Na gut, aber nur einen kleinen Schluck

Diogenes Lampe, Dienstag, 27.11.2018, 23:42 (vor 1970 Tagen) @ Oblomow8044 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 27.11.2018, 23:54

Das Fass der natürlichen Moral bei Nietzsche könnte man humoristisch
sicherlich über das Verhältnis Mann und Frau und Entzückungsspitze
aufmachen. Ich vermute, Du hast Unrecht, kann mich aber ooch irren.

Ich denke da eher an eine merkwürdige Teleologie an dem Punkt seiner Lebensgeschichte, an dem er in Turin geistig umnachtete und halte es da mit seiner Philosophie des Nützlichen, die sich vom Ende her denkt: Bekanntlich überkam ihn beim Anblick eines Pferdes, das von seinem Besitzer geschlagen wurde, ein so ungeheuerlich tiefes Mitleid, dass er geistig zusammenbrach. Wahrlich eine Geschichte, die mich in Versuchung bringt, eine hegelsche Weltgeist-Synthese aus diesem tragischen Ende heraus zu fabulieren. In Wahrheit ist sie aber wohl doch ein allzu natürliches Zeichen dafür, dass sein liebendes Herz von seiner eigenen hybrisgeschwängerten Willensphilosophie, zu der er sich immer stärker überredet hatte, nicht tot zu kriegen war. Sein Geist schon.

Jaja, der Missbrauch der Denker. Das werfe ich auch Nietzsche vor, dass er
gleichsam keine Lesesperre eingebaut hat.

Doch! Hat er! Die vor dem gefährlichsten Gedanken: Dem Mitleid.

Die "gefährlichsten Gedanken"
müssen geschützt werden. Das hat u.a. Leo Strauss auch Machiavelli
vorgeworfen.

Geschützt oder verschwiegen - das ist hier die Machtfrage.

Herzlich
DL


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