So und so

helmut-1, Siebenbürgen, Sonntag, 21.10.2018, 19:41 (vor 2003 Tagen) @ manni meier2511 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 21.10.2018, 20:36

Scheint wohl ein Phänomen des letzten Lebensdrittels zu sein.

- Irgendwann bekommt jeder das Gefühl, Bilanz zu ziehen. Das ist natürlich auch altersbedingt, obwohl ich weder körperlich noch von meinem geistigen Tatendrang her das Alter spüre. Schon gar nicht von meiner kindlichen Einstellung her und was das Spaßmachen betrifft.

Beispiel von heute morgen: Da steht beim Metzger ein Milchautomat, wo man die Milch per Liter in eine Flasche aus dem Automaten abfüllen kann (auch So vormittag). Bessere Qualität als in der Packung, ist ja klar. Man schiebt da die notwendigen Scheine hinein, in den Schlitz, und dann kommts vom Spender. Schön. Da hat der Betreiber des Automaten einen Zettel aufgeklebt, auf dem zu lesen stand, dass der Automat kein Restgeld herausgibt. Ich hatte einen Kugelschreiber in der Tasche und schrieb unter diese Information. "Genau wie meine Frau"....[[lach]]

Doch im Großen und Ganzen bin ich doch recht aufrecht da durchgegangen..
Das glaube ich Dir aufs Wort. Ich genauso. Die Frage aber stellt sich, wie das Ergebnis aussieht. Und genau damit bin ich nicht zufrieden.

(außer nach raren und immer seltener werdenden Feier -"Exzessen").
Wem sagst Du das. Das ist etwas, was mir auf den Senkel geht. Früher war ich in einer Nacht auf drei Bällen. Beginnend mit 20 Uhr, dann der erste Wechsel um 23 Uhr (ab diesem Zeitpunkt wurde kein Eintritt mehr erhoben) und dann nochmal um 2 Uhr früh. So wars in Wien, als ich noch jung und schön war (jetzt bin ich nur noch schön [[zwinker]] ).

Wenn ich einen draufmache und das Tanzbein schwinge, - natürlich auch einiges dabei konsumiere, dann bin ich am Tag darauf tot. Den nächsten Tag den Vorabend zu wiederholen - Fehlanzeige.

Das ganz Schlimme ist die Erkenntnis, wenn ich mich mit Gleichaltrigen unterhalte. Früher haben wir über die Mädels geredet, heute reden wir über die Krankheiten. Weißt Du übrigens, wie man als in die Jahre gekommener Mann merkt, das man eben in die Jahre gekommen ist? Ganz einfach: Wenn einen die Mädels, hinter denen man früher mal nachgepfiffen hat, als erstes grüßen....[[sauer]]

....selbstkritsch und offen zu unseren Fehlern und Versäumnissen zu stehen, sozusagen als warnendes lebendes Beispiel

O.k., dabei bist Du der Sender, - und das wäre sinnvoll. Wo aber ist der Empfänger? Ich habe da so meine Bedenken, dass Dein warnendes und lebendes Beispiel kaum registriert wird. Zumindest nicht von denen, die es eigentlich angeht.

...verkaufte von heute auf morgen alles...

Erkläre mir nicht die Schwere so eines Entschlusses. Ich weiß nicht, ob Du Dir vorstellen kannst, nach 41 Jahren in der Selbständigkeit dem eigenen Sohn zu untersagen, die Firma weiterzuführen. Aber ich habe nüchtern (auch ohne Alkohol) die Situation analysiert und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es sich einfach nicht mehr lohnt, Verantwortung für Beschäftigte zu übernehmen. Es wird einem sowieso nicht mehr gedankt, und man wird nur noch ausgenommen.

Die Situation, wie ich das aus früheren Jahren kannte, wo man im Betrieb eine erweiterte Form der Familie hatte, - das ist lange vorbei. Heute befindet man sich zwischen drei Mühlsteinen als Kleinunternehmer: Dem Personal, das einem auf der Nase rumtanzt, dem Kunden, bei dem man Schwierigkeiten hat, die zugesagten Termine einzuhalten, und dem Finanzamt einschl. der Sozialversicherungskassen, die auch immer nur mit Termin fordern und sich niemals bedanken. Hat man aber mal von denen was zurückzukriegen, dann wartet man bis zum St. Nimmerleinstag.

Mir ist das noch sehr gut in Erinnerung, als mir vor vielen Jahren ein Bekannter in Deutschland erklärte, er sei kein Arbeitgeber mehr. Er war Autolackierer. Er sagte, er gebe keine Arbeit mehr, - umgekehrt wäre es richtig, - er wäre Arbeitnehmer. Er nimmt sich die Arbeit für sich selbst. Seit er es so macht, lebt er glücklich und zufrieden, hat Freude an der Arbeit und verdient prächtig.

Genauso werde ich es für meinen Sohn einfädeln, der wieder nach Rumänien zurückkommen will. Einen guten Job bei einer halbstaatlichen Firma mit gutem und gesichertem Einkommen, und dazu eine weitere Steuerkarte über ein ganz bestimmtes System, wo er nur einen untergeordneten Prozentsatz an Steuern bezahlt, ohne Sozialversicherungsabgaben, für die Arbeit nebenbei.

Die Entscheidung ist gefallen, obwohl ich noch immer noch nicht drüber hinweg bin. Ist einfach schwer. Aber ich will, dass er, wenn er schon in meiner Nähe ist, mit seiner Arbeit und seinem Beruf glücklich wird und nicht darunter leidet.

Hat mich ziemlich nachdenklich gemacht, das Lied von Udo Jürgens:

https://www.youtube.com/watch?v=NEiEU3aH5Bo

Man mag es als Eskapismus ansehen

Nein, ich bin davon überzeugt, Du hast das Richtige gemacht.

Beste Grüße - Helmut


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