Virtuelles Eigentum - Beleihungsbasis

Phoenix5, Dienstag, 25.09.2018, 12:18 (vor 2012 Tagen) @ re-aktionaer4072 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 25.09.2018, 12:26

Hallo re-aktionaer!


Das Aufschulden im debitistischen Kettenbrief ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist die für die Kredittilgung erforderliche Leistung, welche im Idealfall weitere Beleihungsbasen für weitere Kredite hervorbringt - sonst reißt der Kettenbrief.

Stellen wir uns einen Kreditnehmer vor, der 10.000€ Kredit von der Bank eingeräumt bekommt und dafür ein virtuelles Haus in einem Spiel kauft. Um seinen Kredit zu tilgen, muss er Leistung in der realen Welt erbringen, die vom Markt bewertet wird. Selbst wenn er auch Programmierer bzw. Spiele-Designer ist, sitzt er ganz real vorm PC und muss seinen Kredit durch das Entwickeln von Spielen abarbeiten. Der Knackpunkt ist: Was hat er konkret "in der Hand", wenn er seinen Kredit abgestottert hat? Ein virtuelles Haus, das ihm 10.000€ gekostet hat, das er aber nicht beleihen kann. Warum? Stellen wir hierfür die Situation der Bank dar.

Will jemand einen Kredit und dafür ein virtuelles Haus als Sicherheit hinterlegen, hat die Bank ein Problem. Nicht weil das Haus virtuell ist - das ist für den Kapitalismus kein Problem (siehe "geistiges Eigentum"). Die Bank weiß, dass das Haus 10.000€ gekostet hat, weil es besonders luxuriös und geräumig ist. Sie weiß aber auch, dass es für den Spieledesigner keinen Unterschied macht, ob er eine Villa designt oder eine Bruchbude. Letztere mit ihren Wandrissen und Schimmelflecken ist möglicherweise sogar mühsamer zu designen. Der Bank ist also bewusst, dass die 10.000€ ein willkürlich getroffener Preis des Spieleentwicklers ist und eine rein künstliche Limitierung darstellt, die auf das Prestige des Konsumenten abzielt. Sie weiß, dass dieses luxuriöse Haus - sobald einmal designt - quasi nur noch kopiert werden muss und damit ebensogut für 10€ verkauft werden könnte. Und was hindert den Spieleentwickler daran es in 5 Jahren für 1.000€ statt für 10.000€ anzubieten? Was hindert ihn daran, das Spiel ganz einzustellen, wenn es nicht mehr gut läuft oder was besseres am Markt ist? Auch der virtuelle Grund und Boden kann nicht bewertet werden, weil er im Prinzip beliebig erweitert werden kann - die Rechenleistung stellt die einzige Limitierung dar und die steht in keinem Verhältnis zu den 10.000€. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Bank kann damit nicht kalkulieren.

Dieses Problem haben wir übrigens in der realen Welt auch. Es fehlt an Beleihungsbasen, die sich nach und nach in der Oberschicht konzentrieren und dort unbelastet herumstehen (was übrigens der Grund für Enteignungen am Ende eines kapitalistischen Durchlaufs ist bzw. für so kuriose Dinge wie den "Lastenausgleich" 1948, wo man Vermögende zwang, ihr Eigentum mit Kredit zu belasten.) Genau das wird auch für ein böses Erwachen in Deutschland während der nächsten Wirtschaftskrise sorgen: Die Deutschen sind beim Eigentumserwerb am vorletzten Platz vor Portugal und dennoch redet man ihnen ein, sie wären "reich" (von den fehlenden Lohnerhöhungen seit den 90ern, der absurd niedrigen Rente, etc. gar nicht erst zu sprechen). Bricht in Deutschland der Export zusammen, wird sich das ganze Ausmaß der Misere ungeschminkt zeigen.


Mit besten Grüßen
Phoenix5


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