer, aus
dem ich morgens rausgeflogen war, war es leider zu spät, um meine Sachen aus dem Betriebshof in die Unterkunft zu bringen. Tatsächlich kam eine diesbezügliche Anfrage vom Betriebshof, während ich im Wohnungsamt saß, ob ich meine Sachen heute noch holen würde.Nein heute wird das nichts mehr. Ich komme dann morgen, sagt Murad. Man hätte sie mir auch bringen können, mitbringen, es besteht nämlich quasi ein ständiger Verkehr zwischen dem Betriebshof und der Notunterkunft. Es wäre eine Kleinigkeit gewesen, meine Sachen bei einer Tour hinten rein zu packen, aber nein, das wäre ja Hilfe gewesen, und das darf auf keinen Fall passieren!

Es hatte sich nichts geändert.

Im Gegenteil kam es noch dicker als je zuvor! Dazu demnächst mehr in diesem Theater. Es bleibt interessant.

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