Ganz so ist das auch nicht

sensortimecom ⌂, Montag, 10.12.2018, 16:25 (vor 1963 Tagen) @ Silke3917 Views
bearbeitet von unbekannt, Montag, 10.12.2018, 17:03

Das System "Freigeld" in der von Wörgl praktizierten Art ersetzte das Neuverschulden ("Aufsetzen systemischer Aufschuldung") eben dadurch, dass es durch die lfd. 2%-Entwertung der ausgegebenen "Arbeitswertscheine" einen "quasi-debitischen" Druck erzeugte, der als Analogie dessen verstanden werden kann, was wir unter "Schuldendruck" aus dem Debitismus kennen.

Im Klartext. Der Wörgler musste intensiv "leisten" und "liefern", wollte er in diesem System auf Dauer bestehen. Wenn der gesagt hätte: so, jetzt genug, jetzt mache ich mir mit den erwirtschafteten Arbeitswertscheinen einen schönen Urlaub, und danach lange nix mehr, wäre der schneller(!) pleite gewesen, wie wenn er sich mit einem Kredit im obligaten Notenbankgeld im damaligen Österreich "neu verschuldet" hätte, und auf das Erbringen von Leistungen verzichtet hätte, um Zinsen und Tilgungen zu zahlen...

Eines ist klar. Das System funktioniert nur

a) wenn bzw. solange Waren und Dienstleistungen ausschliesslich regional im Geltungsbereich des Freigeldes bezogen werden, und auf Umtausch in externer "stabiler" Währung weitgehend verzichtet wird

b) solange es sich um P rodukte bzw. Waren handelt, deren Wertverfall GERINGER ist als die zeitliche Entwertung der ausgegebenen Wertscheine (des Freigeldes). Also es darf keine Obsoleszenz, keine Sättigung und keine "Wegwerfgesellschaft" geben. Von Billigprodukten etwa aus Fernost in einer globalisierten Welt gar nicht zu reden....

c) wenn geringe Vermögensakkumulation in stabilen, von Schwundgeld unabhängigen Assets stattfindet, also zb. Gold, Immobilien etc. Von Veranlagungen in externem stabilen Geld ohnehin nicht zu reden... Ansonsten entsteht rasch eine Schere zwischen arm und reich. Wie das zb. in Wörgl je gemanaged hätte werden können, ist ohnehin schleierhaft.

...man das Geldsystem nicht verstanden hat und Geld als Tauschmittel
versteht.

Lieber reaktionär,

Das erneute Besprechen solcher Themen ist immer eine interessante Übung
um den eigenen Wissensstand zur Problematik zu prüfen.
Was passiert systemisch, wenn ich die Beurkundungen von
Geldeinheiten im Zeitablauf entwerte?
Das Publikum weicht beim Akkumulieren auf eine stabile Währung aus, tilgt
bestehende Schulden und vermeidet private Neuverschuldung in der als neues
Abgabemittel dekretierten Währung = Resultat ist im Prinzip ein
Steuererlass.
Das System kann aber auf einem solchen Konstrukt keine systemische
Aufschuldung aufsetzen
(Anleihen) und muss deshalb in endlicher Zeit
kollabieren, weil es seinen Rechts- und Wirtschaftsraum nicht mehr selbst
erhalten kann.


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