Simulation von Kausalität

Silke, Mittwoch, 02.01.2019, 23:21 (vor 1940 Tagen) @ BerndBorchert9826 Views
bearbeitet von Silke, Mittwoch, 02.01.2019, 23:48

Lieber Bernd,

@DT hatte es anfangs nicht geglaubt und nicht verstanden, dass es um
dünne, schnurgerade Linien um die Erde geht

@DT ist ein sehr kluger Mann der Zahlen.
...es geht aber imho. bei solchen Sachverhalten stets um Konstruktionen, die wir konstruieren, weil wir sie uns ersehnen.
Wir wünschen uns Ordnung weil wir ordnungssüchtige Wesen sind und sind gegen Suggestionen sehr empfänglich. Wir suchen nach Mustern - das ist unser Überlebensvorteil. Wir simulieren uns die Welt jeden Augenblick neu und damit auch gleich noch den Zeitablauf mit.

Das Thema Wahrscheinlichkeiten hatte ich einmal mit @Kurt diskutiert. Es gibt nichts Ungewöhnliches und nichts Unerklärbares.
Da wir uns unsere Welt komplett selbst simulieren, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir in dieser Simulation stets Altbekanntes und die üblichen Verdächtigen wieder finden.
Wir Erwachsenen sehen z.B. keine Geister mehr.
Für kleine Kinder ist das noch normal - sie sehen noch so lange ganz anders als wir, bis wir sie komplett ihrer Deutungshoheit beraubt und Zentralmachtmeme introjiziert haben.

(mit einer Wahrscheinlichkeit,
dass von 100 zufällig auf der Erdkugel eingezeichneten Orten 10 auf einer
solchen dünnen Linie liegen, so an die 1 zu 1 Mrd. ist), und jetzt drückt
er sich um eine Antwort.

Wir haben doch aber alles selbst eingezeichnet in unsere Welt, alle Linien, alle Punkte - also auch alle Verhältnisse und Wahrscheinlichkeiten.
Meinst du denn, dass du die Welt als Beobachter erlebst?
Du erlebst eine Simulation der Welt, die von deinen Bezugspersonen an dich herangetragen wurde.
Deine Eltern, Lehrer, Freunde, Bekannten haben dir die Welt erklärt, die sie selbst nur erklärt bekommen haben und alle Menschen um dich herum haben dir zu jedem deiner Gefühle, Empfindungen und sonstigen Sensationen eine Zuordnung angeboten oder aufgezwungen - die Rose sei rot, der Honig süß und Geld ein Gegenstand.
Wenn wir doch selbst die Anfangs- und Rahmenbedingungen unserer Simulationen stets festlegen - also die Interpretationshoheit ausüben - können wir doch stets nur die Kausalitäten erkennen, die wir selbst vor dem Erkenntnisprozess postuliert haben.
Wer eine Linie sucht, beziehungsweise wer sich das suggerieren lässt wird auch eine Linie finden. Mit dieser Beeinflussung der Aufmerksamkeit arbeiten Magier, Zauberer und Illusionisten - aber auch Spindoktoren, Manipulatoren und Propagandisten.

und die Ableitung von vermeintlichen Kausalitäten oft genug ein
verzeifelter Akt der Hoffnungslosigkeit.


Ja, es geht mir um Kausalität, d.h. eine Erklärung - so stehts ja auch
im Ausgangsposting.

Newton meinte, die Masse von Dingen sei für die Gravitation verantwortlich, wenn sie sich gegenseitig anziehen. Er wusste noch nichts von der Krümmung der Raumzeit oder vom Higgs-Feld.

Deine Ausführung zur debististischen Sichtweise der Bauwerke sind
insofern hilfreich, dass sie daran erinnern, dass die Bewunderung für die
Bauwerke einher gehen sollten mit dem Wissen, dass es den Bauherren von
allem um Machtdemonstration und - ausübung ging.

Ja.

Eine Erklärung für das Phänomen dieser Linie sehe ich aber nicht.

Die Linien wurden berechnet mit unseren Fähigkeiten und mit unserer Interpretationshoheit.
Mit der Mathematik ist es wie mit jeder anderen Sprache.
Die Beschreibung der Keilschriftinhalte erfolgt mit Textvergleichen wie vom Stein von Rosette.
Wenn du dir unterschiedliche Übersetzungen des Gilgamesh-Epos oder des Buch Thoth anschaust findest du die abenteuerlichste Auffächerung der Inhalte, die stets abhängig ist von den Interpretierenden.
Zu meinen, dass eine von uns berechnete Linie auch in der Wirklichkeit existiert ist schon sehr abenteuerlich, in einer Welt, in der wir nicht einmal wissen, wie es ist, uns selbst zu berühren.

Außer implizit, dass Du denkst, eine solche Linie lässt sich immer
irgendwie finden.

Ja.
Umso mehr in einer Simulation der Welt, die wir uns mit unserer "Apfelpflückersprache" (nach Hans-Peter Dürr) selbst erschaffen haben, um überleben zu können indem wir vermeintliche Äpfel von vermeintlichen Bäumen vermeintlich pflücken um sie vermeintlich zu essen, weil wir vermeintlich hungrig und danach vermeintlich satt sind.
Das sind samt und sonders von uns selbst definierte Begrifflichkeiten für Sachverhalte, die wir nach dem Höhlengleichnis nie wirklich erfahren können.

Ich glaube, ich muss noch ein Posting zur
Wahrscheinlichkeit schreiben.

Gern, ich freue mich darauf.
Das wäre eine spannende Diskussion.
Frage dazu:
Vor einigen Wochen fand ich beim Spazieren eine Torx-Holzschraube. Etwa einen Km entfernt fand ich einen genau dazu passenden Torx-Bit.
Wie groß war die Wahrscheinlichkeit für dieses Erlebnis?
Es ist passiert.
Ich habe Zeugen.

Liebe Grüße
Silke

ach ja: Was meinst Du mit "Simulation" in der Überschrift?

Das von @Ashitaka hier eingeführte Konzept für unser Bewusstsein, dass sich aus Simulation und Emulation zusammensetzt ist für mich stimmiger, als alles sonst je gehörte.
Wenn mein Alphabet nur bestimmte Buchstaben zulässt werde ich überall nur diese Buchstaben finden und immer nur die gleichen Silben, Wörter und Sätze zusammensetzen können ohne Sachverhalte je anders beschreiben zu können.
Gleiches gilt für Zahlen und alle unsere anderen Hilfsmittel.

"If human beings could see with sound, what else is possible?"
Brian Bushway, blinder Perceptual Mobility Trainer
Akustisches Sehen mit Klicksonar funktioniert ähnlich wie mit Augen. Gesehen wir das gleiche – das gesehene dürfte sich aber heftig unterscheiden.

PS. Die Kulturen standen global mehr in Verbindung als uns die Geschichtsheinis glauben lassen wollen (Deutungshoheit der Macht).
Wenn ein einziger Mensch in einem Boot nach Südamerika kommen konnte,dann konnten das die Phönizier und Karthager, die Kelten und Etrusker, die Wikinger und alle anderen dreimal und zwar links und rechts herum um den Erdball wie die Besiedlung ganz Polynesiens einschließlich Osterinseln beweist. Diese Leute lesen Sonne, Mond und Sterne, Wind, Strömungen, Regen Tiere und sonstwas wie wir ein Handbuch in Kombination mit Seekarten und GPS sowie allen verfügbaren Wetter- und sonstigen Daten lesen.

PPS. Herodot pflegte wohl zu "übertreiben", dass sich die Balken bogen, so wie alle Väter der Geschichtsschreibung.
Auf jeden Fall war aber alles von ihm nieder Geschriebene, so wie heute auch, hoch selektiv.


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