Die Schmiedekunst

helmut-1, Siebenbürgen, Mittwoch, 31.10.2018, 21:44 (vor 1994 Tagen) @ Silke5517 Views

„Woher kommt der Hammer und woher die Schmiedekunst um sein eigenes Glück überhaupt schmieden zu können...
...Potentialverleihung von außen.“

Nun ja, man muss sich vor Augen halten, dass es immer drei Sorten von Leuten geben wird:

- Den Amboß, der allem standhält, was von oben kommt
- Das Werkstück, das geschmiedet (gebogen) wird (und sich letztlich biegen lässt, wenn es nicht dabei bricht)
- Den Hammer, der mit Wucht draufhaut

Schau Dich um, und Du wirst jeden Tag in Deinem Umfeld jemanden finden, den Du nach diesem Muster einsortieren kannst.

Das mit der Potentialverleihung von außen stimmt nur zur Hälfte. Klar muss der herabsausende Hammer dieses Potential haben. Es kommt aber auch das genetische Potential dazu, das der Amboß in sich hat. Denn hätte der kein Potential, sondern wäre aus Weichholz, dann könnte der beste Hammer nichts schmieden.

Mein Prof. erzählte mir immer: „1/3 Gene, 1/3 Sozialisation, 1/3 aktuelles soziales Umfeld“.

Ansichtssache. Das zweite und dritte Drittel ist oftmals kongruent, zumindest überschneidet es sich mehrfach. Deshalb teile ich das anders ein: 50% Genetik, 50% Umwelt. Mit allen Tieren, mit denen ich es zu tun hatte, und insbesonders der Pflanzenwelt, hat sich diese Erkenntnis bei mir geprägt.

Der Ohnmächtige ist und bleibt ohne entsprechende Potentialverleihung erst einmal ohnmächtig, egal wieviel er agiert.
Ich muss lernen, probieren und mich auseinandersetzen wenn ich etwas erreichen will.

Diese beiden Sätze sind gegensätzlich. Nur den zweiten Satz unterschreibe ich, weil diese Einstellung dazu führt, mein persönliches Potential aufzudecken/zu erkennen, um es letztlich zu fördern.

Der Ohnmächtige bleibt solange ohnmächtig, solange er sich passiv verhält und sich lieber mit Computerspielen beschäftigt, als kritische Infos im Net anzuklicken.

Ein Beispiel aus meinem Umfeld:
Da kannte ich eine Frau, die war total übergewichtig, - denke, da hat bis zu den 200 kg nicht mehr viel gefehlt. Ich dachte mir, wofür ist denn die gut, die braucht doch einen Transportroller (Möbeltransport), wenn sie zum Einkaufen geht. Irgendwann bin ich bei dieser Familie in der Wohnung gewesen. Da bemerkte ich eine ganze Reihe von Kunstgegenständen, gewissermaßen Kleinkunst in Handarbeit aus den verschiedensten Werkstoffen. Neugierig fragte ich, von wo man sowas kaufen kann. Von mir, sagte die Frau, das habe ich gemacht.

Ich war platt, ehrlich gesagt. Da hockt die gute Frau auf ihrem gewichtsresistenten Doppelstuhl und fabriziert mit ihren Wurstfingern Dinge, wo mir die Augen vor Bewunderung rausgefallen sind. Wieder dachte ich an den einfachen Bauern aus Siebenbürgen, der mir immer gesagt hat, dass jeder für etwas gut ist.

Menschen geben sich meist aus Selbstschutz der Überzeugung hin, sie machen alles richtig und besser als andere Menschen weil sie besser als andere Menschen sind.
Ein souveräner Mensch braucht das nicht.

Mag sein. Den Wink mit dem Zaunpfahl habe ich schon verstanden. Obwohl ich versuche, das zu vermeiden, muss ich dabei zwangsläufig meine eigene Wenigkeit betrachten.

Ich weiß, das ich nicht alles richtig mache und auch so manches in der Vergangenheit verbockt habe. Der Unterschied: ich gebe dafür nicht anderen , - oder der „Gesellschaft“ - die Schuld, sondern suche die Schuld bei mir. Und oft werde ich auch fündig. Denke, dass ich das auch in meiner Betrachtung unter Beweis gestellt habe:

https://www.gegenfrage.com/wir-haben-versagt/

Jetzt zur unterschiedlichen Bewertung: Ich (für meine Person) kann mir erlauben, Fehler und Fehlentscheidungen zuzugeben, weil ich weiß, welche bleibenden Meilensteine ich auf meinem Lebensweg gesetzt habe. Einfacher gesagt, - nur derjenige, der weiß, dass er was kann, kann sich erlauben, Fehler zuzugeben. Derjenige, der sich unsicher ist, was er drauf hat, wird immer versuchen, seine Fehler zu verbergen oder bei anderen zu suchen.

Für mich hat der Spruch eine gültige Bedeutung: Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, kann auch viele Fehler machen. Wer nicht arbeitet, macht keine Fehler.

Durch Entwertung anderer kann ich mich aufwerten wenn ich ein Selbstwertproblem habe.
Das ist in einer aus debitistischen Zwängen heraus die Menschen zunehmend überfordernden Leistungsgesellschaft immer weiter verbreitet.

Mag ja zutreffen, aber wenn ich das konsequent ablehne, Kritik an irgendetwas zu üben und alles als von Gott gegeben hinzunehmen, dann befinde ich mich in der Ideologie der Waldorfschulen und werde niemals erreichen, dass sich etwas nach vorne bewegt. Nur fundierte (und nicht beleidigende) Kritik – egal ob es Sachen oder Personen sind - kann einen Fortschritt resp. einen Kurswechsel bewirken.

Will ich meinen Machtstatus ändern brauche ich zusätzliche Potentialverleihung von außen.

Das sehe ich ganz anders. Ich muss mein Potential erkennen, aufdecken, verfügbar machen und dann entscheiden, ob ich das Zeug dazu habe (manche nennen das auch Courage), das umzusetzen.

Nehmen wir mal die Gegenden in der Moldau, die ich besucht habe. Potential genügend vorhanden. Fruchtbarer Boden, gesunde und kräftige Leute, brauchbare klimatische Verhältnisse, etc. Was machen die Leute auf dem Dorf: Sitzen am Nachmittag in der Sonne, statt irgendwas neben den armseligen 5 Krautköpfen und 10 Zwiebelpflanzen in ihrem Garten anzubauen.

Arm? Keine Potentialverleihung von außen? Nein, - sie antworten mir mit der Gegenfrage: Wofür brauche ich das? Es ist eine Form der Genügsamkeit, die wir schon lange nicht mehr kennen. Der braucht kein Radio, keinen TV, erst recht keinen PC, und ist glücklich mit seiner Ziege, die im Wohn/Schlafzimmer in der Ecke auf dem Stroh liegt. Aber er leidet auch nicht unter der hohen Stromrechnung, weil er sowieso, wenns dunkel wird, ins Bett geht und für Notfälle eine Kerze hat.


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