OT. Bitte um sachdienliches Feedback für einen Text zum Thema Vorfinanzierung und Urschuld,

Silke, Freitag, 07.12.2018, 19:06 (vor 1960 Tagen)3729 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 07.12.2018, 19:33

Liebe Forumsteilnehmer,

ich habe ein paar Gedanken zum genannten Thema im DF formuliert (Orlando hat mit Ashitaka leider damals im DGF nicht weiter über Bilanzen diskutieren können)und wäre über eure Darstellungen zum Thema dankbar - gerne auch eine vollumfänglich andere aber ausreichend gut begründete Sicht auf diese so spannenden Sachverhalte.

Vorfinanzierung ist ein normaler Vorgang, wenn zum drohenden Termin keine solide Finanzierung aufstellbar ist.

Lieber Orlando,

der Finanzierer geht dabei in ein viel höheres Risiko, da er über den Vorfinanzierungszeitraum in der Regel weder Zins noch Tilgung sieht, aber das komplette Ausfallrisiko trägt, weil er mit dem Schuldner gemeinsam untergehen würde, wenn dieser falliert.

Das gleiche Phänomen findet sich für die erste Periode einer Staatsfinanzierung, in der dieser startet und damit Ausgaben hat (Sold/Infrastruktur errichten=Legislative, Judikative, Exekutive, Medien/Propaganda) aber noch keine Steuereinnahmen/Abgaben/Tribut/Beute herein bekommt. Die Mittel dafür muss er sich (an)leihen (gegen Zins=Versprechen) sonst gibt ihm keiner, da alle selber ihr gesamtes Potential zum Überleben brauchen und wer ihm gibt (Gefolge), dem wächst daraus eine immer größer werdende Schuld die eine immer größer werdende Redistribution nötig macht -wehe, ein Beutezug gegen die Nachbarn, brachte weniger ein, als in ihn investiert wurde ein Pyrrhussieg. Die Ausgleichforderung der BdL anlässlich des Staatsbankrotts des Deutschen Reichs 1948 mit Währungsreform wird erst ab 2024 in zehn Jahresraten zurückgezahlt werden und auch das ist nur eine Mogelpackung weil keine Marktzinsen über die gesamte Laufzeit vereinbart wurden.

Finanzierung ist Potentialverleihung (Kapital=passiv) die zu Potentialentfaltung führen kann, wenn man alles richtig macht (Vermögen=aktiv). Bitte nicht verliehenes Potential und sich entfaltendes Potential wegen der gleichen Bezeichnung gleich setzen, wie es andere Schlaubi-schlümpfe tun, für die auch Information=Information ist nur weil es gleich heißt.

Wie würdest du das denn definieren, was die Debitisten als Urschuld bezeichnen:

"Urschuldig = etwas mit Mehraufwand im Zeitpunkt X erhalten/verteidigen müssen was da ist, damit es nicht im Zeitpunkt X+n nicht mehr sein kann."

...sagte @dottore, dass Schuld etwas sei, was im Laufe der Zeit anwachse.

Natürlich.
Anfänglich schrieb er noch als Vollblutökonom und Münzliebhaber, dass "die Zeit allem den Zins anhängt " (welchen den: census,diskont, usura oder foenus?) . Später konnte er auch den Weg in die Metaebene gehen, in der Zins nicht eine monetäre Entschädigung für Verzicht ist (Heinsohn's Verzichtsprämienunfug) sondern die geforderte Abgabe an das System, damit dieses sich (und alle Abgabepflichtigen in ihm) in der Zeit und gegen die Entropie verteidigen kann - der census (Besicherung der Aufschuldung des Systems um seine Verteidigungsfähigkeit im Zeitablauf zu erhalten da statische Systeme in diesem immer implodieren). Jede Schuld wächst in der Zeit zu, da sie mit ihrer Entstehung Bestandteil eines Systems wird dass sich im Zeitverlauf gegen Verfall verteidigen muss (Entropie, gegen die mit Materie/Energie/Information angekämpft werden muss um etwas zu erhalten). Die Urschuld ist deshalb jedem System im Zeitablauf eigen und nicht nur den Lebewesen, geschweige denn nur ökonomischen Agenten. Entsteht eine Schneeflocke, muss ihre Grenze verteidigt, ihr Umfeld um jeden Preis gekühlt werden, damit sie nicht vergeht.

denn wenn ich meinen Körper nicht nähre, wächst da nichts an,...

Wie bitte?
Ich nenne das Hunger, der da anwächst - das Hirn signalisiert diesen Zustand mit Zeitablauf immer deutlicher. Erst werden Reserven aufgebraucht, dann die Substanz selbst, wie bei jeder Mangelkrankheit zu bewundern.

sondern es wird eine begrenzte Reserve verbraucht...

Das läuft neben dem immer lauteren Schellen der Signalglocken, weil die Schuld des Systems immer schneller steigt und die Depots und die Substanz wegschmelzen.
Wieso schneller? weil du es ins Verhältnis zur Schuldabbaubefähigung setzen musst und nicht in absoluten Zahlen betrachtet - die schnurrt mit Zeitablauf nicht nur gegen 0 sondern ins Minus. Kann sich ein noch satter Mensch keine Nahrung beschaffen, schafft es ein hungriger Mensch unter gleichen Bedingungen noch weniger, weil sein Gehirn und seine Muskeln schon nicht mehr optimal arbeiten können. Ein ausgehungerntes Raubtier ist schon so gut wie tot, wenn ihm nicht noch eine unerwartete Beute zufällt.

Deine Bilanz eines Urschuldigen zum Zeitpunkt X ist nicht richtig.
Die Passiven
sind die Potentialverleihungen aller Art - Sonne Mond und Sterne, Eltern, Gemeinschaft, Nachbarn, Beute, Konkurrenten(-), Feinde(-) und natürlich bis zum Bilanzzeitpunkt das finanzierte Eigenkapital = Körper und Geist, Wissen und Können die sämtlich irgendwoher kommen mussten - fremdfinanziert (zeugen, füttern, schützen, lehren, pflegen, ermutigen usw.).
Die Aktiven
sind das per Systemverteidigung daraus resultierende Vermögen dieses Menschen zum Bilanzzeitpunkt.

Passiva = Kapital des Menschen zum Bilanzzeitpunkt
Finanzierung Körper bis dahin (Hardware)
Finanzierung Geist bis dahin (Software + Beziehungen)
Machtzession durch umgebendes System
übrige Verbindlichkeiten

Aktiva = Das Vermögen des Menschen
Vermögen aus Handlungsumfeld
Vermögen aus Körper/Geist/Beziehungen - seine Elemente und deren wirkliche/mögliche Interaktionen
sich verschafftes Lebensnotwendiges
übrige Assets

Geschäftszweck ist überleben (aber eben als Spezies - also mit und über die Nachkommen und nicht als in amorpher, ohnmächtiger Masse isolierter Individualist).

Ein Mensch muss Energie/Materie/Informationen bekommen/sich verschaffen um stets dort aufzufüllen, wo in der Interaktion mit dem Umfeld Verlust, Mangel oder zusätzlicher Bedarf entsteht. Wer nicht einen mehr oder weniger kontinuierlichen Zustrom von Grundbedürfnisbefriedigungsmitteln rein bekommt ist des Todes. Wer keine befriedigung sozialer Grundbedürfnisse hin bekommt (Bindung, Selbständigkeit, Lustbefriedigung, Anerkennung) ist des sozialen Todes - er kann sich seine (für jeden Menschen überlebensnotwendige) Gemeinschaft nur noch simulieren/halluzinieren.

Vollstreckt wird hie wie da, in Natur und Gesellschaft (Derivat von Natur) zum Termin, wenn das gesollte nicht gehabt wird - ansonsten noch nicht bzw nicht mehr. Haben die Eltern der Tierkinder ausreichend vorfinanziert kann sich das Kind bei ausreichend günstigem Umfeld ab einem definierten Zeitpunkt selbst jede neue Lebensminute finanzieren - fressen/trinken/atmen/wärmen/schützen sich Lebensnotwendiges verschaffen um sich gegen die Welt zu verteidigen und zu vermehren.

Natürlich gibt es in der Natur Kredit - den der menschlichen Gemeinschaft (die ist doch wohl natürlich?!) , die für dich sorgt und von dir erwartet, dass du dich vollumfänglich und selbstverständlich mit allem was du hast und kannst einbringst, wenn der Bedarf dafür entsteht - das ist der ultimative Kredit.

Der versiegte erst als sich Gemeinschaften wegen z.B. einer mörderischen mehrjährigen Dürre oder anderen externen oder internen Entsegmentarisierungsursache nicht mehr mit eigenem Aufwand und den zur Verfügung stehenden Mitteln als Gemeinschaft dauerhaft versorgen konnen und jemand mit seinem Jagdspeer oder seiner Pflanzhake oder Steinaxt in Richtung Nachbargemeinschaft zeigte, den ersten Laut für die Umschreibung des Phänomen "Krieg" aussprach, auf Sonderkredit spekulierte (Legitimation als Kriegsführer) und eine Zwangsanleihe begab ("wer nicht mit mir zieht ist des Todes, wer mit zieht bekommt reiche Beute") ...der Geburtsstunde von Zentralmachtsystemen.

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Liebe Grüße
Silke


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