Wo ist @Elli jetzt? Von Apfelpflückersprache und Fledermäusen...

Silke, Montag, 27.08.2018, 15:37 (vor 2062 Tagen) @ Falkenauge1695 Views
bearbeitet von Silke, Montag, 27.08.2018, 16:05

Ich bin sicher, er nimmt mir die Frage nicht übel...

Lieber Falkenauge,

ein spannender Beitrag, der ordentlich und verständlich im Forum vorgetragen wurde, wie übrigens erstaunlicherweise alle deine Beiträge, und mich wieder einmal heftig zum Nachdenken veranlasst hat.
Danke [[top]]

Ich habe aber ein deutlich anderes Verständnis zum Thema und zwei Problempunkte:
1. die Simulation unserer Welt in unserem Gehirn und
2. die für diese Thematik völlige Unzulänglichkeit der uns hier zur Verfügung stehenden Sprache.

Wenn ich mich nicht vertraut machen will mit der Vorstellung, dass die Welt um mich herum nur eine Simulation der Wirklichkeit (durch die mächtigste mir bekannte VR-Maschine - mein Gehirn) ist, bleibe ich in dieser Simulation wie Thomas Metzinger schön nachweisen konnte (Rubber-Hand-Experiment). Ich kann in diese Simulation beliebige Reize in beliebigem Beeinflussungsgrad verbauen und mich dann in dem Zustand, den wir "Leben" nennen positionieren und bewegen.
Problematisch ist das wenn ich mich dabei zum Objekt machen lasse (Gerald Hüther, der zwar Debitismus nicht versteht aber trotzdem viele kluge Anstöße in seinen Vorträgen anbietet) entweder durch andere ("Du bist zu doof für Mathe" oder durch mich selbst "Ja, richtig, ich bin zu doof für Mathe - hat mein Mathelehrer auch immer gesagt" als Reaktion auf eine regelmäßige oder einmalige massive Subjektbeschädigung durch Anderer.
Dann besteht, die Gefahr, dass ich bei der ständigen systemischen Vergewaltigung aller Systemelemente in einem debitistischen System den unterschiedlichen Vergewaltigungsgrad mit Täter-Opfer-Positionen verwechsel.
Wenn kranke Menschen anderen Menschen kranke Handlungen antun, dass diese auch krank werden, wie sie auch in jeder duchschnittlichen deutschen Familie geschehen sind und geschehen, kann man sich entweder auf das Phänomen der systemischen krank machenden Vergewaltigung konzentrieren oder auf Täter-Opfer-Beziehungen durch Schweregradunterscheidungen.

Lebe ich eigentlich wenn ich schlafe oder bewusstlos bin?
Und wie kann das Gehirn danach weitermachen, an dem Punkt, wo ich aus meiner Realität ausgestiegen bin?
Wie lebe ich unter „bewusstseinsverändernden“ Drogen und wie viel von mir ist nach Traumatisierung tot?

Wenn ich in der Apfelpflückersprache (Hans-Peter Dürr) bleibe, ist diese nur gut für Apfelpflücker geeignet.
So wie ich ihn verstanden habe ist die Vorstellung sinnvoll, sich das Leben von Lebewesen als Gischtkronen auf dem welligen Ozean vorzustellen, weil das mindestens drei Vorteile hat:
1. Ich mache mich mit dem Fakt vertraut, dass mein Leben eine Simulation/ Emulation ist und kann allein dadurch viel gelassener diese „Zeit in diesem Zustand“ nutzen.
2. Ich verliere die Angst vor dem Tod, der mir von den Pfaffen und Herrschern und Dummköpfen eingebläut wird über sprachliche Phänomene (Sprache ist Machtinstrument!) und die täglichen Versuche von Misshandlungen und von Übergriffen.
3. Ich kann ein Ziel für mein Leben definieren, dass für mich sehr sympathisch klingt: Keine Kleinkrämerei, sondern jeden Tag das Beste tun, das ich leisten kann und will und mich dabei nicht von anderen bewerten lassen. Ich führe mein Leben in dem zur Verfügung stehenden Spielraum und Rahmen wie ich es will (soweit ich auch kann) und wie ich es vor mir selbst verantworten kann.

Da ist @Elli. Im Ozean wie vor seiner "Geburt", während seiner Zeit als Gischt und nach seinem "Tod". Er war nie woanders und er wird nie woanders sein.

Dass ich haufenweise Spuren in der Simulation hinterlasse, so wie @Elli dieses beeindruckende Forum hinterlassen hat und Nachkommen in mehreren Generationen und weltweit verstreute Menschen, die an ihn immer wieder einmal denken und von ihm viel gelernt haben, was sie wiederum weitergeben, so wie Informationen, Meme und Gedanken sich immer wieder durch das Forum arbeiten, ist ja unbestritten aber das ist eben in der Simulation.
Außerhalb der Simulation war @Elli nie weg und wird nie weg sein. Wir haben nur keine Sinne, keine Sprache und keine Vorstellung dafür, wie das sich anfühlt, z.B. („eine Fledermaus zu sein“) oder eben ein Teil des Ozean nicht als Gischtkrone.

Ich bin sicher, dass es keine Seelenwanderung und Reinkarnation gibt, sondern nur unterschiedliche Zustände des Gleichen so wie bei Conway's game of life, das z.B. so aussieht, aber auch moderner geht.
Es sind nur 1 und 0, die nicht autopoietisch Leben entstehen lassen sondern eine strukturierende Macht, einen Energiedurchfluss benötigen, so wie wir den Energiedurchfluss von Sonne->Erde->Weltall (wie immer das auch in Wirklichkeit aussehen mag).

In meinen Augen gibt es keine Autopoiese, da immer nur erst schaffende Potentialität etwas schafft und nie irgendetwas aktiv aus sich heraus entstehen kann – ohne Passivum kein Aktivum, wobei die Passiva die Aktiva definieren…),
Conway's game of life kann den Rechner nur indirekt verlassen, wenn es die Aufmerksamkeit eines außerhalb dieser Simulation stehenden Menschen oder Computer mit optischem Sensor und entsprechender Programmierung gewinnt und eine Interaktion erwirkt. Wir können es heute auch problemlos dreidimensional leben lassen, so wie virtuelle Welten, die sich nicht mehr von unserer Realität (mein Hund hat eine ganz andere Realität) unterscheiden lassen, wie unsere Medien entsprechend den Gedanken von Baudrillard in erschreckender Weise beweisen - sie können uns alles beweisen, wenn wir sie an uns heranlassen.
Ohne Medien erlebe ich um mich herum eine ganz andere Realität.

Liebe Grüße
Silke


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