"Wert haben nur Güter und Dienstleistungen." Die Autoren machen mir Sorge...

Silke, Sonntag, 30.09.2018, 20:26 (vor 2006 Tagen) @ Ikonoklast5258 Views
bearbeitet von Silke, Sonntag, 30.09.2018, 20:34

Lieber Ikonoklast,

schöner Artikel, um wieder einmal gemeinsam ein paar debitistische Basics aufzufrischen.

"Wert haben nur Güter und Dienstleistungen."

Nein.
Wert haben sie nur dann, wenn ich sie haben muss.
Haben muss ich sie in einem debitistischen System nur, wenn sie Abgabemittel sind oder in Parität zu diesem gebracht werden können.
Silber und Gold, Schuhputzen und Philosophieren sind als Waren und Dienstleistungen typische Phänomene, die ihren Wert nur erfahren, wenn sie in einem Machtsystem nachgefragt werden und in irgendeiner Kette zur Einnahme von Steuerzahlungsmittel führen um mich von den unausweichlichen Abgabeschulden befreien zu können oder wenn sie zur Urschuldbefriedigung geeignet sind.
Die Güter und Dienstleistungen selbst stellen keinen Wert dar - schlimmer noch, um sie in meinen Bestand nehmen zu können und sie zu verteidigen muss ich meine Potentialität einsetzen, die dadurch reduziert wird (Ankauf der Dinge mit Geldeinheiten oder Schaffen derselben unter Einsatz von Zeit und Energie bzw. erbringen der Dienstleistungen mit meiner Kraft, meinem Wissen, meinem Können und meiner Zeit, die ich aber alle schon benötige, um meine Urschuld bedienbar zu halten).
Betreibe ich ein Fehlinvestment und bleibe auf den Thalern und der Schuhputzerei sitzen, weil erstere keinen solventen Käufer finden und letzteres so schlecht bezahlt wird, dass die eingebrachte Potenzialität mit dem Erlös nicht einmal nur wieder hergestellt werden kann, geschweige denn profitabel ist gehe ich daran zugrunde.
Nur Geldeinheiten besitzen den Wert eines allgemein anerkannten Schuldentilgungsmittel, das alle haben wollen und müssen. Ich kann darauf pochen, mich damit von privaten und öffentlichen Schulden befreien zu können, die auf Geldeinheiten lauten = Gesetzliches Zahlungsmittel.
Woher kommt der Wert der Geldeinheiten? Die haben keinen Wert Netto.
Der Wert wird ihnen in der geldpolitischen Operation durch die vom Zwingherrn bevollmächtigte ZB zugewiesen, angelehnt an die für ihre Herausgabe hereingenommenen Schuldtitel und in Verbindung mit ihrer Anerkennung als Schuldentilgungsmittel und Dekretierung als Gesetzliches Zahlungsmittel. Dabei ist es egal, ob sie auf Silber, Gold, Papier oder EDV daher kommen.

"Banken sind nicht systemrelevant, sie sind das System!"

Nein.
Bankenbashing wird durch ständiges Wiederholen nicht richtiger.
Banken sind nur die Profiteure des Systems, wenn sie nicht daran zerbrechen, wie andere Einheiten auch (Unternehmen, Private, Öffentliche), die auch profitieren und manchmal zerbrechen.
Die wichtigen Banken sorgen mit dafür, dass die Aufschuldung des Staates überhaupt weiter vorangetrieben werden kann.
Ohne sie könnte das funktionierende System nicht funktionieren. Sie sind Unternehmen die enormes Potential auf sich ziehen müssen, um besondere Dienstleistungen anbieten zu können, die sonst niemand leisten kann und sie lassen sich dafür fürstlich entlohnen.
Wem das ungerecht erscheint, der kann mit einem eigenen Bankhaus mitmischen.

"Eigentlich wäre zu erwarten, dass zumindest die private Verschuldung gefallen ist."

Nein.
Das ist systemisch ein Ding der Unmöglichkeit.
Auf jedem Vorgang im System lastet der Abgabedruck des Systems, das "Abgaben erheben muss, weil es Vorfinanzierungskosten zu bedienen hat", nicht weil es sich durch die Abgabenerhebung schuldenfrei stellen kann (Besicherung) sondern weil es dadurch die Staatsverschuldung vorantreiben muss (Aufschuldung).
Die Verschuldung der Systemelemente steigt unaufhaltsam weiter. In modernen Zentralmachtsystemen wird nur gelernt, immer höhere Verschuldung händeln zu können. Urschulden steigen an, Abgabeschulden steigen an und die gesamte Verschuldung der öffentlichen Hände, der Unternehmen und der Privaten steigt unaufhaltsam an. Das ist in ständig steigenden absoluten Zahlen kein Problem, solange die immer höhere Verschuldung gemanagt werden kann. Jede Refinanzierung einer bestehenden Schuld führt zu kürzeren Laufzeiten, zu geringeren Handlungsspielräumen und tötet das System, wenn nicht an der Basis immer mehr Neuverschuldung herein genommen werden kann.
Will sich irgendeine Systemeinheit entschulden, dann muss sie es immer auf Kosten von Nachschuldnern leisten, was stets wieder auf sie zurückfällt wenn diese fallieren. Der Prozess des Nachschuldnerstellens erzeugt einen steten zusätzlichen Bedarf an Ressourcen und Potential, der nicht ausgeglichen werden kann - "Aufwärts ohne Ende".

Bis hierhin erst einmal zur Diskussion gestellt...

Liebe Grüße
Silke

PS.
Der Begriff "Mündiger Bürger" ist ein Oxymoron.


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