Aldi und der Verlust der Einfachheit

ijoe, Sonntag, 24.02.2019, 18:47 (vor 1859 Tagen) @ Mephistopheles6616 Views

Es ist schon sehr seltsam, auch wenn Aldi zum erstenmal in seiner
Unternehmensgeschichte einen operativen Verlust eingefahren hat.
Sieht mir doch ein bisschen nach Panik aus innder Konzernzentrale.

Tatsächlich geht Aldi weg von den Prinzipien der Gründer und wird allem Anschein nach ein normaler Supermarkt mit auch dementsprechenden Aufs & Abs.
Detaillierte Infos gibt´s bei Dieter Brandes, ehemaliger Aldi-Geschäftsführer und seinem Institut für Einfachheit :

"Im früheren „ALDI System“ gab es prinzipiell keine Stabsabteilungen: Keine Marketingabteilung, keine Pressestelle. Recht und „Compliance“ wurde durch externe Anwälte sichergestellt. Keine Elfenbeinturmbewohner beschäftigten sich zentral mit Themen, die in die Linie gehören und damit in die Regionen. Aldi war ein Meister der Dezentralisation und Delegation von Aufgaben und Verantwortungen. Typische zentrale Funktionen, wie man sie in jedem Unternehmen findet, wurden in die Linie delegiert. Einzelne Regionen waren für Fragestellungen zuständig wie Logistik oder Werbung. Der Verkauf ging alle an. Genauso formulierte der legendäre Nestle Chef, Helmut Maucher: „Marketing ist Chefsache!“ In diesem Sinne waren alle regionalen Geschäftsführer Chefs und gemeinsam zuständig für das sogenannte „Marketing“.

Dem heute bei ALDI tätigen Management scheinen diese Besonderheiten und ihre Bedeutung nicht klar zu sein. Sonst würde man heute nicht zentrale Geschäftsbereiche wie „Marketing und Kommunikation“ oder „Corporate Responsibility“ schaffen. Die Linie, die vor Ort ist, wo das Geschäft stattfindet, die am besten weiß, was gut funktioniert, hat nichts mehr zu sagen. Die neuen Stabsfunktionen werden sich in Zukunft noch viele überflüssige Unsinnigkeiten ausdenken wie das Aldi Kundenmagazin, Kundentoiletten, Kaffeautomaten in der Packzone oder Kundenumfragen. Man rückt ab vom perfekten Prinzip, nur das Wesentliche zu tun. Aber für den Verwaltungsrat sind die neuen Stabsstellen offenbar lebensnotwendig; denn er will nun den regionalen Geschäftsführern sagen, was diese zu tun haben."


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