Heimweh

also, Sonntag, 30.12.2018, 17:28 (vor 1934 Tagen) @ Plancius5162 Views

Ich habe sehr lange in SA gelebt, habe dort die Schule besucht und habe dort gearbeitet.
Noch unter de Clerk und dann Mandela.

Dein Bericht gefällt mir sehr gut, nur zwei Kleinigkeiten will ich gerne geraderücken.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie in anderen Ländern mit wesentlich bescheideneren und primitiveren Mitteln als in Deutschland der Straßenbau organisiert wird.
Auf keinem Gebiet ist der Kompetenzverlust Deutschlands sichtbarer als im Straßenbau

Die Situation in Deutschland ist mit der in SA in diesem Zusammenhang nicht vergleichbar.
Einem europäischen, verregneten Sommer könnte das Straßennetz in SA nicht standhalten.
Ein Winter mit Frost wäre das Ende des gesamten Verkehrsnetzes in SA.
Wer mit seinem Auto in einem südafrikanischen Straßenloch zerschellt, der ist selber schuld.
Teure Sicherheitsmaßnahmen sind deshalb erst gar nicht eingeplant und den Naturschutz mit all
seinen Auflagen gibt es nicht. Arbeiter für den Bau dürfen am Straßenrand aufgelesen werden.
Es gibt wohl einige Vorschriften zum Arbeitsverhältnis aber keine Kontrollen.
Unter diesen Umständen lassen sich die Straßen in SA um einen Bruchteil der Kosten, im Vergleich zu
Deutschland, bauen und reparieren.

Überhaupt sind immer Arbeiter anzutreffen, die fegen, Grünanlagen pflegen, Rasen mähen, Pflanzen wässern oder Müll aufsammeln
Es ist ein Jammer, wie versifft unsere Parks, öffentlichen Einrichtungen und unsere Städte allgemein sind ...

Diese Arbeiter sind meist Migranten aus dem Norden, vor allem aus Botswana und Zaire.
Man sieht diese Migranten oft weiß angemalt (weil auf Reise), frisch aus dem Bush.
Wenn sie in SA ankommen, müssen sie nach Johannesburg, Gauteng, Department of Home Affairs.
Dort erhalten sie einen gelben Zettel mit Arbeitserlaubnis zum Reinigen von öffentlichen Flächen.
Die Bezahlung reicht um nicht zu verhungern, Sozialleistungen, Versicherungen, etc. gibt es nicht.
Wer es schafft, der bleibt. Für die anderen werden gratis Busse in den Norden zur Verfügung gestellt,
aber nur bis zur Grenze. Ich schätze, dass schon in den ersten Wochen etwa 60% diesen Bus nehmen,
weil die Erwartung mit der Realität nicht korreliert.

Das ist in Deutschland nicht durchsetzbar, da gäbe es einen Aufstand der Anständigen.
In Deutschland wird ein Migrant vom ersten Tag an eingebettet in das Sozialsystem und
das Reinigen von Parks kann aus Gründen der Würde einem Migranten erst gar nicht zugemutet werden.

also


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