Ganz so einfach ist es nicht ....

NST, Südthailand, Freitag, 18.01.2019, 06:08 (vor 1896 Tagen) @ nemo6307 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 18.01.2019, 06:37

Blicken wir der Wahrheit ins Gesicht. Jede Herrschaft, die auf
Unterdrückung beruht
oder die Souveränität eines Volkes beschneidet, wurde mit Blut errungen.

Hallo


Wer zwischen den Zeilen lesen kann und die Namen und Orte austauscht, wird die aktuelle Situation in Europa wiedererkennen können. Damals wurden in China 15 Millionen Menschen über tausende Kilometer umgesiedelt -- das erleben wir auch gerade ..... und, und, und ....

Man findet nicht nur am Beispiel China alles in der Geschichte wieder. Was hier täglich wiedergekäut wird, ist alter kalter Kaffee. So sehe ich das.


Zitate ohne Zusamenhang
Üblicherweise drückte eine Frau ihre Liebe dadurch aus, daß sie in allen Dingen mit ihrem Mann einer Meinung war; ganz selbstverständlich stimmte meine Großmutter in dieser Frage mit Dr. Xia überein


militärische Zusammenarbeit im Kampf gegen die Japaner an. Die Russen lehnten das Angebot ab, Stalin unterstützte Chiang Kai-shek.

schnellstmöglich alle strategisch wichtigen Punkte zu beset-
zen. Die Amerikaner schickten den angesehenen General Ge-
orge Marshall nach China, er sollte Chiang dazu bringen, daß
er die Kommunisten als Juniorpartner einer Koalitionsregie-
rung akzeptierte. Chiang ahnte, daß Marshall ihn zwingen
würde, ein Waffenstillstandsabkommen mit den Kommunisten
zu unterzeichnen. Am 10. Januar 1946 wurde dann in der Tat
ein Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet, drei Tage spä-
ter sollte er in Kraft treten.

Großmutter war der Inbegriff der Liebe für uns. Sie nahm uns
in den Arm und erzählte uns Märchen. Für sie waren die
Blumen und Bäume, die Wolken und der Regen menschliche
Wesen, die ein Herz hatten, weinten


Ich habe auch kein umfassendes Bild, aber niemand, mit dem ich gesprochen habe, aus welchem Landesteil auch immer, berichtete etwas über eine Naturkatastrophe. Alle berichteten nur von Verhungerten. Anfang 1962 kamen 7000 hohe Funktionäre zu einer Konferenz zusammen. Mao sagte bei dieser Konferenz, die Hungers-
not sei zu siebzig Prozent durch Naturkatastrophen und zu
dreißig Prozent durch menschliches Versagen verursacht wor-
den. Präsident Liu Shaoqi meldete sich zu Wort und meinte,
es seien wohl eher siebzig Prozent menschliches Versagen und
dreißig Prozent Naturkatastrophen.


Meinem Vater gefiel dieser Wesenszug. Während meine Lehrer
immer wieder anmahnten, ich solle mehr »Kollektivbewußt-
sein« an den Tag legen, sagte mir mein Vater, daß zuviel
Vertrautheit und Nähe zu anderen auch etwas Zerstörerisches
haben könne. Mit dieser Ermutigung bewahrte ich mir meinen
privaten Raum. Für »Privatheit« und einen »eigenen Raum«
gibt es im Chinesischen keine genauen Begriffe, aber instinktiv
sehnen sich viele Menschen danach, so auch meine Geschwi-
ster. Jin-ming beispielsweise beharrte so entschieden auf sei-
nem Freiraum, daß Menschen, die ihn nicht gut kannten, ihn
für ungesellig hielten. In Wahrheit war er sehr gesellig und bei
seinen Altersgenossen sehr beliebt.


so aussehen, als geschähe es auf Verlangen des Volkes und nicht auf Befehl von oben. Die nächtlichen Straßen waren voll von Menschen


unterscheide ich zwischen zwei Arten von Chinesen: den menschlichen und den unmenschlichen. Die Erschütterung durch die Kulturrevolution brachte den wahren Charakter der Menschen ans Licht, und das galt für jugendliche Rotgardisten, erwachsene Rebellen und Kapitalistenhelfer gleichermaßen.


Gewalttätigkeiten.
Die Menschen hatten so viel Energie in sich aufgestaut, daß
sie sich beim geringsten Anlaß verprügelten. Die Spannung
wuchs spürbar, ebenso die Unfreundlichkeit, die Hilfsbereit-
schaft nahm ab. Überall sah man Menschen streiten - mit
Verkäufern, Busschaffnern, Passanten. Und ein weiteres Er-
gebnis war ein Babyboom, da es keine Geburtenkontrolle gab.
Die Bevölkerung wuchs während der Kulturrevolution um
rund zweihundert Millionen.


das war typisch für Mao.
Aber er hatte immer wieder behauptet, daß gebildete Menschen
weniger wert seien als ungebildete Bauern und daß sie deshalb
am dringendsten reformiert werden müßten, damit sie wie
diese werden könnten. Einer seiner bekanntesten Aussprüche
lautete: »Bauern haben schmutzige Hände, und an ihren Füßen
klebt Kuhscheiße, aber sie sind dennoch sauberer als Intellek-
tuelle.«


Die Landverschickung von fünfzehn Millionen jungen Menschen innerhalb weniger Monate war eine der größten Völkerwanderungen der Geschichte; sie wurde in kürzester Zeit hervorragend organisiert. Alle Beteiligten erhielten einen kleinen Barbetrag zum Kauf von Kleidern, Bettdecken, Leintüchern, Plastikplanen für die Betten, Koffern und Moskitonetzen.


Ich erlitt nur eine leichte Zerrung.
Die Härte des Landlebens war Teil der »Gedankenreform«.
Theoretisch mußten wir das harte Landleben und die Schmer-
zen schon deshalb freudig ertragen, weil wir dadurch dem Ziel,
neue Menschen zu werden, einen Schritt näher kamen. »Neue
Menschen« hieß, wir sollten so werden wie die Bauern.


Den meisten Bauern fehlte die Schule nicht, sie war in ihren
Augen sowieso sinnlos und überflüssig. »Wofür denn?« frag-
ten sie. »Du mußt Gebühren zahlen und jahrelang lesen, aber
am Ende bist du immer noch ein Bauer und mußt dein Essen
mit deinem Schweiß verdienen. Es bringt dir kein einziges
Reiskorn zusätzlich, wenn du Bücher lesen kannst. Die Schule
ist nur Verschwendung von Zeit und Geld.


Maos Theorie war möglicherweise nur eine Projektion seiner
Persönlichkeit in die Außenwelt. Auf mich hatte er so gewirkt,
als hätte er ständig und durchaus erfolgreich Konflikte ge-
schürt. Er hatte ein feines Gespür für die dunklen Seiten der
menschlichen Natur, für Neid und Mißgunst, und er wußte,
wie er diese Seiten für seine Ziele nutzbar machen konnte. Er
regierte, indem er Haß zwischen den Menschen säte. Auf diese
Weise brachte er die einfachen Chinesen dazu, daß sie viele
Dinge selbst erledigten, die in anderen Diktaturen von einer
professionellen Elite übernommen werden. Deshalb gab es in
China unter Mao keine Einrichtung wie den KGB, so etwas war
überflüssig. Mao holte die schlechtesten Seiten der Menschen
ans Tageslicht und förderte sie, damit schuf er eine moralische
Wüste und ein Klima des Hasses.
Ich kann freilich nicht
entscheiden, wieviel individuelle Verantwortung die einfachen
Leute trotzdem trifft. Das zweite Kennzeichen des Maoismus war meines Erachtens die Herrschaft der Ignoranz. Verschiedene Faktoren spielten dabei eine Rolle. Mao kalkulierte, daß die gebildete Klasse für die ungebildete Masse ein leichtes Ziel sein würde. Er hegte eine tiefe Abneigung gegen formale Bildung und alle Gebildeten und hatte eine größenwahnsinnige Vorstellung von sich selbst. Er verachtete die bedeutenden Gestalten der chinesi-
schen Geschichte und die Zeugnisse der chinesischen Kultur,
zu denen er keinen Zugang hatte, wie beispielsweise Architek-
tur, Kunst und Musik. Was er nicht verstand, zerstörte er, und
das war ein beträchtlicher Teil des kulturellen Erbes von China.
Mao hinterließ eine verrohte Nation und ein verrohtes Land


Die Fortsetzung von Maos Politik wurde hingegen unmißver-
ständlich abgelehnt. Knapp einen Monat nach seinem Tod, am
6. Oktober, wurden Maos Frau und die anderen Mitglieder der
Viererbande verhaftet. Niemand stand auf ihrer Seite - weder
die Armee noch die Polizei, nicht einmal ihre eigenen Leib-
wächter. Ihr einziger Rückhalt war Mao gewesen. Die Vierer-
bande verdankte ihre Macht einzig und allein der Tatsache,
daß sie in Wirklichkeit eine Fünferbande gewesen war.

Zitate Ende Quelle: Wilde Schwäne. Die Geschichte einer Familie. Drei Frauen in China von der Kaiserzeit bis heute

Zitat
Wer die Fakten von heute nicht in einen größeren Zusammenhang stellt, begreift nichts. Deswegen ist es so wichtig sich vorzubereiten. Verstehst du die Geschichte nicht, verstehst du auch das Heute nicht. Beschränkst du dich auf die aktuellen Nachrichten, dann erzählst du Märchen, denn dann berichtest du, was du unterm Mikroskop siehst, obwohl du eigentlich ein Fernglas bräuchtest.

Das habe ich mit großer Überzeugung getan, und auch mit großer Begeisterung. Ich habe die Wahrheit gesucht: in der Geschichte, in der Exaktheit der Fakten. „Wie viele Tote dort?“- „Um wie viel Uhr?“- „Wer hat als Erster geschossen?“
Manchmal war das mühsam. Manchmal lagen ihre Lügen auf der Hand, dann bohrtest du auf der Suche nach der Exaktheit der Fakten immer weiter nach, als wäre das das Wichtigste von der Welt.
Später habe ich begriffen, dass Lügen zwar schrecklich sind und nichts bringen, aber dass die Exaktheit der Fakten genauso unnütz ist, denn die Wahrheit, nach der ich suchte, liegt nicht in den Fakten, sondern dahinter. Oder sogar noch hinter dem Dahinter.
Und da habe ich einen ganz anderen Weg eingeschlagen.
Zitate Ende Quelle: Das Ende ist mein Anfang: Ein Vater, ein Sohn und die große Reise des Lebens

Man kann auch das Rad ständig neu erfinden. Alternativ könnte man damit beginnen, sich mit den wichtigeren Dingen zu beschäftigen.
Gruss

--
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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!


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