Wo ist das Problem?

CalBaer, Freitag, 25.01.2019, 21:17 (vor 1911 Tagen) @ tar5660 Views

Rechtssicherheit ist ein Problem der Gesetzgebung, nicht von Crypto. Technologische Erfindungen wie Automobile, Flugverkehr oder Internet haben immer ein Meer von Gesetzestexten hinterlassen. Wenn Wirtschaftende mehr Rechtssicherheit brauchen, werden eben neue Gesetze geschaffen, was auch bereits passiert.

Noch ein paar Kommentare meinerseits.

Ein kleines technisches Detail ist leider falsch: Transaktionen werden nicht in einem verschluesselten Datenblock aufgezeichnet, sie werden mit dem privaten Schluessel signiert, sind aber nicht verschluesselt.

Falsch ist auch, dass man mit mehr Rechnerleistung (genaugenommen mehr Hashleistung) mehr Transaktionen validieren kann und somit oekonomisch Einfluss nehmen kann. Die Hashleistung ist unabhaengig von der Anzahl der Transaktionen. Mit Rechenleistung kann man auch nicht Einfluss auf das System nehmen, man kann damit hoechstens das System sabotieren, was allerdings mit immensen Kosten, Organisation, Vorbereitung verbunden ist. Und dass Bitcoin maximal kapitalistisch ist, daran ist nichts falsch. Mining ist mit das meritokratischste Business was es gibt. Loesungen, die vom Mining weggehen, wie z.B. Proof-of-Stake, sind allerdings weniger meritokratisch bis oeffnen den Weg zum Einfluss durch Macht und Geld.

Bitcoin ist auch nicht irgendweine beliebige technische Anwendung der Blockchain. Der Schluessel ist nicht nur der Code, sondern auch das oekonomische System. Beides im Zusammenspiel macht Blockchain aus. Wer glaubt, mann muesste nur den Code kopieren, schafft nur eine hoechst ineffizente Datenbank. Es benoetigt eben auch ein robustes oekonomisches System dahinter, damit es Sinn macht.

Bei den moeglichen Blockchain-Anwendungen ist auch viel Hype dabei. Unternehmen und Staat werden Blockchain nur einsetzen, wo sie transparente, vertrauensfreie, manipulationsfeste oder zensursichere Systeme wollen. In allen anderen Anwendungen sind Datenbanken weitaus effizienter. Es macht z.B. Sinn, wenn Unternehmen und Private untereinander kommunizieren und Daten und Dokumente als auch die Bezahlung austauschen, ohne dass sie eine uebergeordnete Kontrollinstanz benoetigen. Eine Anwendung waere z.B. die weltweite Uebertragung von Wertpapieren und Eigentumsrechten zwischen Millionen von wirtschaftlichen Akteuren ohne dass es eine Regierung oder Verwaltung dafuer braucht. Staatliche wie private Autoritaetsinstanzen werden somit ueberfluessig. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass Autoritaetsinstanzen, insbesondere staatliche, freiwillig verschwinden. Es braucht die Bereitschaft eines offenen, transparenten, ehrlichen Staates, damit viele der Anwendungen auch Sinn machen.

Fiat wird nie auf die Blockchain gehen - es ist ein Oxymoron. Wer das wirklich glaubt, hat entweder Blockchain oder Gewaltgeld nicht verstanden. Ausserdem wuerde ein Blockchainfiat das Finanzsystem auf den Kopf stellen (Teilreservsystem wuerde zu einem Vollreservesystem, die kreditschoepfenden Banken wuerden verschwinden, die Zentralbank wuerde zum einzigen Kreditschoepfer). Das haben mittlerweile auch Oekonomoen oder der IMF verstanden.

Ein "Oekoalbtraum" ist es nicht, Energie wird in anderen Bereichen weitaus mehr verschwendet. Z.B. blaest Erdgas- und Erdoelfoerderung die 30fache Energiemenge ungenutzt in die Atmosphaere durch Abflammen von ueberschuessigem Gas. Aehnlich hoch ist die verschwendete Energie durch ineffizienten Strassenverkehr (z.B. Staus). Der Energieverbrauch von Bitcoin wird meist unsachlich dramatisert. Mining ist die meritokratischste und sicherste Implementierung fuer ein vertrauensfreies, manipulationsfestes und zensursicheres Systeme, alle anderen Loesungen mindern die Sicherheit und verzerren das wirtschaftliche System.

Die durch Blockchain moegliche Ueberwachung ist laengst Realitaet, der Staat hat ueberall Zugriff auf Bankdaten, Transaktionen von Vermoegenswerten usw.usf. Blockchain demokratisierte lediglich die Ueberwachung, der Buerger kann somit den Staat somit direkt ueberwachen, wie es der Staat mit den Buergern bereits lange tut.

In der Diskussion werden meist nur marginale Probleme angegangen. Frau Pesch fand ich noch am kompetentesten auch in technischen Fragen zu Bitcoin, die anwesenden Informatiker waren nicht unbedingt Crypto-Experten. Die Behauptung ist auch falsch, dass die Bitcoiner den Staat vollstaendig abschaffen wollen. Der Staat wird nur ueberfluessig in vielen Bereichen, einfach durch Technologie und das Handeln der wirtschaftlicher Akteure. Gesetze, Gerichte usw. sind Teil der Zivilsation und werden nicht verschwinden.

Was die Skalierung angeht, haben sie noch nichts von Lightning Network gehoert. Das muesste man in 2019 eigentlich wissen und ansprechen.

Ansonsten ganz gute Dokumentation, auch zu den Konsequenzen.

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Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2


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