Meine Spatzen haben sich diesen Winter noch nicht blicken lassen

Mephistopheles, Sonntag, 30.12.2018, 15:45 (vor 1937 Tagen) @ Oblomow4951 Views

Ich vermute aber kein Karma dahinter, sondern irgendwo müsen sich nin meiner Wohngegend Waschbären niedergelassen haben.

Deine Göttergeschichte ist denkwürdig. Danke. Es

geht da wohl vor allem auch um Verhältnisse beim Tieropfer, nämlich um
das Wiederherstellen eines Gleichgewichts, dass man verletzt zutiefst
empfindet. Ich opfere jeden Tag Vogelfutter für meine geliebten Spatzen
und Meisen. Den höre ich auch lieber zu als den meisten Menschen, die m.E.
ne Vollmeise haben.

Gott zum Gruße
Oblomow

Deinen Gott darfst du selber grüßen.
Trotzdem wollte ich hier herausarbeiten, was Nietzsche sich unter dem nicht festgestellten Tier vorstellt.

„Denn der Mensch ist kränker, unsicherer, wechselnder, unfestgestellter als irgendein Tier sonst, daran ist kein Zweifel – er ist das kranke Tier: woher kommt das? Sicherlich hat er auch mehr gewagt, geneuert, getrotzt, das Schicksal herausgefordert als alle übrigen Tiere zusammengenommen: er, der große Experimentator mit sich, der Unbefriedigte, Ungesättigte, der um die letzte Herrschaft mit Tier, Natur und Göttern ringt – er, der immer noch Unbezwungne, der ewig-Zukünftige, der vor seiner eignen drängenden Kraft keine Ruhe mehr findet, so daß ihm seine Zukunft unerbittlich wie ein Sporn im Fleische jeder Gegenwart wühlt – wie sollte ein solches mutiges und reiches Tier nicht auch das am meisten gefährdete, das am längsten und tiefsten kranke unter allen kranken Tieren sein? .... Der Mensch hat es satt, oft genug, es gibt ganze Epidemien dieses Satthabens (– so um 1348 herum, zur Zeit des Totentanzes): aber selbst noch dieser Ekel, diese Müdigkeit, dieser Verdruß an sich selbst – alles tritt an ihm so mächtig heraus, daß es sofort wieder zu einer neuen Fessel wird. Sein Nein, das er zum Leben spricht, bringt wie durch einen Zauber eine Fülle zarterer Jas ans Licht; ja, wenn er sich verwundet, dieser Meister der Zerstörung, Selbstzerstörung – hinterdrein ist es die Wunde selbst, die ihn zwingt, zu leben ....“
Ders., Zur Genealogie der Moral, 1887, in: Werke III, S. 308 bzw. 86

oder auch das hier:
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Jenseits+von+Gut+und+B%C3%B6se/D...

Da ist aber keineswegs die Rede von "Der Mensch steht zwischen Gott und dem Tier", sondern - und das ist ein scharfer Gegensatz! - der Mensch muss die Rolle, die er bisher Gott zugedacht hat, selber übernehmen, da Gott ja tot ist, wie a.a.O. festgestellt. Und das sei die Aufgabe aller zukünftigen Philosophie. Die Religion ist nur Mittel zum Zweck, um diejenigen anzuleiten, die einer höheren Philosophie nicht fähig sind.
Die Unruhe, die ewige Unbefriedigtheit des Menschen und sein Antrieb rührt demnach daraus, dass es ihm unmöglich ist, auf Gott zu vertrauen, sondern er sich seiner Aufgabe bewusst wird, sich zum Übermenschen weiterzugestalten.

Gruß Mephistopheles

PS: Dumm nur, dass das der Höhepunkt ist, den die faustische Kultur hervorbringen konnte.Seit diesen Gedanken Nietzsches geht es nicht mehr voran, wie er wohl noch angenommen hat, das war das Maximum an Anspannung, die möglich war; sondern die Ebene neigt sich langsam hinab, wie als erster Oswald Spengler gesehen hat und wie wir heute überdeutlich bemerken.

Meph.


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