Warmer Pulli-Tag in Düsseldorf?

nereus, Donnerstag, 07.02.2019, 08:03 (vor 1898 Tagen)9312 Views

Nein, das Grauen ist noch nicht zu Ende.
Wenn die Grünen auf 20 % Wähleranteil steigen, muß konsequenterweise auch der generierte Schwachsinn zunehmen. [[sauer]]

Ein Elternbrief der Martin-Luther-Grundschule aus dem Düsseldorfer Stadtteil Bilk sorgt derzeit im Netz für Diskussionen. Darin teilt das Umweltteam der Schule den Eltern mit, dass am 8. Februar (einem Freitag) die Heizung in der Schule ausgeschaltet bleibe. „Daher ist es wichtig, dass Ihr Kind sich warm anzieht, damit es in den Klassenräumen nicht friert“, heißt es in dem Schreiben. Es sei dazu alles erlaubt, was warm hält - als Beispiele werden lange Unterhosen oder Tee in Thermoskannen genannt. Mit diesem „Warmer-Pulli-Tag“ wolle man den Kindern mehr Energiebewusstsein und die Wichtigkeit einer nachhaltigen sowie umweltbewussten Lebensweise vermitteln.

Quelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/warmer-pulli-tag-in-duesseldorf-martin-lut...

Das verursachte natürlich einen Shit-Storm.
Daraufhin wiegelt die Schulleiterin ab:

„Es geht nicht darum, dass die Heizung komplett abgeschaltet wird“, stellt sie richtig. Stattdessen werde jeder Lehrer in seinem Klassenraum am Thermostat drehen. „Der Lerneffekt soll sein: Es muss nicht so warm in unserem Räumen sein, damit wir uns wohlfühlen.“ Das Experiment könne zum Beispiel so ablaufen, dass die Temperatur erst mal von 21 auf 18 Grad heruntergeregelt werde. „Wir haben dazu extra für jeden Klassenraum Thermometer besorgt.“

Und warum steht dann im Brief, daß die Heizung ABGESCHALTET wird, Du dummes Huhn?

[[kotz]]

Ein Leser der Rheinischen Post hat sich nun dazu ein paar Gedanken gemacht.

Aber, kann man tatsächlich Brennstoff sparen, wenn z.B. zunächst in 8 von 24 Stunden die Heizung aus ist?
In einem Zelt, einem Bauwagen, einem Gewächshaus oder einer alten Baracke trifft das tatsächlich fast zu, denn dort sinkt die Temperatur schnell auf Außentemperatur, dort ist es drinnen genau so kalt wie draußen.
Und wo es kein Temperaturgefälle gibt, gibt es auch keine Wärmeverluste.

Aber in einer isolierten Schule hält sich die Wärme (hoffentlich) hervorragend.
Oder sollte die Stadt, das Umweltamt, besser in die Wartung, Instandhaltung oder Ausbau von gut wärmeisolierten Schulen ihre Aufmerksamkeit ‚verschwenden’ ?

Wenn die Heizung mal zwei frostige Tage lang kaputt ist, fällt die Temperatur innen auf 12°C oder vielleicht 8 oder 6°C.
Auf jeden Fall sinkt sie in 8 Stunden nur um ein paar Grad.
Es lohnt sich, das mal nachzurechnen:

Wird die Solltemperatur auf 16°C abgesenkt, setzt die Heizung aus, so lange bis die Innentemperatur von 20°C auf 16°C gesunken ist.
Das kann lange dauern, wenn massive Innenwände und schwere Einrichtungsgegenstände die Wärme vom Tag nun langsam abgeben (physikalisch ist das eine hohe Wärmekapazität).

Beispiel: (außen 0°C, Heizung aus) Draußen herrschen 0°C.
Bei ruhender Heizung sinkt die Innentemperatur innerhalb von 8 Stunden gleichmäßig von 20° auf 16°C ab (das sind 20%).

Am Beginn, solange noch die 20°C wirken, ist es drinnen noch warm, da gibt es noch keine Einsparung, 0%.
Am Ende beträgt die Temperaturdifferenz nur noch 16 Grad.
Die Wärmeabgabe ist von 100% auf 16 / 20 = 0.8 = 80% = 100% - 20% zurückgegangen. Scheinbar 20% Einsparung!

Aber das gilt nur am Ende der Heizungsabschaltung, wenn die Innentemperatur wirklich schon auf 16°C gesunken ist.
Als Mittelwert über die gesamten, angenommenen 8 Stunden ergibt sich eine Einsparung von nur 10% (morgens 0% + abends 20% ) : 2 = 10%
Die 8 Stunden sind aber nur 8 von 24 Stunden.
Die Einsparung allein durch diese 8 Stunden wird also 8h (10%) / 24h = 0,3333 ! das sind 3.3% nicht übersteigen.

Insgesamt ergeben sich in diesem Beispiel über 24 Stunden gerade 3.3% Energieeinsparung.

Soll nun die Energie-EIN-sparung allein dieser Schule auf 10% e r h ö h t werden,
muss die Temperatur weiter konstant um 2 mal 4 °C von 16 °C auf dann 12 °C Innentemperatur gesenkt werden - in 24 Stunden !

Oder für 20%ige Einsparung (was wünscht denn der kongeniale Herr OB G. und sein Umwelt-‚Macher’) muss die Innentemperatur (wohlgemerkt bei 0 °C Außentemperatur) um dann 2 mal 8 °C auf 4 °C gesenkt werden.
Na, viel Spaß dabei ! Aber das will sie ja nicht, die ‚Gute‘ (Schulleiterin).

Und vergessen Sie, verehrtes ‚lehrendes Umweltteam‘ der Schule und wertes Umweltamt samt OB nicht, den zusätzlichen Aufwand bis zum Wiedererreichung der durchschnittlichenZimmertemperatur in Mitteleuropa gegenzurechnen.
Erst dann haben Sie eine echte Öko-B i l a n z !

Denn !!
Wenn die Auskühlung nach einer Absenkung, so gering sie auch sein mag, dann in ein oder zwei Stunden kompensiert werden soll, wird die Heizung in diesem Moment besonders stark gefordert.

Die DIN EN 12 831 spricht von einer „Zusatzaufheizleistung“ bei „unterbrochenem Heizbetrieb“.
Falls die Heizungsanlage normal (also ohne Zusatzaufheizleistung) dimensioniert ist, muss während der Aufheizphase entweder eine wesentlich höhere Vorlauftemperatur gefahren werden, als ohne Absenkung erforderlich wäre, d.h. die Heizkurve muss höher eingestellt werden, was üblicherweise nur ganztags möglich ist, oder durch die weit geöffneten Thermostatventile strömt das Heizungswasser derartig schnell durch den Heizkörper, dass die Verweilzeit nicht ausreicht, dass das Wasser seine Wärme nicht an die Umgebung abgeben kann und im Rücklauf als heißes Wasser zum Kessel zurück fließt.
Je nach Heizungsanlage und Heizkörpern bewirkt das einen niedrigeren Wirkungsgrad.
Wie schnell sind dadurch die 3% Einsparung wieder verspielt!

Geniale Wissensvermittlung an die Schüler !
Die fachliche Eignung der Schulleiterin ist auch diesbezüglich zu hinterfragen:

Zitat: „... werde jeder Lehrer in seinem Klassenraum am Thermostat drehen. ‚Der Lerneffekt soll sein: Es muss nicht so warm in unserem Räumen sein, damit wir uns wohlfühlen.‘ Das Experiment könne zum Beispiel so ablaufen, dass die Temperatur erst mal von 21 auf 18 Grad heruntergeregelt werde. ‚Wir haben dazu extra für jeden Klassenraum Thermometer besorgt.‘
Sie rechne nicht damit, dass die Temperatur in einem Raum unter 15 Grad falle, sagt sie...“

Das stellt sich die Frage an die Schulleiterin:
Kann sie zwischen Thermostaten und Thermometer unterscheiden?
Wenn ja, warum sollen die ‚Lehrer am Thermostat drehen‘ und die Schule besorgt extra Thermometer? Nanü ?
Wenn nein, dann ist die Schlussfolgerung (ihre ureigene ;) ) völliger Nonsens, dass, wenn die ‚Lehrer am Thermostat gedreht‘ haben - z.B. auf die von ihr vorgegebenen 18 Grad - die ‚Temperatur in einem Raum auf 12 Grad falle‘!

Wozu wurden eigentlich Thermometer (Hilfe - ich bekomme Fieber bei soviel Unwissenheit) ‚besorgt‘, wenn es Raumthermostate gibt?
Ich komme fast zu dem Schluss, dass es tatsächlich nicht einmal Thermostate dort gibt, und wirklich Thermometer ‚besorgt‘ wurden. (Hilfe - ich bekomme noch mehr Fieber bei soviel ...)

Wo stehen dann ‚diese extra besorgten Thermometer‘?
Auf einem Tisch, am Fenster, in der Nähe einer Lampe ... oder in der Raummitte ?

Wenn dem so ist, dass tatsächlich Thermometer ‚extra besorgt’ wurden, dann hätten Sie, verehrte Schulleiterin, besser in sehr gute Thermostate investiert - und somit Ihren anvertrauten Schülern Umweltbewusstsein vermittelt und diesen Schwachsinn einer unnötigen Raumauskühlung deutlich erklärt - und vor allem diese Ressourcenverschwendung !

Dazu noch ein passendes Zitat: „Man habe die Aktion bewusst für den Freitag geplant, weil übers Wochenende ohnehin die Temperatur in der Schule gesenkt werde. ‚So machen wir das einfach einen Tag früher.‘“

Unglaublich !
Bei der absichtlichen(!) Auskühlung der Außenwände während einer längeren Temperaturabsenkung wird u.U. irgendwann unnötigerweise die Taupunkttemperatur unterschritten.
Feuchtigkeit setzt sich auf und in den Außenwänden ab.
Auf der Wand führt das zu Schimmelbildung und in der Wand zu einer stark verringerten Isolationswirkung.
Die Wärmeverluste steigen, die Wand kühlt noch weiter ab, es bildet sich noch mehr Feuchtigkeit, die Verluste steigen weiter usw.

Ich kann es nicht fassen - an dieser Schule soll Wissen vermittelt werden!
Das ‚Umweltteam der Schule‘ mit der Schulleiterin voran, will allen Ernstes den armen Kinder völlig verfehltes Umweltbewusstsein vermitteln!

Kein Wunder, dass sich seit Jahren in Deutschland Nichts in puncto Verbesserung der Öko-Bilanz bewegt, wenn ‚solche Umwelt-Teams‘ samt Lehrerschaft unseren Kindern solchen Quatsch vermitteln.

An die Redakteurin:
„...ans Umweltamt. Das Geld, was sie durch geringeren Verbrauch bezahlen, bekommen sie zur Hälfte ausgezahlt und dürfen es dann entweder wieder in Umweltschutzmaßnahmen investieren oder für die „Verbesserung des schulischen Bildungsangebots“ verwenden, also beispielsweise Unterrichtsmaterialien, Spielgeräte oder Fortbildungen finanzieren.“

Muss man das verstehen?
‚das Geld, was (?.. ist das Deutsch ?) sie durch geringeren Verbrauch b e z a h l e n...‘ .... NANÜ ? Was soll es bedeuten?

‚bekommen sie zur Hälfte ausgezahlt‘ .... Uups, dann würde ich aber weniger sparen,
somit mehr Geld durch höheren Verbrauch ‚bezahlen‘ und dadurch wieder mehr Geld zur Investition und für Bildungsangebote ;) zur Verfügung haben, denn der absolute Betrag der ‚ausgezahlten’ Hälfte steigt dann auch!

Köstlich und dennoch bedrückend.
Die BRD unterbietet gerade die DDR.
Nee, so bescheuert, waren wir nicht einmal im Osten.

mfG
nereus


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