PPS: Wer leistet und warum.

Naclador, Göttingen, Freitag, 01.03.2019, 10:08 (vor 1855 Tagen) @ Naclador5824 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 01.03.2019, 10:35

Noch ein Nachtrag:

Du machst Dir Sorgen (wie die meisten BGE-Kritiker), dass die Leistungsbereitschaft sinken würde durch das BGE. Das ist zweifelsohne richtig, aber nur so lange ein valides Argument, wie ein Mangel an Leistung vorliegt. Deutschland erwirtschaftet einen Leistungsbilanzüberschuss in der Größenordnung von 300 Mrd. €, d.h. wir produzieren um diese Summe mehr, als auf dem Binnenmarkt abgesetzt werden kann.

Solange Energie billig und menschliche Arbeitskraft zur Deckung der Grundschuld nur in geringen Maße notwendig ist (Ein Landwirt produziert Nahrung für wie viele Leute? Nur etwa 2% der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft.), könnten wir es uns leisten, diese "gratis" zur Verfügung zu stellen. Die Höhe des BGE wäre eine wichtige Regelgröße, um die Arbeitsbereitschaft zu steuern. Je mehr BGE, um so mehr Leute werden darauf verzichten, Leistung zu erbringen, und sich mit dem BGE zufrieden geben. Je weniger BGE, um so bedrohlicher wird Arbeitslosigkeit und um so mehr Arbeit wird angeboten werden. Solange wir Arbeitskraft im Überschuss haben, also Arbeitslosigkeit, schadet ein moderates BGE nicht.

Es ist möglich (und wahrscheinlich), dass (fossile / elektrische) Energie eines Tages so teuer werden wird, dass wir wieder 40, 50 oder 60 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft brauchen (ich nehme hier immer Landwirtschaft als Beispiel, weil das so schön anschaulich mit der Urschulddeckung zu tun hat, aber es gilt für andere Sektoren entsprechend). Dann würden wir uns das BGE nicht mehr leisten können, weil es dann in der Tat erforderlich würde, dass jeder leistet, damit alle essen können. Davon sind wir aktuell aber noch weit entfernt.

Mein ursprünglicher Punkt war, dass das debitistische Geldsystem auch funktioniert, wenn man Geld in begrenztem Umfang als BGE austeilt. Es ist lediglich erforderlich, dass alle Teilnehmer im System "haben müssen zum Termin". Das Unternehmen muss haben, um seine Steuer zu zahlen. Der Verbraucher muss haben, um seine Urschuld zu decken (auch die "Urschuld" nach der erweiterten Definition von @Silke, also alles, was man so an Bedürfnissen hat über das bloße Vegetieren hinaus). Das BGE muss so bemessen sein, dass es den Menschen zwar am Leben hält, aber allein nicht glücklich macht. Das ist auch schon der ganze Trick.

Der Anreiz des Unternehmers zum Wirtschaften besteht darin, dass er den Nachsteuergewinn einstreichen kann. Mit BGE wird die Steuerquote recht massiv sein müssen, aber den Unternehmer trotzdem besser stellen als den Angestellten, weil er "leistungslos" (jedenfalls ohne eigene physische Arbeit) zusätzlich zum BGE ein Einkommen erhält.

Woher kommt das zusätzliche Geld, das der Unternehmer als Gewinn behalten kann? Aus der Staatsverschuldung. Das ist aber auch nichts neues, im Debitismus ist Wirtschaftswachstum ohne Neuverschuldung nicht möglich.

Bitte zu beachten, dass ich nicht bewerte, ob ein solches System besser wäre als unser jetziges. Ich stelle lediglich die Hypothese auf, das es "auf Zeit" funktionieren würde (und jedes debitistische System funktioniert nur "auf Zeit", "ohne Ende bis zum Ende").

Gruß,
Naclador

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"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson


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