Schöne Bilder gemalt, der Dissenz bleibt: formlos≠Recht, formell=Recht

Silke, Donnerstag, 06.09.2018, 02:15 (vor 2031 Tagen) @ nemo2143 Views

Lieber nemo,

die Worte scheinen das Problem zu sein,

Der Code bedarf einer Feinabstimmung.

weil wir Begriffe unterschiedlich
verwenden.

Ja. Das sollten wir aber nicht.
formlos = Agieren nicht nach Recht und Gesetz (man prügelt sich halt so durch wie man kann)
Wörterbuch:
1. keine bestimmte Form (1a) erkennen lassend, umrisslos
"eine formlose Masse"
2a. keine vorgeschriebene Form (1b) aufweisend
"ein formloser Antrag"
formell = Agieren nur noch nach Recht und Gesetz möglich
Wörterbuch:
"1. dem Gesetz oder der Vorschrift entsprechend; offiziell
"es kam eine formelle Einigung zustande"
2. bestimmten gesellschaftlichen Formen (1d), den Regeln der Höflichkeit genau entsprechend"

Daher werde ich drum herum schreiben, so dass das Thema etwas
mehr in der Vordergrund kommt.

Ob das gut geht...

Wir werden in einen Wust aus Gesetzestexten hinein geboren, der einige
Meter im Bücherregal eines Anwalts einnimmt. Die Bücher in diesem Regal
begründen die formlose Gewalt.

Die formelle Gewalt, siehe oben.

Auch durch den Film Matrix wird es sichtbar. Den Menschen wurde eine
Realität aufgezwungen. So wie ein Heranwachsender niemals die Bedeutung
der Gesetzestexte der Regierung verstehen kann, konnten die Menschen in der
Matrix niemals erkennen, dass sie in einer Matrix leben.

Im Film ja. Ein Film ist eine Simulation in der Simulation, die ich mir simuliere.
Das macht aber nichts, weil ja deine Aussage stimmt und das Problem ganz gut im Film dargestellt wird "Warum tun meine Augen so weh?" "Weil du sie noch nie benutzt hast".

Die heutigen Ureinwohner Nordamerikas sind Christen, weil sie in eine
christliche Welt hinein geboren wurden und ihre Vergangenheit vergessen
haben.

Ja. Ihre Segmente wurden zerschlagen. Keine Ahnen, keine eigene Kultur und fremdbeeinflusst.
Der Übergang von Sumer zum akkadischen Reich war schleichend mit Einsickern der semitischen Stämme und Veränderung der Sprache: akkadisch löste das sumerische allmählich als Lingua franca ab, sumerisch wurde zur Gelehrtensprache. Erst danach haute Sargon von Akkad irgendwann mal auf den Tisch und legte die erste zentral beherrschte Großreichsgründung mit einer semitischen Elite hin, die ein paar Generationen gegen Sumer und Assyrien hielt (Ausbildung einer Zentralmachtordnung).
Irgendwann später kam die sumerische Renaissance, akkadisch wurde zur Verwaltungssprache. Die Assyrer haben die Keilschrift einfach übernommen aber damit eine neue Sprache aufgebaut. Aramäisch kam dazu und zig andere Sprachen - eine eifrige Dialektbildung, wo jeder jeden beeinflusste.

Alle folgen dem Klang der Deutung der Realität, der vom Machtsystem
ausgeht. Mit diesem Klang haben sich die Menschen so sehr identifiziert,
dass ihre Persönlichkeit, ihr Lebenssinn und ihr Verständnis davon
abhängen.

Mussten sie ja auch, da existenziell abhängig vom System. Wer Sprache und Zahlen nicht lernte war der Mops – die Erwachsenen verstehen Kindersprache meist nicht mehr und haben keine Zeit zu beobachten und zu begleiten, also müssen die Kinder unsere Sprache lernen und tun das auch einfach so aus dem Nichts. Wer heute keine Steuererklärung machen kann muss sie machen lassen. Alles um uns herum wird reflektorisch von uns in Parität zu Geld gesetzt und von allen bewertet. Unsere VR-Maschine macht das ziemlich gut bei Sachen, die wir bereits kennen gelernt haben, lässt sich aber bedrückend gut manipulieren. Wer güldenen Glanz sieht denkt an Reichtum. Wer Silberlinge in die Hand bekommt muss unwillkürlich an Wert denken, wenn er sie kennt und bekommt Hortungszwang wie die alten Wikinger und bei den bunt bedruckten Scheinen mit Ziffern und Unterschrift ist es ganz aus –dafür bringen wir uns gegenseitig um, mal schneller, mal langsamer. Diese Dinge oder Ereignisse wurden mit einem Symbol versehen, bewertet in Bezug auf irgendwelche Termine und bepreist in Bezug auf den Markt.

Wir können das erst erkennen, wenn wir einem Regenwäldler begegnen, der
diesen Klang nicht kennt und sein Leben nach seinem eigenen moralischen
Verständnis führt.

Ich bezweifle, dass die sich mit Moral herumquälen - da gilt Costum (die Angewohnheit, die Gewohnheit, der Brauch, die Sitte) und angeblich von den Ahnen und/oder Göttern überlieferte Regeln.

In diesem Verständnis, ist es ein Fehler Gewalt
anzuwenden, weil dadurch Leid entsteht.

Sie jagen und sie haben territoriale Konflikte und Affekthandlungen. Da eskaliert schon auch das eine oder das andere. Gewalt ist formlos, teils explosiv, wird aber in leichte Verletzungen und Rituale abgeleitet und ist nicht systemisch wie bei uns. Sie sind den Tieren näher als uns, sie sind einfacher, was nicht schlecht ist. Sie können schlechter tricksen, täuschen und Lügen - so wie Kinder das erst lernen, wenn es nötig ist "ich war es nicht" kommt erst ab 2 1/2 - 3 Jahre.
Es sind keine edlen Wilden.

Leiden ist in der Welt des
Regenwälders ein schlimmer Zustand. Dennoch muss auch der Regenwäldler
Gewalt anwenden, wenn er Nahrung braucht und Tiere tötet. Oder wenn er
sich gegen andere verteidigt.

Sag ich ja.

Der moralische Kompass seines Handelns wird
durch sein Gewissen bestimmt, das immer abwägen muss.

Ich weiß nicht so recht, ob da nicht zu viel Karl May drin ist.
Moral - lat: mos, mores Sitte, Sitten.
Sitte ist für mich ein irgendwie emotionsärmerer Begriff als Moral.

Gewissen ist auch
nur ein Wort, aber man kann darunter die Fähigkeit verstehen, zu fühlen
und aus dem Abwägen der Gefühle eine Handlungsmaxime abzuleiten.

Das verschwimmt alles irgendwie.
Gewissen = „ethisch begründetes Bewusstsein von Gut und Böse“
Ich glaube nicht, dass die Indianer in solchen Kategorien wie gut und böse denken. Wenn ein Gott oder Ahne Ärger macht muss halt geopfert werden vom Tier- und Pflanzenrest bist schließlich zum Menschenleben.

Das können wir auch in einem gewissen Rahmen. Aber können wir aufgrund
unserer Gefühle auch die Gesellschaft verstehen oder verändern? Nein, das
ist nicht mehr möglich, weil wir innerhalb eines Systems leben, das auf
Gewalt beruht. Diese Gewalt ist formlos, weil sie nicht real und greifbar
ist, sondern in dem kollektiven Zwang besteht, dem Klang zu folgen.

Diese Gewalt ist formell - durch Recht und Gesetz eingehegt, dafür aber dauernd und überall, also systemisch.

Ich weiß, dass ich einen Gerichtsvollzieher in der Wohnung habe, wenn ich
meine Steuern nicht bezahle. Also folge ich dem Klang und bezahle sie. Der
Polizist, der auf Demonstranten einschlägt, tut dies nicht, weil sein
moralischer Kompass ihn dazu bewegt, sondern weil er dem Klang folgt.

Das sind systemische Phänomene. Die erkennst du daran, wenn du die Akteure beliebig austauschen kannst. Polizisten kannst du komplett digitalisieren und mit einem Aktionsmedium von BostonDynamics ausstatten. Das braucht nur Input über alle möglichen Sensoren, einen Master/Slave-Mechanismus, eine ordentliche Programmierung und eine Mikrowellen oder Elektoschocker-Ausstattung oder was der Markt so hergibt, wenn das Batterieproblem mal gelöst ist...es geht doch bei dem E-Mobil-Schwachfug nicht um zivile Autos.

Bis hin zu Nietzsche und dem Zitat: „Die letzten Menschen werden sagen,
wir haben das Glück erfunden und blinzeln.“

Hey, das könnten glatt wir sein. [[zwinker]]
Andere müssen rackern dass sie sterben, wir sinnieren darüber, ob wir nun gerade formloser oder formeller Gewalt ausgesetzt sind...formeller, wenn du mich fragst.
Die letzten Menschen…
Die aktuelle Studie über Medienkonsum im Ländle in den letzten 30 Jahren hat verheerendes aufgezeigt - cyberkrank und digital dement, das ist wohl unsere Katastrophe.
Bist du überhaupt ein Mensch oder nur ein Bot? Deine Schrift ist immer so ungewöhnlich formatiert.
Die letzten Menschen…so sieht es scheinbar aus.

Das wirklich schlimme ist
dabei, dass wir diese Art der Sklaverei als Glück umdeuten und zufriedene
Sklaven werden.

Die Schweine, Kühe, Hühner, Gänse, Schafe, Ziegen hier wirken nicht unglücklich obwohl sie geschlachtet werden. Die Kälbchen vom Frühling sind wieder im Herbst dran. Bis dahin kümmert sich der Bauer ganz liebevoll und mit Hingabe um sie.
Die Rehe hetzen jeden Tag weg wenn sie uns sehen/riechen/hören und werden irgendwann von einem Jäger an- oder abgeschossen oder von einem Auto mit 120 Sachen erlegt, weil der Fahrer Termine hat, oder es schlicht so gewohnt ist.
Wer ist denn nun glücklicher.

Um das zu erkennen, müssen wir uns jedoch jenseits des
Klanges befinden. Sehr schön beschrieben wird diese Situation in dem Film:
Der Schamane und die Schlange:

Amazonas, Anfang des 20. Jahrhunderts: Der Schamane Karamakate wird
gebeten, den deutschen Forscher Theodor Koch-Grünberg zu heilen. Doch
dafür müssen sie die geheimnisvolle Yakruna-Pflanze finden. Etwa 30 Jahre
später sucht der Botaniker Richard Evans Schultes Karamakate auf. Auch er
ist auf der Suche nach der Yakruna. Karamakate, der mittlerweile den Zugang
zur Geisterwelt verloren hat, macht sich noch einmal auf den Weg auf dem
Amazonas, ins Herz der Finsternis ...

Fängt interessant an. Ich schau ihn mir heute an.

In grandiosen Bildern erzählt DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE von den
Mysterien einer fast vergessenen Kultur und den Schrecken der
Kolonialisierung. Beruhend auf wahren Begebenheiten, als faszinierendes
Abenteuer erzählt. Auf dem Cannes Filmfestival wurde er mit dem C.I.C.A.E.
Award ausgezeichnet.[/i]

Hm, auch mit einem Symbol versehen und bewertet. Eine Simulation, aber ich schau ihn mir an.
Verrückt werden wir doch aber alle…

Liebe Grüße
Silke


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