"(Un)bewusstsein ist Emulation"

Silke, Mittwoch, 20.02.2019, 08:33 (vor 1885 Tagen) @ Ostfriese6610 Views
bearbeitet von Silke, Mittwoch, 20.02.2019, 09:09

Lieber Ostfriese,

vor dem Hintergrund von @Ashitakas
Gedanken
setze ich mich einmal gehörig in die Nesseln

Schreibt man das jetzt hier so, weil man mal wagt, seine Gedanken fern vom MS zu artikulieren in der Hoffnung auf eine kooperative Blickwinkelverschiebung?

– der Faden ist durch und
mein Beitrag wird sowieso nur noch von wenigen Foristen gelesen.

Das glaube ich nicht.
Du hast aber das Vorrecht, dich ausführlich zu erklären und deine spannenden Thesen zu verteidigen.

Bewusstsein benötigt eine Art "Vehikel"

Welche Art von "Vehikel" könnte es theoretisch noch dafür geben?

Wissen

wir nicht. Vielleicht auch solche mechanistischer Art, oder auf

elementarer

Basis.


Auf jeden Fall ist das "Vehikel" nicht das Bewusstsein – es darf nicht
mit ihm gleichgesetzt werden, wie der Träger des Geldes auch nicht das
Geld ist.

Gedanken sind nicht das Denkende.
Gefühle sind nicht das Fühlende.
Triebe sind nicht das Getriebene.
Wünsche sind nicht das Wünschende.
Sehnsüchte sind nicht das Sehnende.

Das Bewusstsein wird von uns in unseren Überlegungen zu sehr von der
inhaltlich aktiven Seite mit einer lokalen Verortung im Gehirn, sogar in
Verbindung mit dem Darm als "zweites Gehirn im Bauch" und der Vorstellung
von Bewusstseinseinheiten betrachtet.

Ja.
Apfelpflückersprache vs. Esoteriker.

Es ist nicht möglich zwischen Teilen
und dem Ganzen des Bewusstseins zu unterscheiden. Das Bewusstsein kann nur
in Abhängigkeit auf den Schwingungsraum als Ganzes gedeutet werden.

So wie der Ozean bei Dürr nicht aus den Wellen besteht.

Das Bewusstsein bringt nicht das von uns aktiv Mögliche hervor, sondern
zielt nur passiv auf die Seite des denkbar Möglichen.

Das merkt man bei der Begleitung von Kleinkindern in nicht ausrichtender Umgebung - die erklären dir die Welt anders als ein Erwachsener, wenn du sie lässt. Aber wir unterstellen ihnen Unfähigkeit, die Wirklichkeit zu erkennen und zu beschreiben, verbessern sie deshalb dauernd, stecken sie in Kindereinrichtungen bis sie genau das gleiche reden und simulieren wie wir und regen uns über sie auf, wenn sie nicht so funktionieren wollen, wie wir meinen zu müssen "ich lass mich doch nicht knechten".[[top]]
Erst wenn sie systemgerecht funktionieren sind sie nach unserer Meinung erwachsen und klug .

Die nächste Personengruppe sind unsere sogenannten psychisch Kranken, deren Erleben ihrer Wirklichkeit von uns als abnormal eingeordnet wird.

Und schließlich - auch anderen Lebewesen simulieren und emulieren sich ja die Wirklichkeit...

Das Erklärungsmodell von @Ashitaka fand ich damals ganz griffig als Denkansatz:

(Un)bewusstsein ist Emulation
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=286096

verfasst von Ashitaka, 30.05.2013, 01:14

Schade,

ich hatte gerade einen etwas längeren Text verfasst, der leider weg ist. Aber egal, ich gehe mal direkt weiter und wage hier eine vielleicht zunächst irritierende Sichtweise darzustellen. Hoffentlich könnt ihr mir folgen.

Denken, Wahrnehmen, Fühlen, Glauben, Wissen .... das sind für mich alles Modellierungen eines neuronalen Korrelats. Der Begriff "Wahrnehmung" hat mich und die Neurowissenschaft wohl lange genug irre geführt.

Sowie Thomas Metzinger begreife ich mich und meine Selbstmodelle (körperlich, global, universell) mittlerweile als eine Umgebung, die nur als Emulationen bestehen können.

Das ist ein sehr befreiendes Weltbild, auch wenn es so zunächst nicht verstanden werden kann. Dies liegt vorrangig daran, dass wir von einer Physik ausgehen, die geometrisch gedacht (modelliert) wird, und wir deshalb gezwungen sind, zwischen "Innen & Außen" zu unterscheiden.

Die Emulation | Ich bin Du

So möchte ich auf Hans-Peter Dürr (ehemaliger Direktor des Max-Planck-Institut für Physik) und Professor Thomas Metzinger (Neurowissenschaftler, Philosoph) hinweisen, welche ihre Gedanken - dem Grunde nach - um folgende Theorie kreisen lassen:

Betriebssystem A = Simulation = Selbst = Sinnesgrenzen, Basis und Grenze aller Emulation
Betriebssystem B = Emulation = Modell = Denken, Fühlen = Ich/Andere/Gesellschaft/Welt/Globus/Universum

Ich bin die (un)bewusste Welt, bin das Betriebssystem B, welches nur als virtuelles Programm auf einem Betriebssystem A emuliert (modelliert) wird.

Das Betriebssystem A aber braucht keine Hardware, sondern ist schon deshalb System, weil es sinnlich durch Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten begrenzt bzw. Kontinuität geprägt ist. Man könnte auch sagen: Die Hardware ist Sinnhaftigkeit.

Die Kritiker dieser Sichtweise würden nun behaupten: Ja, aber Augen, Ohren, Nase, der ganze Körper ist doch klar verifizierbare Hardware im Außen (also materiell). Bei dieser Annahme wird jedoch vergessen, dass die Hardware nur durch die Emulation des Betriebssystems B, also modelliert werden kann. Was wir als "materiell" bezeichnen, kann immer nur "emuliert" sein; d.h. materiell gedacht (modelliert) werden.

Hans-Peter Dürr hat dazu 2010 ein kurzes Interview gegeben, in welchem er die Emulation einer anderen Person (einen Pianisten) als selbst modelliert (als ein Selbstmodell) erklärt hat. Er lauschte einem Konzert und verstand für einen Augenblick, dass der Pianist nur als eine Emulation existiert, dass er selbst deshalb der Pianist sein muss (eine Inkarnation). Diesen Gedanken hat er übrigens in zahlreichen Vorträgen zu beschreiben versucht. Man könnte glauben, dass er mit jedem Jahr klarer diesbezüglich wird.
https://www.youtube.com/watch?v=7KXzlw2Kvgw
Herzlichst,
Ashitaka

Der Faden geht dann noch ein bisschen weiter und weiter...

"Wenn ich heute Nachmittag in die Stadt gehe und mich dort umsehe, dann sehe ich mich nur in meiner Realität dieser Stadt um. Es spielt sich alles in einer, in meiner, perspektivischen Emulation ab. Genau darum geht es auch bei Metzinger; zu erkennen, dass es keine Objektivität geben kann, sondern das sie immer eine subjektive Modellierung bedingt. Zu behaupten, dass alle Menschen das selbe erfahren, ist mir nicht genug. Denn schließlich ist auch die Interaktion mit anderen Menschen, meine Sichtweise darüber wie andere etwas erfahren, eine Emulation in meiner Sinneswelt (aus der Innenperspektive)."

… ein Passivum?

Das klingt für mich stimmig und scheint eine wunderbare Diskussionsgrundlage werden zu können...[[top]]

Liebe Grüße
Silke

„Gilgamesch, wohin läufst du?
Das Leben, das du suchst, wirst du nicht finden!
Als die Götter die Menschen schufen,
Bestimmten sie für die Menschen den Tod,
Das Leben behielten sie in ihrer Hand!
Drum Gilgamesch, fülle deinen Leib,
Freue dich bei Tag und Nacht,
Feiere jeden Tag ein Freudenfest!
Tag und Nacht spring und vergnüge dich!
Zieh reine Kleider an,
Wasche dein Haupt und bade dich im Wasser,
Schau froh auf das Kind, das dich an der Hand hält,
Und dein Weib freue sich in deinen Armen!“
Siduri


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung