Hyperrealität

Ostfriese, Montag, 03.09.2018, 14:09 (vor 2062 Tagen) @ Sylvia3867 Views

Hallo Sylvia,

genauso


Hier im Video kann sich jeder selbst ein Bild dazu machen:
https://www.youtube.com/watch?v=XcbUCVArd0g

Danisch schreibt dazu: "Und ich habe gesehen, dass eine Dunja Hayali
dasteht, nur herablassend-mitleidig-milde lächelt, dumm guckt, und
eigentlich gar nichts kapiert."

http://www.danisch.de/blog/2018/09/02/dummes-fernsehen-durch-dumme-fernsehmacher/

ist es – die medientheoretischen Zusammenhänge sind ihr nicht bewusst.

Ich erlaube mir, die Medientheorie von Jean Baudrillard in Abgrenzung zu jener von Hans-Magnus Enzensberger und Bertold Brecht in Erinnerung zu rufen.

Die Medien sind der entscheidende Teil des gegenwärtigen Herrschaftsapparates. Sie geben Wahrnehmungsmuster, Denkschablonen und Lebensweisen vor, die uns tagtäglich im Gedächtnis ohne die Möglichkeit der Erwiderung fest verankert werden und zu einer 'Neuschöpfung der Wirklichkeit' – einer Hyperrealität – führen. Wir müssen jetzt die fundamentale 'Einseitigkeit der Kommunikation' im Geben und Nehmen, im Sprechen und Antworten akzeptieren. Der Graben zwischen der Technik des Sendens und des Empfangens ist grundsätzlich in unserem Zeitalter der Simulation nicht überbrückbar! Für Jean Baudrillard ist das aus seiner Weltsicht des symbolischen Tausches – von Gabe und Gegengabe – identisch mit der Macht, die ja gemäß Paul C. Martin der menschlichen Natur widerspricht.

Im Gegensatz zu Hans Magnus Enzensberger mit seinem 'Baukasten für die Theorie der Medien' und Bertold Brecht mit seiner 'Radiotheorie', die die Utopie eines 'emanzipatorischen Mediengebrauchs' verfolgt, hält Baudrillard das Machtgefälle für nicht umkehrbar. Die Radiotheorie besagt nämlich, dass Sender und Empfänger vertauscht werden – die Empfänger eignen sich die Sender an und funktionieren sie um. Ganz gleich wer sendet und was gesendet wird, immer stehen auf der einen Seite die Sender und auf der anderen Seite die Empfänger. Die massenmediale Kommunikation ist grundsätzlich 'Nicht-Kommunikation' eine 'Rede ohne Antwort' – die Rezipienten werden mit einem Sperrfeuer an Informationen zugeschüttet. Die Massenmedien, die die 'objektivierende Träger von Botschaften ohne Antwort' sind, dienen ausschließlich der System-Stabilität – sie stehen immer im Dienste des Machterhalts. Sie führen einen Monolog der Macht, der den Empfängern jede Möglichkeit des eigenen Handelns und der eigenen Stellungnahme in den MSM verweigert angesichts der Informationen, mit denen sie zugeschüttet werden. Das Machtverhältnis ist in der technischen Struktur des Mediums selbst gegründet. Das hat ja schon der kanadische Medienphilosoph Marshall McLuhan mit seinem berühmten Satz: "The medium is the message." ausgesprochen, der im Sinne des Herrschaftsapparates umgeschrieben und umgedeutet werden kann zu: "Das Medium ist die Massage."

Jean Baudrillard schreibt auf den Seiten 117 bis 119 seines Hauptwerkes 'Der symbolische Tausch und der Tod':

"Gegenstände von Informationen sind gleichermaßen Ergebnisse einer Selektion, einer Montage, einer Filmaufnahme, sie haben die 'Realität' schon getestet und ihr nur Fragen gestellt, die ihnen 'entsprachen'. Sie haben die Realität in einfache Elemente zerlegt und sie zu Szenarios mit klaren Gegensätzen wieder zusammengefügt – genau wie der Photograph, der seinem Gegenstand Kontraste, Beleuchtung und Kamerawinkel aufzwingt … Dieser ganze Prozeß ist auseinandergerissen: der widersprüchliche Prozeß zwischen dem Wahren und dem Falschen, dem Realen und dem Imaginären wird durch die hyperreale Logik der Montage beseitigt."

In den MSM kann es eine symmetrische und gleichberechtigte Kommunikation der Diskutanten – von Gabe und Gegengabe im Rahmen eines symmetrischen Tausches – grundsätzlich nicht geben. Jean Baudrillard:

"Die Macht gehört demjenigen, der zu geben vermag und dem nicht zurückgegeben werden kann."

Gruß â€“ Ostfriese


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