Hadmut Danisch: *Wenn ich das richtig verstanden habe (und da bin ich mir nicht sicher, mit Frankreich kann ich irgendwie gar nichts anfangen)…*

Wer mit Frankreich oder Deutschland oder Italien nichts anfangen kann, kann mit Europa nichts anfangen.

Daß die Deutschen kein Verhältnis zu Europa haben, ist mir schon vor Jahrzehnten aufgefallen. Ihnen standen die USA sehr viel näher.

Sie wußten, was dort los ist, kannten die Sprache, rauchten Marlboro, waren von Hollywood-Filmen ganz begeistert, wenn sie das Saturday-Night-Fever überkam, gingen sie in die Disco, sie zitierten gerne amerikanische Autoren, hielten den konservativen Liberalkapitalismus für das Non-Plus-Ultra und Börsenspekulanten, die Anleger in Ruin und Tod getrieben haben, für clevere Burschen, hatten auf Ihrem Auto Aufkleber *I love New York*, träumten von einer Urlaubsreise in die Staaten, einem Trip auf dem Highway 99, streuten lässig wie Hammfrieh Bohgadd Anglizismen ein - man hätte meinen können, New York und L.A. sei ihr zweites Zuhause.

Europa kam überhaupt nicht vor. Wenn davon die Rede gewesen ist, dann höchstens im Ton latenter Verachtung, oder es kam eine gewisse Härte und Brutalität zum Vorschein, die man in etwas anderer Form vor allem in England und Amerika findet, den Todfeinden Deutschlands und Europas, nach deren Pfeife die Deutschen seit über 70 Jahren mit dem Ausdruck höchsten Lustempfindens zu tanzen pflegen.

Wie es aussieht, kommt nach dem Disco-Dance der Totentanz, Danse macabre, bei dem Angloamerika nicht die Geige oder Drehleier spielt, das wäre noch zu kultiviert, die Doofkartoffeln werden mit Schlagzeug, Synthesizer und E-Gitarren zu Matsch verarbeitet.

Sie scheinen das zu wollen, wofür auch Hadmut Danisch ein deprimierendes Beispiel ist.

Den Deutschen wünsche ich statt Froher Weihnachten eher Frohes Sterben, aber sie dürfen sich damit trösten, daß es für die gute amerikanische und liberalkapitalistische Sache gewesen ist.

Das Gegenstück zu Hadmut Danisch, jemand mit einem sehr direkten, ja, fleischlichen Bezug zu Europa, ist die Autorenfilmerin Cheyenne Carron, bei der ich meinen Standpunkt und meine Einstellung in einer Weise wiederfinde, wie bei keinem Deutschen und noch weniger deren höchstens zum Erbrechen reizenden Frauen.

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).