Wir leben in einer Simulation der Wirklichkeit - dargestellt durch unser Gehirn.

Silke, Donnerstag, 27.09.2018, 23:34 (vor 2032 Tagen) @ Phoenix53186 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 28.09.2018, 00:08

Lieber Phoenix5

James Gates behauptet, bei der Untersuchung des Universums Computercodeartige Strukturen gefunden zu haben.

inhaltlich schöner Text und auch ein spannendes Thema, aber realiter wohl
arg konstruiert.

Das würden die Sumerer, Akkader, Babylonier, Assyrer und Hethiter auch von dem denken, was wir heute so tun.
Es geht um die Möglichkeit der Ausweitung von Haftungsräumen.
Früher wurde erobert.
Gehen heute vielleicht andere Wege?
Wir leben schon in einer Simulation. Also ist die Erweiterung auch möglich.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ja, es ist möglich, solange der Staat
die Leute in diese Simulation zwingt und dort die Machthoheit behält.

Genau das hat der @re-aktionaer zur Diskussion gestellt und das geht imho erst einmal bedingt...
...wenn die entscheidenden Phänomene des Debitismus Berücksichtigung finden (und nicht nur das Phänomen "Konsumenten finden").

Der Machtkreislauf muss laufen.
Der Zwingherr muss:
- Abgaben erheben können um
- damit konsumieren zu können um
- damit systemisch zwingen zu können um
- damit Abgaben erheben zu können…
…usw.
Die Frage ist:
Können die Charaktere in der Simulation irgendetwas anbieten, um dem Zwingherrn von Nutzen sein zu können, denn nur Konsum alleine hält kein Zentralmachtsystem zusammen?
Wenn sich z.B. heute die High Society den Arsch pudert oder der HarzIV-ler seine Stütze verkonsumiert entsteht kein Abgabemittel sondern nur dadurch, dass von der Macht akzeptierte Leistungsversprechen zur Schaffung von Liquidität und Besteuerung von Leistungsträgern abgegeben werden.
Aber durch das Verhalten der ersten beiden wird das System stabilisiert weil beide es akzeptieren, die Reichen weil sie es toll finden und die Armen, weil sie nicht verstehen, dass das System überhaupt nicht bindend sein muss.
Wenn heute Online-Spieler ihr letztes Hemd verspielen generieren sie dadurch keine Abgabemittel sondern erst dadurch, dass sie davor oder danach anschaffen gehen bzw. den erstrittenen "heiligen Speer von Mordor" bei Ebay verhökern.
Sie akzeptieren aber das System und stärken es dadurch.

Ein debitistisches System zeichnet sich ja dadurch aus, dass Leistung von unten nach oben und Erlaubnis zur Konsumption von Leistung von oben nach unten durchgereicht wird.

In der Modebranche z.B. wird auch nur Sinnloszeug erstellt. Bedürfnisgenerierung und Bedürfnisbefriedigung mit zahlreichen besteuerungsfähigen Zwischenstellen. Kredit gib es bei Gewinnerwartung. Zahllose Menschen und viele Ressourcen werden eingebunden und eingebracht. Das System profitiert also vom gemeinsamen Erstellen, Tragen und Beseitigen einer Herbstkollektion obwohl es sinnloser kaum geht.

Im
Grunde simulieren wir einfach die Realität 1:1 in einem Rechner.
Allerdings frage ich mich, wo da konkret der Nutzen sein soll.

Die Frage ist richtig, aber nicht fertig formuliert.
Wo ist der Nutzen für das Zentralmachtsystem?
Wenn es keinen Nutzen geben würde, hätte sich das Phänomen nicht so gewaltig entwickelt, wie es uns jetzt bedrängt. Konsumfähigkeit und die damit verbundene Chance, an Abgabemittel zu kommen, ist nur eine Ursache.
Ich denke, systemisch geht es um die Entwicklung eines geeigneten Interfaces, um die Produktivität der Wirtschaft voran zu bringen und die Kontrolle in der Zukunft deutlich zu verbessern, so wie bei der Entwicklung der Fernsehtechnik oder der Smartphones.

1) Ob der Mensch wirklich mitspielt, wenn ihn der Staat dazu zwingt, in
einer Simulation zu arbeiten, d.h. dort nicht zu spielen, sondern zu
schuften, wage ich stark zu bezweifeln, vor allem wenn er im Hinterkopf
hat, dass all dieses Schuften eigentlich völlig sinnfrei ist, da es durch
Programmierung umgangen werden könnte.

Wir spielen doch heute auch mit.
Bei was eigentlich? Es ist verrückt was wir tun.
Wir tun mehrheitlich Sachen, die zutiefst unnatürlich, unmenschlich und gegen unsere Bedürfnisse sind in der aktuellen Simulation.
Wenn es durch Programmierung umgehbar ist werden viele Leute neben den Konsum programmieren lernen und von ihrer Leistung per Besteuerung abgeben müssen da es sonst illegal wäre, was sie tun.
Dann hauen sie eben nicht im Wald Holz und geben dem Zwingherrn davon die Steuer ab sondern sie programmieren und geben davon ab bzw. setzten ihr geistiges Eigentum als Pfand für Kredit ein um eine Softwarefirma aufzubauen.

2) Der Hang des Staates in dieser Simulation nicht Geld, sondern
Vermögenswerte durch die Programmierung von Grund und Boden, Immobilien,
etc. zu inflationieren, wäre noch stärker ausgeprägt, als eine direkt
dem Staat unterstehende Notenbank in der realen Welt.

Mit Blockchain-Technologie muss Territorium mit immer mehr Aufwand durch Miner gefunden werden.

Was ist die Hauptfunktion einer modernen Notenbank?
Die Versorgung des Systems bei der Ausweitung des debitistischen Kettenbriefes mit Liquidität gegen Hereinnahme von akzeptierten privaten und öffentlichen Schuldtiteln = Geldeinheiten gegen Leistungsversprechen.
Die Notenbank gibt kein Netto- oder Helikoptergeld heraus sondern nimmt Titel rein und reicht dagegen Beurkundungen von entsprechenden Geldsummen in entsprechend vielen Geldeinheiten raus, damit die Systemteilnehmer damit wirtschaften können (Nachschuldner stellen/ Abgabemittel erjagen).
Das geht auch virtuell, da akzeptierte Titel reingenommen werden dürfen.
Als solche Titel wird alles dekretiert, was dem Weiterkommen der virtuell-realen Systemverflechtung dient (das sog. "blockierbare Eigentum"). Wenn das heute 99 jährige Anleihen sein können kann das auch morgen digitales Vermögen sein.

3) Alle Leute die ich in die Simulation zwinge, fehlen mir in der realen
Wirtschaft. Dein Gedankenspiel hat also meines Erachtens nur dann Sinn,
wenn wir die Künstliche Intelligenz, Robotik und Automatisierung so weit
entwickelt haben, dass diese im realen Leben für die Bedienung der
Urschuld (Nahrung, Wohnung, Kleidung, etc.) sorgen. Wenn also alle
Grundbedürfnisse nicht mehr von Menschen erwirtschaftet werden, sondern
von Maschinen.

Das hängt von der Digitalisierungsfähigkeit von Bedürfnissen und deren Befriedigung in einem "Smart Home" ab.
Wir haben mit Energie- und Wasserversorgern, Lebensmittel- und Pharmaindustrie genug Versorger um die meisten basalen Bedürfnisse von VR-Dauerspielern abzudecken.
Sehr viele modernen Menschen sind davon so weit nicht weg wenn das Interface (Keyboard + Mouse/Touchscreen) verbessert werden wird.
Durch Automatisierung von Sachbearbeitertätigkeiten werden neben den bereits stehenden Mio. Arbeitslosen viele weitere Mio. Arbeitsplätze frei.
Die „Loser“ müssen in der realen Welt die Drecksarbeit machen, wie die "We feed the Word"-Nutztiere und -planzen und die Habenichtse weltweit es heute für uns leisten müssen.
Die „Winner“ dürfen sich gegen soundsoviel Credits in der sonnigen VR-Welt von Utopia ein besseres unsterbliches Leben aufbauen.
Alle Eltern, die ihre Kinder lieben, sparen auf einen Platz an der Sonne für ihre Sprösslinge wie sie heute für die Privat-Uni sparen.
Wer drin ist kann und muss Leistung bringen um aufzusteigen. Das ist wie in der Finanzindustrie oder einem anderen Paralleluniversum.
Wer es drin nicht bringt fliegt raus.
Du hast praktisch ein Himmel- Hölle-Paradigma ganz ohne die Notwendigkeit eines echten Gott.
Jeder in der Simulation wird schuften wie ein wahnsinniger um nicht in die Hölle auf Erden zu kommen - in die Realität.
Ich gehe von @Ashitaka's vorgestelltem Konzept unseres Selbst als Emulation einer Simulation der Wirklichkeit aus.
Daraus folgt, das bei VR-Leuten das Selbst im Spiel zunehmend eigenständig emuliert wird wenn nicht mehr unterscheidbar ist was von draußen und was von Interaktionen drin kommt.
Thomas Metzinger hat das mit dem virtuellen Oktopus schon angedeutet, dem die Wissenschaftler ein Bein abtrennten um zu sehen, was passiert - er kompensierte es und Metzinger unterstellte ihm dabei Gefühle.

4) Und da sind wir beim Punkt, der mich schon länger fasziniert, weil ich
ihn für die entscheidende Wende im gesamten patriarchalischen Systems
halte - vergleichbar nur mehr mit der Entdeckung des Feuers oder der
Entstehung des Staates:

Wenn die Automatisierung, die Robotik und die KI so weit fortgeschritten
sind, d.h. der Zeitpunkt der
Technologischen
Singularität
erreicht ist, die eine
Superintelligenz
hervorbringt, verliert der Staat jede Existenzberechtigung.

Superintelligenz findet sich bereits bei spezialisierten arbeitsteilig wuselnden Menschen in einem modernen Staat. Das feuern vieler verbundener und kommunizierender Neuronen - Intelligenter geht nicht.
Künstliche Intelligenz kann immer nur eine Stufe niedriger als ihre Programmierer stehen.

Es ist für
mich unmöglich vorstellbar, dass die Menschheit einen primitiven Staat
akzeptiert, der sie ausbeutet, wenn Roboter bereits sämtliche
Grundbedürfnisse erfüllen (d.h. sich selbst replizieren und auch
energetisch versorgen), d.h. der Mensch nicht nur nicht mehr arbeiten
müsste, sondern von einer zentralen KI umsorgt und "regiert" (nicht im
Sinne eines Machtmonopols, sondern durch Aufrechterhaltung der
öffentlichen Ordnung) werden könnte.

Das geht nur über ein Machtmonopol da auch die unpopulären Entscheidungen getroffen und durchgesetzt werden müssen, wie Menschenzahl dezimieren, wenn irgendeine Naturgewalt wieder Ärger macht und die Versorgung aller gefährden oder Disziplinierung und Bestrafung.

Die Enwicklung von KI schaufelt
das Grab des Staates!
Der Mensch würde in so einer Welt auf die
"Ur-Ur-Schuld" im metaphysischen Sinne zurückgeworfen: Die Schuld nach
Erfahrung, auf die er in vielen esoterischen Systemen reduziert wird. Und
da wird es dann spannend:

Was tut der Mensch in einer Welt, in der er mit seiner Intelligenz, seiner
Kreativität, seinem Talent, seinem Fleiß etc. gegen jede künstliche
Intelligenz verliert? Was tut der Mensch, wenn er in einer Welt lebt, in
der alles, was er tut, nie gut genug ist - niemals mit Maschinen mithalten
kann? Er flüchtet sich vorerst (!) in andere Welten. Simulierte Welten
werden in dieser Zeit eine derart große Rolle spielen, dass die Menschen
mehr Zeit darin verbringen werden, als in der Realität. Die Erkundung des
Weltraums wird völlig zum Erliegen kommen...bis sie in der Simulation
alles ausgelebt haben, was sie ausleben wollten...so lange bis ihnen
langweilig wird...Und wenn ihnen langweilig wird, dann wird es brenzlig.
Und dann?

Diese Frage lasse ich hier mal bewusst offen.

Die Menschen werden zunehmend nicht mehr zwischen Realität und Simulation unterscheiden können so wie es uns auf der gesamten medialen Front heute schon nicht mehr gelingt.
Das wird uns der Simulation völlig ausliefern.
Das von Baudrillard beschriebene perfekte Verbrechen.
Bezüglich unserer Daten leiden wir heute schon an Kontrollverlust.
Die zivilisatorischen Errungenschaften nehmen uns an der Hand, führen uns ins Tollhaus wo wir uns selbst immer wieder vergewaltigen und verwischen die Spuren hinter uns nach draußen.

Die Maschinen können nicht kreativ sein und keine (zufällige oder vorsätzliche) Verletzungen von Gesetzen und Abläufen leisten, die für Fortschritt unumgänglich sind.
Damit können sie auch nicht umgehen sondern nur ihre gleichen einprogrammierten Leistungen erbringen und Lösungsversuche anbieten, egal wie komplex diese auch sein mögen.
Programmierer sind immer mindestens eine Stufe chaotischer, lebendiger als das programmierte. Das siehst du am Blockchain-Projekt. Mit Zeitablauf entsteht erst die Fähigkeit, es weiter zu entwickeln, weil die Menschen nachlegen und nicht die Computer.
Dafür werden die Maschinen uns hegen und pflegen, sobald sie es mit unserer Unterstützung können. Bis dahin evolutionieren sie noch in unserem Windschatten auf unser Drängen und mit unserer Hilfe.

So haben sich auch die Menschen seit Mio. Jahren vom Beutetier immer weiter entwickelt, bis die aufkommenden abstrakten Phänomene der Zivilisation wie Staat, Religion, Recht, Sprache, Schrift, Zahl, Geld, Preis und Zins die Führung übernommen haben.

Das die Schöpfer darin untergehen ist auch nach deinen Beschreibungen eher wahrscheinlich als ein Garten Eden.

Liebe Grüße
Silke


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