Moralisches Dilemma

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Mittwoch, 19.12.2018, 16:09 (vor 1927 Tagen) @ manni meier3419 Views

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch schrieb einmal:

"Opportunismus ist ein spontanes Verhältnis zur Realität."

Diese Kabarettisten sind eben auch nur Menschen und wie wir alle bestrebt, an Körper und Seele möglichst heil und ganz durchs Leben zu kommen. Als sich diese Kabarettisten einst entschieden, ihren Lebensunterhalt in diesem Metier zu verdienen, hofften sie vermutlich, dass sie zeitlebens nicht in eine solche Zwickmühle hineingeraten würden, wie sie sich heute darstellt. Über Jahre und Jahrzehnte war es praktisch gefahrlos möglich, die Reichen und Mächtigen ein wenig zu necken und zu ärgern, ihnen hier und da den Spiegel vorzuhalten und dafür mal mehr und mal weniger ordentlich bezahlt zu werden.

Die Zeiten haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Es geht in der Politik nicht mehr nur um Postengeschacher, Korruption und Unfähigkeit; heute stehen ganze Nationen vor existenziellen Problemen, die tatsächlich drastische Auswirkungen auf die Zukunft ganzer Völker haben werden, weshalb die Reichen und Mächtigen nicht mehr so viel Spaß verstehen, wie noch vor wenigen Jahren, denn sie wissen, dass der Machterhalt in der Zukunft nicht mehr ganz so leicht zu bewerkstelligen sein wird, wenn es den Massen langsam aber sicher die Gurgel zudrückt.

Dem Kabarettisten stellt sich jetzt die Frage, ob er als Märtyrer sterben möchte, oder doch lieber einigermaßen über die Runden kommen. Das ist nicht bloß eine ethische Frage, sondern vor allem ein moralisches Dilemma, ganz besonders wenn man eine Familie zu versorgen hat. In der Haut von vielen etablierten Kabarettisten möchte ich heute nicht stecken ...

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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