"ἦθος ἀνθρώπῳ δαίμων."

Oblomow, Dienstag, 30.10.2018, 08:04 (vor 1998 Tagen) @ helmut-16228 Views
bearbeitet von Oblomow, Dienstag, 30.10.2018, 08:29

Heraklit

"Der Charakter des Menschen ist sein Schicksal." - Fragmente, B 119
"Des Menschen Gemüt ist sein Geschick." - Übersetzung von Friedrich Schleiermacher (1808)


Hallo Helmut,

"katholisch zu sein" in Irland ist Dreh-und Angelpunkt, zumal wenn man von Pfaffen und sog. Schwestern erzogen wurde. Als Christ betätigt hat Sie sich sicherlich im wahrsten Sinne rauf und runter, links und rechts, wie ein Kreuz. Sie ist meines Wissens nach geweiht, was aber von der katholischen Kirche nicht anerkannt wird. Sie ist vermutlich eine Suchende. Ich vermute, dass sie das Selbsterlösungskonzept Buddhas schon durch hat. Ich vermute zudem, überzutreten hat eine stark provozierenden Hintergrund. Es gibt Menschen, die sich nur selbst empfinden, wenn sie provozieren. Sein ist wahrgenommen werden. Wußtest du, dass die Griechen kein Wort für Wille kannten. Es ist doch genau der Bruch zwischen Willen und dem, was geschieht, was einen erst zum Denken bringt. Die Tragödie ist der Ausdruck dafür. Kennst Du Homo Faber von Max Frisch? Zu müssen statt zu wollen und noch weniger zu können, das ist die Seinslage.

Der Freitod nun ist ein noch ganz anderes Ding. Ich finde nicht, dass man da so generalistisch urteilen kann. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Es gibt ein sehr berührendes Buch darüber von Jean Amery: Hand an sich legen. Ich weiß nicht, ob Du die Lebensgeschichte Michael Jacksons kennst oder nur aus den Mainstream erfahren hast. Ich finde, wie schon erwähnt, am Traurigsten, dass sie mehrere Kinder hat, die sie vermutlich in ihre Selbsfindungseskapaden hineinzieht und so den Missbrauch auf eine andere Art weiter treibt. Andererseits, Kinder sind mitunter so resilient, dass sie es schaffen, aus der Scheiße rauszukommen. Und in Irland liebt man eben Kinder zu haben eben mehr als in dem kinderunfreundlichsten Land der Welt, in Deutschland. Zuletzt: Künstler schenken den Menschen so viel (wie gesagt, mir gefällt mea maxima culpa nur "Nothing compares") und vermutlich ist das äesthetische Leben ein anderes als das ethisch, politische Leben. Über das religiöse Leben zu schweigen. Hierzu empfehle ich Kierkegaard. Auf der Baustelle Kierkegaard lesen, da wärst Du vermutlich der erste Mensch der Welt. Andererseits.

Herzlich
Oblomow


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