Und wenn man keine Heimat hat

Dieter, Montag, 27.08.2018, 23:07 (vor 2066 Tagen) @ helmut-13162 Views

Hallo,

wie kann man eine Heimat verraten, die man gar nicht bekommen hat?

Als Kinder von mittellosen Flüchtlingen waren wir ausgegrenzt, es kam nie das Gefühl auf, willkommen zu sein. Man ließ es mich spüren, auch wenn es schon 50 Jahre her ist. Später suchte die verkommene Gemeinde den Kontakt, in der Hoffnung zu profitieren und gute Geschäfte zu machen.

Unter diesen Umständen findet man seinen Halt ausschließlich in sich selbst und der Familie und nicht in der Eingebundenheit einer Region, einer Gemeinde, eines privaten Umfeldes. Heimat gibt es nicht. So tritt das Vertrauen auf sich selbst an die Stelle von Geborgenheit, die einem Heimat ansonsten vermittelt.

Dann bedeutet "Heimat verraten", sich selbst zu verraten. Der Ort, in dem man sich aufhält ist von daher unerheblich, sofern die äußeren Umstände einem gut tun, den Bedürfnissen der Seele entsprechen. Dann kann man sich an so einem Ort zur Ruhe setzen, dort die Empfindungen der Menschen und des Ortes einsaugen und sich wohl fühlen. Man findet seinen Frieden in sich selbst, wo immer das ist.

Dann ist so etwas wie Heimat überall, sofern man bei sich selbst ist. Und so ist auswandern nichts besonderes, nur ein weiterziehen.

Ich bin übrigens nicht ausgewandert, fühle mich nur vom Herbst bis Frühjahr in Portugal und meinem Umfeld dort besonders wohl, auch wohler als in Deutschland.
Trotzdem verbringe ich hier in OWL noch die Hälfte des Jahres, vermutlich vor allem, weil ich hier mein Einkommen generiere.

- und wo ich begraben werden möchte? Ist mir egal. Falls jemand um mich trauern möchte, dann sollte diese Person den Ort bestimmen. So ein Grab ist nicht für mich wichtig, sondern mehr für die Trauerarbeit eines Angehörigen.

Gruß Dieter


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung