Das ist genau der Punkt

helmut-1, Siebenbürgen, Donnerstag, 07.03.2019, 12:33 (vor 1849 Tagen) @ re-aktionaer3408 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 07.03.2019, 12:38

die Leute bekommen Dinge in die Hände, mit denen sie nicht umgehen können.

Zwei Dinge, die ich als wichtig erachte, bei dieser Diskussion.

Das eine ist eine Erinnerung an meine Lehrzeit. Da hatte ich meinen Lottoschein in der Hand und ging sinnierend an einer Bank vorbei, wo ein älterer Herr saß. Ich sagte leise zu mir, - Sch.e, wieder nichts gewonnen.... Darauf sprach mich der ältere Herr an. Er rief mich zu sich. Als ich vor ihm stand, meinte er, - zeig mir mal deine Hände. Ich zeigte sie ihm. Dann meinte er, - stell dich mal gerade hin. Auch das tat ich.

Daraufhin sagte er mir etwas, was ich mir mein ganzes Leben lang gemerkt habe:
Sag mal, was willst du denn eigentlich? Du hast gesunde Hände, gesunde Beine, einen vernünftigen Körperbau, - du kannst durch Arbeit alles erreichen, was du dir wünscht. Wieviele gibt es auf dieser Welt, die mit dir liebend gerne tauschen würden, - sogar noch Millionen dafür bezahlen würden, hätten sie diese Möglichkeiten wie du.

Du hast wieder nichts gewonnen, meinst du? Du liegts falsch. Du hast schon seit Langem einen Lottogewinn gemacht, aber du weißt es noch gar nicht.

Vielleicht habe ich damals diese Aussagen nicht so richtig verstanden, aber ich habe sie mir gemerkt. Nachdem ich im Laufe der Zeit in so manchen Krankenhäusern war, oder auch in so manchen "Alten-Aufbewahrungs-Sterb-Einrichtungen" (man nennt das eleganter "Senioren-Residenz") habe ich irgendwann begriffen, was der Mann damals gemeint hat.

Das ist das Eine. Das Andere:

Ich erinnere mich an die Aktionen der Hilfslieferungen nach dem System-Umsturz in Rumänien. Ja, auch ich war dabei, - im Februar 1990 war ich bereits mit einem Kleinbus auf dem Weg, mit Hilfsgütern, die wir in unserer Jugendgruppe in der Pfalz so gesammelt hatten. Kleider, Lebensmitteln, Medikamente, usw.

Dann habe ich die Erfahrung gemacht, weil ich mich generell nach einer Zeit immer danach erkundigt habe, was unsere "Hilfssendungen " eigentlich bewirkt haben, dass es mehrere Fälle gegeben hat, wo sich die Mutter mit der Tochter zerstritten hat, weil die eine meinte, die andere hätte sich die besseren Kleider gegriffen.

Dann gab es Krankheitsfälle bei den Zigeunern, die tatsächlich schon lange keine Margarine in der Ceaucescu-Zeit zu Gesicht bekommen hatten. Dann kamen die Pakete, und die Zigeuner löffelten die Margarine komplett in sich hinein, und es kam zum extremen Durchfall. Dann enthielten diese Pakete Roquefort und Gorgonzola, weil man ja was Gutes schenken wollte, - und die Leute meinten, was denn die Deutschen für einen Mist hierher brächten, der Käse wäre bereits verschimmelt.

Dann gabs ein Dorf, wo die Zigeuner genau wussten, wann der Holländer, der Schweizer, der Franzose usw. mit seinem Lastzug der Hilfslieferungen ankommt. Als der deutsche Lastzug überfällig war und nicht rechtzeitig eintraf, zündeten sie vor Zorn den Holzzaun am deutschen Friedhof an.

Dann gabs die Hilfsaktionen für die Landbevölkerung, vor allem für die deutschstämmige. Da wurden Genossenschaften ins Leben gerufen, die Leute davon überzeugt, dass man gemeinsam mit dadurch besser ausgelasteten Maschinen mehr erreichen könne, usw. Die Genossenschaften, die ich kenne, sind alle in den ewigen Jagdgründen, die gratis aus Deutschland gelieferten Traktoren und andere Ackergeräte rosten irgendwo vor sich hin, - alles in allem ein totgeborenes Kind.

Fazit: Derjenige, der in Rumänien fleissig ist und arbeitet, hat im Prinzip alles, was er braucht. Das wurde mir auch von jedem hier bestätigt. Das andere ist der Umstand, dass alles, was nichts kostet, in den Augen der "Beschenkten" nichts wert ist. Keiner kommt auf die Idee, dass er durch einen glücklichen Zufall an Wertgegenstände gekommen ist, die gepflegt und gewartet werden müssen.

Aus diesem Grunde habe ich sehr schnell alle Hilfsaktionen eingestellt, und auch aus meinen persönlichen Erfahrungen gelernt. Da hat ein Österreicher auf seine Kosten einen Lastzug von Hilfsgütern zusammengestellt, meistens medizinische und sanitäre Einrichtungen, für die ich - aus meiner Beobachtung heraus - jeden der beschenkten Einrichtungen habe unterschreiben lassen, was geschenkt wurde und dass man sich um die Erhaltung der Artikel bemühen wird, sowie auch damit einverstanden ist, dass der Geber die Existenz dieser Artikel jederzeit überprüfen kann.

Fakt ist, dass keine einzige dieser Einrichtungen (egal, ob rumänisch oder deutsch) jemals eine Zeile des Danks an den Geber geschrieben hat. Man bekommt irgendwie den Eindruck, dass man als Beschenkter dem Geber den Gefallen tut, wie seine Einrichtungen unterzubringen sind. Der Geber sollte dafür dankbar sein, dass er überhaupt was schenken darf.

Nun ja, das kann jeder in Zukunft halten, wie er will. Egal, ob es ein Lottogewinn oder eine andere Form der Unterstützung ist, - ich gebe niemanden mehr etwas, weil es niemals auf fruchtbaren Boden fällt. Ob das die Organisationen, die sich da in der 3. Welt betätigen, auch wissen, - das steht auf einem anderen Blatt.

Nur das, wofür man Tag für Tag arbeitet, wo man Stein auf Stein setzt, damit es irgendwann fertig ist, wofür man geschwitzt hat, - nur das hat für jeden einen Wert und dadurch auch Bestand.


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