Wollt Ihr Butter oder Kanonen?

Kosh, Mittwoch, 29.08.2018, 13:51 (vor 2060 Tagen) @ aliter2116 Views

Wie im alten Rom ist das “Kapital” ständig auf der Suche nach Zitronen. Fündig wurde man in den PRovinzen, die über die Jahrhunderte ausgepresst dem Reich zu dienen hatten, um Roms MACH(T)enschaften zu finanzieren.

In neuerer Zeit sind die Mittel zum Zweck schlicht vielfältiger geworden. Welches Unternehmen in Deiner Aufstellung ist bis heute konkurs gegangen? Keines! Aus dem Gedächtnis: Man ist teils sogar besser unterwegs als zuvor.

Am Beispiel Bayer nützt den anglophonen Investoren / Spekulanten / etc. Staaten die Abstrafung dieser AG auf deutschem Boden, denn eine deutsche AG ist es gemäss Aktionärsregister schon lange nicht mehr, zunächst nur wenn sie richtig positioniert sind und in seiner GEsamtheit auch nur maximal 50%, denn die anderen 50% müssen sie selbst tragen, nicht Deutschland. Jede anglophone Gewinnposition steht einer Verlustposition gegenüber und wenn die zu 50% ebenfalls anglophon ist, ist das aus anglophoner Sicht ein Nullsummenspiel.

Ausserdem werden Umsätze in globalen Konzernen global erwirtschaftet, was wiederum bedeutet, dass Deutsche nur anteilsmässig geschädigt werden können, indem die Plünderung über hohe Preise an globale Konsumenten wieder hereingeholt werden muss.

Nimmt man sich den lukrativen US-Markt zur Brust, von dem viele Unternehmer schwärmen, kommt man auch nicht umhin, dass die Plünderung der Konsumenten in den US selbst auf einem vergleichsweise hohen Niveau verharren muss.

Summa summarum lässt sich sagen, dass Deutschland trotz Plünderung nur zu einem geringen Teil betroffen ist, weil das Gros der Umsätze anderswo geMACHT wird. Wenn überhaupt, kann man von einer Plünderung der PRovinz Globus sprechen, als deren bevorzugtes Management Deutschland auserkoren wurde.

Zum anderen oft vorgebrachten Argument, den Mitarbeitern auf deutschen Boden, lässt sich sagen, dass Bayer 1990 global über 170’000 Mitarbeiter hatte, auf wiki werden z.Z. 100’000 angegeben, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bayer_AG.
Davon sind rund 55’000 in Europa beschäftigt, über den gesamten Raum. Wieviele davon tatsächlich in der BRD angesiedelt sind, habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Klar, jeder Arbeitsplatz kann und sollte verteidigt werden. Aber darum geht es bei den Vorwürfen nicht, sondern darum, dass scheinbar immer nur Deutschland ausgeplündert wird: Eben das ist nur bedingt der Fall, in Zahlen und Fakten zu einem Minderheitsanteil.

Die Plünderung findet tatsächlich über den gesamten Globus verteilt statt, was ja auch bestens zur Globalisierung passt. Davon sprechen aber bestenfalls Globalisierungsgegner. Wenn also Deutsche sich unentwegt darüber beschweren, ausgeplündert zu werden, sollten sie vielleicht mal einen Blick auf die Aktionärs- und Mitarbeiterstrukturen sowie Umsätze nach Ländern werfen, bevor sie sich lautstark beschweren, weil die Tribute auf dem ganzen Planeten eingezogen werden.

Cui bono?

Sicher geht ein Teil zu Lasten Deutschlands, aber zu einem anderen Teil ist Deutschland PRofiteur von diesen MACH(T)enschaften, weil Deutschland als Wirtschafts- und Innovationsmotor des Westens nicht untergehen darf. Weder als Ganzes noch einzelne Unternehmen, denn welcher Bauer schlachtet seine beste Kuh, solange sie noch rekordverdächtig Milch gibt? Die US haben sich selbst als Industriestandort längst aufgegeben und können keinen Ersatz mehr stellen, zuviel Know-How ist verloren gegangen. Zwar ist nicht alles komplett verloren, ausserdem haben sie bei der Digitalisierung der Wirtschaft die Nase vorn, aber auch dieser Vorsprung hat seine Grenzen, zumal ihnen China immer dichter auf die Pelle rückt und sich Trump als Holzhammerdealer im Reich der Mitte mehr und mehr unmöglich MACHT.

Wer also kann von dieser Entwicklung mehr PRofitieren als Deutschland, solange Seifenblasenfabrikanten das Weisse Haus beherrschen? Mit markigen Worten allein und bislang intransparenten - Mexiko - Deals wird America NOT Great Again, stellt für die BRD also keine Gefahr dar.

Schliesslich ein kleiner Abstecher in die Politik vor ein paar Jahren, als US-Politiker die BRD eindringlich darauf hingewiesen haben, dass ihre Handelsbilanzüberschüsse in dieser Grössenordnung so nicht länger toleriert werden können. Warum also im Gegenzug nicht Abhilfe schaffen, indem hier und dort Tribute bei Unternehmen toleriert werden, wenn man andererseits weiter wirtschaften “darf”, um den Imperium zu dienen?
Die Schweiz ist auf Unternehmerseite übrigens in einer ähnlichen Situation. Der harte Franken ist eine permanente Fitnesskur, wenn also Bayer trotz Plünderung voran kommt, ist Unternehmen hinterher höchstwahrscheinlich besser aufgestellt, was Trump aus Aktionärssicht zwar recht sein kann, als grössenfixierter Politiker allerdings nicht.

In diesem Sinne stelle ich eine wohlbekannte deutsche Frage: Wollt Ihr Butter oder Kanonen?

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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