Recht entsteht und verschwindet mit jenen, die sie leben

Kosh, Mittwoch, 14.11.2018, 15:56 (vor 1987 Tagen) @ neptun5174 Views

Natürliches Recht ist soviel wie unnatürliches, nämlich gelebtes Recht. Voraussetzung des Rechtslebens ist die Verteidigung des Lebensrechts, ansonsten verwirkt es sich von selbst.

Jeder, der darauf Anspruch erhebt, hat entsprechend seine UrMACHT einzusetzen. In Gemeinschaften erfolgt dies zum Vorteil aller im gegenseitigen Einvernehmen durch die freiwillige Übertragung eines Teils der individuellen UrMACHT auf die Gemeinschaft.
Z.B. verzichtet der Homo sapiens in allen mir bekannten Kulturen auf die Freiheit, seinesgleichen zu töten und belegt sie fortan mit einem Tabu: Mord. Hält er sich nicht daran, fordert er automatisch sein vollständiges Eigentum - UrMACHT - zurück, während er andererseits Gefahr läuft, von der Gemeinschaft mit deren geballter UrMACHT sanktioniert zu werden. Mord ist einseitiger Vertragsbruch und wird nicht toleriert.

Wie nun die verbliebene Gemeinschaft darauf reagiert, z.B. mit einer Art Vorzugs- oder Almosenrecht indem sie dem Verweigerer über seinen Anteil hinaus Recht gewährt, sei der Gemeinschaft überlassen. Weit verbreitet ist die RechtsPRaxis, Mördern vorübergehend Gemeinschaftsrechte zu entziehen und sie darüber hinaus mit Freiheitsstrafen zu belegen. Danach entlässt man sie wieder in die Gemeinschaft. Eine andere Variante ist die Todesstrafe, die Verweigerung jeglichen Rechts ohne Gewährung einer Verbannung aus der Gemeinschaft. Beide Varianten sind demokratisch legitimiert, wenn sie von der Gemeinschaft - MASSE - gelebt werden.

Wenn allerdings die Anzahl Rechtsverweigerer zu- und die der verteidiger abnimmt, entsteht eine wahrnehmbare Differenz des Rechtslebens, m.a.W. auf der Soll- entsteht der Eindruck eines grösseren Rechtslebens als die Habenseite ausweist. Die Bilanz ist unausgeglichen, was in der Frage mündet, inwiefern es sich lohnt, seinen Anteil an der UrMACHT abzuliefern, wenn die Gemeinschaft - die MASSE - nicht bereit ist, die Differenz zwischen Soll und Haben zu verringern.

Mehr oder weniger ist das überall der Fall, sobald der Homo sapiens als Individuum die Möglichkeiten der MASSEn- und Individualpsychologie auslotet. In Ergänzung zu @mephs Beitrag: Die Tragik der Allmende zeigt sich z.B. an der Überfischung der Weltmeere, aber auch an erfolgreichen Geschäftsmodellen, die soviel abwerfen, dass die Gemeinschaft - MASSE - sich wiederum die Frage stellt, “inwiefern es sich lohnt, seinen Anteil an der UrMACHT abzuliefern, wenn die Gemeinschaft - die MASSE - nicht bereit ist, die Differenz zwischen Soll und Haben zu verringern”.

Innerhalb gewisser Rahmenbedingungen bleibt die MASSE einerseits träge (inkonsequent), andererseits hat das Individuum auch ein erhebliches Interesse daran ökonomische Nischen zu besetzen. Dem steht die langfristige Tragfähigkeit der Ökosysteme gegenüber. Während vorübergehend Niemandem (oder nur Ignorierten) auffällt, wie eine Allmend übernutzt wird, tritt das PRoblem spätestens ans öffentliche Tageslicht, wenn die Nutzniesser der Allmend sich übermässig vermehren oder wenn sich die Umweltbedingungen für Ertragsausfälle sorgen. Der Homo sapiens zeigt im Allgemeinen für solche Zusammenhänge keine Einsicht, eher noch individuell denn als MASSE.

Statt dessen hat er die Lösung gewählt, sich von Krise zu Krise zu hangeln und Kollateralschäden in erstaunlichen Grössenordnungen in Kauf zu nehmen. Die soziale Evolution funktioniert also wie die ganz gewöhnliche, deren einfachste Metapher als Räuber-Beute-Beziehung bekannt ist. Im Unterschied zur herkömmlichen Evolution ist es dem Homo sapiens aber gelungen, mehr Energie ins System Homo sapiens zu schleusen, weshalb er sich bestätigt wähnt, diverse Begleiterscheinungen seiner Existenz für alle Zeiten überwunden zu haben.

Z.B. das Recht des Stärkeren, woraus ein existierendes natürliches Recht abgeleitet wird, das wiederum mit allerlei natürlichen Rechten belegt ist, wie z.B. das Recht auf Leben, Arbeit, Wohnraum, Minderheitenschutz, etc. etc.
Spätestens in nächsten KRIEG merkt jeder unter den milliarden “Rechtsgelehrten” dann am eigenen Leib, dass bis auf das Recht des Stärkeren all diese Rechte verschwinden oder auf ein KRIEGsnotwendiges Minimum reduziert / verbogen werden, sobald sie nicht mehr oder nicht ausreichend gelebt werden. Insofern stellt das Recht des Stärkeren eine Ausnahmeerscheinung dar und nimmt im Reich der Evolution eine interspezifisch gültige Sonderstellung ein. Erst wenn alle Arten ausgestorben sind, verschwindet auch das Recht des Stärkeren. Das ist die Gemeinsamkeit mit allen anderen Rechten: Sie entstehen und verschwinden mit jenen, die sie leben.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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