Wie der Schneider schon bemerkt: nicht alles ist Müssen

Naclador, Göttingen, Dienstag, 19.02.2019, 08:53 (vor 1865 Tagen) @ Silke5304 Views

Liebe Silke,

Der @Naclador hat ja auch schon ein paar richtige Stichwörter verbaut
aber Wert hat für Debitisten nichts mit:
Nützlichkeit,
Knappheit und
Subjektivität zu tun sondern nur mit
Entschuldungsfähigkeit zum Termin zur Vermeidung einer negativen
Sanktion
- also in neudeutsch vom schon drölfzillionen mal
geschriebenem "haben müssen zum Termin".

Das ist selbst für eine Hardcore-Debitistin ein extremer Standpunkt. Kein Wert ohne "haben müssen zum Termin"? Das gilt nur für zwei Kategorien von Besitz: Für Schuldentilgungsmittel gegenüber der Zentralmacht (a.k.a. Geld) und für Schuldentilgungsmittel bezüglich der Urschuld.

Alles andere, und das ist bei Weitem die größere Menge an Waren und Dienstleistungen die ich einkaufe, muss ich nicht zum Termin haben. Ich muss sie überhaupt nicht haben. Ich will. Niemand zwingt mich dazu, Kaffee zu trinken. Ich könnte meine Urschuld auch mit Wasser bedienen. Aber der Kaffee schmeckt mir halt.

Sich entschulden zu können wird allerdings von viele Menschen als eine
sehr nützliche Angelegenheit erlebt, die für viele ziemlich knapp sein
kann und deshalb auch subjektiv als sehr wertvoll erlebt wird obwohl das
"nicht haben des Gesolltem zum Termin" nicht viel mit subjektivem Erleben
zu tun hat, weil ja die Sanktion dann ziemlich objektiv erlitten werden
muss.

Das habe ich auch nicht geschrieben. Ich schrieb, dass der Wert jeder Ware subjektiv ist, nämlich davon abhängt, was knapp und nützlich ist. Nützlichkeit beinhaltet auch den Nutzen als Entschuldungsmittel. Bei Geld ist das sogar der aussschließliche Nutzen. In einem Zentralmachtsystem ist Geld für alle Teilnehmer nützlich.

Vom Wert des haben einer Sache/Leistung im Vergleich zum nicht
haben zum Termin in Abhängigkeit zur zu erwartenden Sanktion - also ein
Verhältnis (ein Wert ist immer ein Verhältnis).
Haben bei schlimmer drohender Sanktion = doll wertvoll,
Haben bei geringer drohender Sanktion = mässig wertvoll,
Nicht haben bei geringer drohender Sanktion = mässig negativ wertvoll,
Nicht haben bei schlimmer drohender Sanktion = doll negativ wertvoll

Dann dürfte ich niemals Geld für etwas ausgeben, dessen Nichthaben nicht mit Sanktionen belegt ist. Dann wäre meine Bude ziemlich leer. Es sei denn, Du definierst "Sanktion" so weit, dass "Ausbleiben eines Genusses" auch als Sanktion zählt.

Ein Clearing der Werte von zu Terminen gemussten Dingen oder Diensten.
Werden die gemusst dann wird man sich -wie auch immer- seeehr wohl
einigen.
Wenn ich nichts muss, also keinem Zeitablauf und Termin unterliege gibt es
diesbezüglich weder Wert noch Preis und keinen Einigungsbedarf.

Wie trosinette schon anmerkte: In der Regel muss nur einer, nämlich der Verkäufer der Ware oder Dienstleistung. Darum ist auch der Kunde König. Der hat nämlich, was zum Termin haben gemusst wird, und soll es rausrücken.

Diese Wertvorstellungen (Verhältnisbildung haben<->nicht haben)
existieren in Bezug auf alles um uns herum in einer Welt in der Zeit
abläuft - wir bewerten automatisch im Hinblick auf Termine und Sanktionen
in Systemen.
Die Werte haften aber nicht den Dingen und Leistungen an, sondern
hängen nur davon ab, wie sehr ich sie zum Termin haben muss um die
Sanktion zu vermeiden
(= Verhältnis zwischen haben und nicht haben,
nicht vor dem Termin, nicht nach dem Termin, sondern genau zum Termin).

Auch hier: Das Möchten nicht vergessen. Werte entstehen nicht nur durch "Haben Müssen", auch durch "Haben Wollen". Ein ganzer Industriezweig, die Werbeindustrie, beschäftigt sich nur damit, uns "Wollen zu lassen".

Das ist aber die Basis jeder Ökonomie und Geldwirtschaft und die
Erklärung dieses Tatbestandes ist nach meinem Verständnis Ziel dieses
Forums.

In der Tat, aber das bezieht sich nicht auf jede Ware oder Dienstleistung sondern nur auf Geld. Das Geld ist regelmäßig das einzige, was "zum Termin gehabt werden muss". Urschuldtilgungsmittel gibt es auch gegen Geld.

Er hat sich nur im Datum geirrt.
Ansonsten hat er leider Recht.
Selbst wenn ein mehr oder weniger holpriges Hinübergleiten in ein
durchglobalisiertes Zentralmachtsystem gelingt muss dieses auch letztlich
am seit tausenden von Jahren mit geschleppten Vorfinanzierungsproblem
verenden.

Oder man schafft einen geordneten Reset. Das scheitert leider regelmäßig am Widerstand derer, die sich bereits den meisten Besitz unter den Nagel reißen konnten. Aber es wäre eine theoretische Möglichkeit. Natürlich würde das nichts an der genzen Vorfinanzierungsproblematik ändern, aber die Altlasten wären weg.

Die Stefanie Stahl hat das mit unseren Grundbedürfnissen ganz gut auf
einen Punkt gebracht:
• Bindung
• Autonomie
• Lustbefriedigung
• Anerkennung

Wenn man sich ganz ehrlich überlegt, für wen von uns Erdenbürger diese
Grundbedürfnisse halbwegs erfüllt werden...

Komisch, gemäß Deiner Prämissen sind alle vier wertlos, denn das System sanktioniert Dich nicht wenn Du zum Termin keine Bindung, keine Autonomie, keine Lustbefriedigung und keine Anerkennung aufzuweisen hast.

Wenn das System nicht mehr funktioniert gehen alle Werte auf 0 weil unsere
Fallhöhe zu hoch angewachsen ist und immer rasanter weiter wächst.

Falsch. Urschuldtilgungsmittel haben auch dann noch einen Wert.

Zumindest geht die Welt nicht wegen einer Meinungsverschiedenheit im DGF
unter. [[herz]]

Das wohl nicht :-)

Herzliche Grüße,
Naclador

--
"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson


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