Da sind einige Argumente dabei, die nicht haltbar sind

helmut-1, Siebenbürgen, Sonntag, 30.12.2018, 13:52 (vor 1943 Tagen) @ Gernot3148 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 30.12.2018, 14:44

Fangen wir mal mit dem Feinstaub an. Das, - so finde ich - ist übertrieben. Sicher hat es auch vor Jahrzehnten und Jahrhunderten Feinstaub gegeben, nur hat den damals niemand gemessen. Wenn wir auf der Baustelle mit der Flex arbeiten, gibts sicher auch Staub, - welchen, ob fein oder grob, - da hab ich gar keine Zeit dazu, das zu untersuchen.

Wenn ich auf der Baustelle Arbeiten vorschreibe, dann gibts dort Gehörschutz und Atemschutz neben der Schutzbrille. Wenn sich viele dessen nicht bedienen, weil ihnen das zu unbequem ist, dann ist das ihre Sache. Wenns Smog gibt in China, gehen die Leute ja auch mit Masken spazieren.

https://ibb.co/9rfz4Ph

Naürlich kann man dann die Frage stellen, warum ich mir auf der Straße sowas überziehen soll, wenn andere dafür aus freiem Willen verantwortlich sind. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass sowas (bez. Staub) gesundheitsschädlich sein soll, wenn es 1 x im Jahr passiert. Obwohl ich mich noch an die extremen Jahre erinnern kann, wo die Luft so rauchgeschwängert war, dass man beim Autofahren die Nebelscheinwerfer hätte anmachen müssen. Aber wer fährt schon in der Silvesternacht Auto.

Nun zum anderen Argument, das mit der Freiheit. Das sehe ich ganz anders. Die persönliche Freiheit wird automatisch zur Unverschämtheit, wenn ich jemanden was aufs Aug drücke, was nur mir gefällt und der andere soll es gefälligst auch gut finden.

Wenn man im Wohnblock wohnt, die Musik laut macht, und es kommt das Ordnungsamt aufgrund von Beschwerden, dann würde mich interessieren, was die dann zum Argument des Freiheitsentzugs sagen würden.

...bei all den herbeigeholten Argumenten gegen ein Stück Volkskultur und eine jahrhundertealte (!) Tradition...

Stellen wir das mal richtig. Manche behaupten, das ginge bereits auf die Germanen zurück, die Knallerei. Würde mich interessieren, womit die denn geknallt haben, - die hatten noch keine Chinesenmafia in ihren Siedlungen. Und dass die Chinesen als erstes das Schießpulver erfunden haben, das dürfte ja unbestritten sein. Was aber feststeht, ist die Tatsache, dass diese alten germanischen Bräuche darauf abzielten, die "bösen Geister" zu vertreiben, so wie in anderen Kulturen auch. Ich gehe davon aus, dass heute kein normaler Mensch mehr böse Geister vertreibt, die Knallerei hat andere Gründe.

In Europa begann es im 14. Jhdt, wo man sich zu Hof dieser Knallerei bediente, um Gäste zu beeindrucken. Eigentlich brachten es arabische Händler nach Europa, aber viele italienische Experimentierer perfektionierten das Ganze.

...Es gefällt ihnen nicht, wenn bei einem Händeklatschen nicht sofort jedermann weinend zusammenbricht und kapituliert....

Nun ja, das kann man so und so sehen. Die Nacht von gestern auf heute verbrachte ich in einem Pub, das wir anlässlich des Wechsels meines Jüngsten in die Phase des Erwachsenenen (er wurde gestern 24) gemietet hatten. Live-Musik, was wir eben unter Musik verstehen. Nun ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Musiker (z.B. wie ich) dem anderen nicht vorschreibt, was er zu bringen hat und in welcher Art und Weise. Das Fazit war, dass mir beim Hinausgehen auf die Straße die Ohren gesummt haben, - und auch heute nach dem Aufstehen ist es immer noch, obwohl schon schwächer.

Natürlich weiß ich, dass ich als Musiker in feines Gehör habe. Wenn ich aber bis zum Ende geblieben bin, dann war das mein freier Wille. Ich hätte ja jederzeit früher nach Hause gehen können. Anders bei der Knallerei, die links und rechts von mir stattfindet und der ich mich nicht entziehen kann. Es sei denn, man erwartet von mir, dass ich mich mit Gehörschutz auf die Straße begebe. Das wiederum wäre nach der Straßenverkehrsordnung nicht zulässig.

Ich denke, dass die Tatsache, Lärm ab einem gewissen Pegel, auch Explosionslärm, ist gesundheitsschädlich, unbestritten ist. Sonst würden wir ja bei beim Militär bei der Sprengausbildung und bei den Schießübungen mit PAR und anderen Spielsachen keinen Gehörschutz aufgebrummt bekommen. Ich selbst habs ja am eigenen Leib (resp. Ohr) letzte Nacht gespürt.

Befremdlich stimmt es mich in diesen Zusammenhängen auch, dass Jedermannfeuerwerk durch Vorführfeuerwerke zum Angucken ersetzt werden sollen....Wir sollen nichts selber machen, sondern bezahlen und zugucken, eine grundsätzliche Tendenz...

Kann ich nicht nachvollziehen. Ich sehe von unserer Terrasse das schöne Feuerwerk, dass von der Stadtverwaltung auf der Dachplattform des Rathauses organisiert wird, - und freue mich daran. Der Unterschied: der Krach ist wg. der Distanz nur mehr gedämpft hörbar und dadurch zu ertragen. Meine Haustiere sperre ich halt für diese 20 Minuten ein, - das wars dann.

Mit dem Bezahlen, das ist ja Quatsch, - das gibts ja überwiegend umsonst. Es gibt ja auch unter dem Jahr genügend Feuerwerke, das ist ja kein ausgesprochener Neujahrsbrauch. Jedes Volksfest endet meist mit einem Feuerwerk, z.B. das Brezelfest in Speyer- Am Sonntag gibts das große Feuerwerk von der Stadtverwaltung, und am Ende gibts nochmal ein Feuerwerk, das von den Ausstellern finanziert wird. Alles kostenlos, auf einer Wiese hinterm Dom, wo nichts passieren kann.

Warum ist das abwegig, eine Regelung zu treffen, die jedem entgegenkommt? Da wird ein Platz genannt, - in jeder Stadt gibts eine freie Fläche am Rande oder auch außerhalb, - und da kann sich jeder hinbegeben, der da knallen möchte. Da hat er dann seine Freude, und derjenige, der im Inneren der Stadt wohnt, hat seine Ruhe.

Nein, es geht da um was Anderes: Da muss man dem Nachbarn zeigen, was man selbst wieder für ein toller Hecht ist, indem man da die Superlativen knallen lässt. Dass das dem Nachbarn auf den Keks geht, wird geflissentlich ignoriert. Wie stehts da mit der "Freiheit" des Nachbarn?

In Siebenbürgen wars Tradition, die bis zur Einwanderungsphase im 13. Jhdt. zurückgeht, also älter ist als die Knallerei, zu Mitternacht, wenn das Neue Jahr beginnt, dieses mit dem Turmblasen vom Kirchtum oder von den Stadttürmen zu begrüßen. Hab ich auch versucht, das hier zu fabrizieren, - geht aber nur mehr auf dem Dorf.

Warum: Erst läuten die Kirchenglocken, so max. 10 min lang. Dann- oder währenddessen bereits - gibts das Feuerwerk. Jetzt ist der hohe Kirchturm relativ nahe am Rathaus, - und solange die Knallerei läuft, ist die Blaserei nicht hörbar. Nach dem Knallen und dem gegenseitigen Zuprosten am Rathausplatz gehen die meisten aber wieder nach Hause resp. in die Lokale zurück, weils ja naturgemäß draußen kalt ist und den Damen in den Stöckelschuhen die Zehen einfrieren. Die Blaserei erübrigt sich dann, weil ja kaum mehr einer da ist, der dann zuhört. Wie stehts da mit meiner persönlichen "Freiheit", sowie die Freiheit derjenigen, die das Blasen für gut finden? Fazit war: Die Blaserei ist in den Städten aufgrund der Knallerei verschwunden.

Abschließend möchte ich mich dringend für ein Fußballspielverbot einsetzen:

Da sehe ich keinen Zusammenhang, was die Verletzungen betrifft. Wenn ich mich am Fallschirm erfreue, oder Profi-Fußballspieler bin, oder sonst was in der Richtung, dann muss ich das bei der Lebensversicherugn angeben. Abgesehen davon, gibts für sowas extra Unfall- und Risikoversicherungen. In der Folgelogik meine ich, dass dann jeder, der sich in irgendeiner Form Verletzungen zuzieht, diese aus eigener Tasche bezahlen soll, sofern er nicht extra dafür versichert ist.

Wenn sich da der pubertäre Jugendliche, der sich vor irgendwelchen Gleichgesinnten besonders profilieren möchte, beim Knallen den Finger abreißt, dann sollen diese Behandlungskosten gefälligst die Eltern bezahlen, - warum denn die Allgemeinheit?

....wünsche ich eine rauschende vorletzte Rauhnacht. Ehrt die Göttinnen und Götter mit eurem Feuerwerk!

Nun, darüber brauchen wir uns eigentlich nicht zu unterhalten. Wenn jemand "Gernot" heißt (übrigens ein schöner Name, finde ich), dann sollte er nicht nur die Traditionen und Bräuche aus der Nibelungenzeit kennen, sondern auch die der Germanen. Da gabs keine Kracherei anlässlich der Rauhnacht, zumindest habe ich nichts in den Aufzeichnungen darüber gefunden.

Beispiel:

http://www.kraftvolle-orte.de/2011/12/die-rauhnaechte-mythos-und-brauch-1/

Als Abschluß: Als ich mich in der Rauhnacht des Silvesters letztes Jahr mit Freunden zu einer Kreuzung im Zentrum begab, dort den sprichwörtlichen Kreis um mich zog, worin ich mich aufhielt, um von den Teufeln und Hexen zu erfahren, was mir das Neue Jahr bringt, kam die Verkehrspolizei und macht dem ein Ende. Wieder musste ich ein Stück meiner "Freiheit" abgeben, wobei ich eigentlich nur einem alten Brauch huldigen wollte......


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung