Du konzentrierst dich auf das Phänomen und nicht auf das Wesen des Geschehens.

Silke, Freitag, 15.02.2019, 20:12 (vor 1869 Tagen) @ BerndBorchert6930 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 15.02.2019, 20:24

Dabei treffen sich ja aber in deinem Beispiel viele Ver- und Entschuldungsketten, um danach wieder auseinander zu laufen.

Die Bezahlung eines Kaufpreises in Geldsummen samt Übereignung der
Urkunden bringt die zu Grunde liegende Ver- und Entschuldungskette

nicht

aus der Welt.

Beim Tausch beginnt und endet die Schuld im einzelnen Vorgang wie ein

Foto

- Klick!.
Beim Kauf entstand die Schuld schon vor dem Kauf (Vorfinanzierung) und
endet nicht mit der Bezahlung sondern läuft weiter

(Nachschuldnersuche)

wie bei einem Film - schnurr!.


Beispiel. Ich geh zum Bäckerladen und bestelle Brot und Brötchen für 5
Euro.

Die sind im Bäckerladen nicht gewachsen, sondern über lange Verschuldungsketten dort und zu dieser Zeit real geworden.

Damit ist der Kaufvertrag entstanden. Die Angestellte braucht 30
Sekunden, mir die Tüte fertig zu machen und zu übergeben, und 10 Sekunden
später bezahle ich mit einem 5 Euro Schein.

Den hast du auch nicht selbst gemalt, sondern auch der ist über lange Verschuldungsketten dort und zu dieser Zeit real geworden - beurkundet eine Geldsumme, der ein Rattenschwanz an Verschuldung zu Grunde liegt.

Zusätzlich laufen durch deinen Moment noch Verschuldungsketten durch, die die Bäckerei, in der du deinen Augenblick erlebst, haben real werden lassen und
Verschuldungsketten, die das Verhalten von dir und dem Angestellten real werden lassen (das ja doch verglichen mit anderen Tieren ziemlich skurril ist).

Nach meinem Verständnis besteht für mich 40 Sekunden lang eine Schuld
gegenüber dem Bäckerladen in Höhe von 5 Euro. Mit der Übergabe des
Geldscheins ist die Schuld beglichen, d.h. verschwunden.

Das bestreite ich ja nicht, Kaufen->Bezahlen, ihr könnt euch mit einem freundlichen "Auf Wiedersehen" trennen aber für beide hat sich schuldentechnisch nichts zum Positiven geändert.

Die Summe und die Verteilung der Schuldverhältnisse in diesem Augenblick und an diesem Ort und damit gleichzeitig weltweit wurden verändert.
Die Potentialstrukturen haben es ermöglicht, dass ihr Akteure zu dieser Zeit an diesem Ort genau so agieren konntet, wie ihr habt (ihr hättet freilich auch noch Mio. andere Möglichkeiten gehabt, aber real ist nun einmal der von dir beschriebene Ablauf geworden).

Du reduzierst den Schuldendruck des Bäckers – er kann irgendeine Rechnung bezahlen.
Du erhöhst deine Chance auf Urschuldbedienung, wenn du das Gebäck denn auch isst und nicht verbummelst.
Aber:
Du erhöhst auch gleichzeitig den Schuldendruck des Bäckers, weil er nun neues Gebäck backen muss um den Bestand aufzufüllen und das ihn mehr kosten wird, als er gerade eingenommen hat und
Du erhöhst deinen eigenen Schuldendruck, weil du dir nun eine neue Geldsumme verschaffen musst, um das nächste Notwendige zu kaufen und zwar mit der Energie und Zeit, die du dir gerade verschafft hast, die aber dazu nicht reichen kann und

Du leistest eine Abgabe in Form der MWSt und der eingepreisten anderen Steueranteile.
Nur das ist die einzige verlässliche Konstante in dieser ganzen Geschichte, die in den positiven Bereich zeigt, weil sich damit eine gewaltige Institution offensichtlich ausreichend versorgen kann, ohne dafür leisten zu müssen.

Wie interpretierst Du das? Welche Schuld besteht weiter? eine für mich?

Deine Beurkundungen einer Geldsumme sind beim Nächsten gelandet, damit dieser sie dem Nächsten zu seiner Entschuldung andient usw. Die Summe selbst bleibt ja unverändert aber jedes Weiterreichen führt in einer Wirtschaft auch zu Steuertatbeständen, die die Beschaffung zusätzlicher Steuerzahlungsmittel erforderlich machen.
Du hast weniger dafür bekommen, als du dafür her getan hast (du hast an allen Ecken und Kanten Abgabeanteile hergeben müssen).
Du musst dir eine neue Geldsumme verschaffen.
Die wird dich mehr kosten, als sie dir einbringen wird (weil du an allen Ecken und Kanten Abgabeanteile hergeben werden musst).
Und am Ende des Liedes stirbst du überschuldet (das Schicksal aller lebenden Systeme, die wiederum in lebende Systeme integriert sind) während die dich bewirtschaftende Institution wächst und gedeiht.

Diese Betrachtung zielt nicht auf Bernd allein ab, (weil es ja in unserer debitistischen Welt keinen Bernd allein geben kann und einzelne Wirtschaftssubjekte sich sehr gut entschulden können bzw sogar Guthaben anhäufen aber eben nicht alle in toto) sondern auf die Wirtschaftssubjekte als Gesamtheit.

Wenn du als Summe der Wirtschaftssubjekte tauscht werden keine Verschuldungsketten fortgeführt, kein Verschuldungsdruck aufgebaut, keine Abgaben geleistet und damit keine weitere Chance auf eine Zukunft des Systems mit mehr Komplexität und mehr Verteidigungsfähigkeit auf der einen Seite aber mehr Fragilität und Abhängigkeit auf der anderen Seite geschaffen weil nichts für die Zentralmacht abfällt, die den Wirtschaftsraum entfaltet und verteidigt.
Das ist nur durch Verschuldung->Entschuldung->Neuverschuldung mit Geldsummen möglich.

"Wären die Schulden und Guthaben verderblich, würde kein Gläubiger mehr seine Zeit einsetzen, um Vermögenspositionen (zunächst Ansprüche) aufzubauen. Es käme nämlich zum gegenteiligen Effekt, der Bewusstwerdung darüber, dass die Zukunft weniger Potential bereit hält, als die Vergangenheit, in der wir es in selbiger Höhe geopfert haben. Wir dürfen die Folgen des Zeitablaufs in unseren Gedankengleichungen nicht vergessen."
@Ashitaka

Liebe Grüße
Silke


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