Zu Eva Hermanns Artikel

Dan the Man, Sonntag, 26.08.2018, 22:10 (vor 2063 Tagen) @ helmut-14769 Views

Hallo Helmut,

ich beziehe mich hier mal nur auf das, was Eva Hermann schreibt, vielleicht später zu deinen eigenen Ausführungen.

Auch ich gehe weg - ich habe das Glück, es zu können.
Noch dazu habe ich das Glück, einen anderen, objektiven Grund zu haben,
als die Veränderungen in Deutschland. Und das ist gut, denn dann
brauche ich diese Veränderungen nicht als "Rechtfertigung" vorzubringen und
erspare mir solche Diskussionen.

(Ich habe mir doch tatsächlich - kommentarlos - anhören müssen: Wenn Leute
wegen Flüchtlingen aus Deutschland weggehen, begrüße ich das. Diese Nazis
will ich hier nicht haben.)

Dass allerdings jemand - wie Eva in ihrem Artikel schreibt - mich auffordern
würde, zu bleiben und zu kämpfen, wäre nicht zu erwarten. In Ansätzen habe
ich lediglich gehört, man solle bleiben, da alles gut wird.

Ich würde also nicht als Deserteur bezeichnet, sondern als einer, der die
Realität durch eine verzerrende Brille sieht und nicht erkennt, dass es weder
Probleme gibt noch dass welche aufkommen.

Ich akzeptiere, dass die Mehrheit die Richtung vorgibt, und ich mich fügen
muss oder verschwinden. So lauten die Regeln, und die Mehrheit will unbegrenzte Zuwanderung. (Auf entsprechende Vorhaltungen höre ich dann: Natürlich nicht unbegrenzt. Dann ich: Aber wo ist die Obergrenze und wie wird sie durchgesetzt?
Darauf höre ich: Übertreibs doch nicht, das wird nie so werden)

Ich interpretiere Zahlen und sehe daraus, dass der Kampf verloren ist, jedoch
hauptsächlich wegen dem fehlenden Willen, sich zu wehren, der mMn nicht wiederkehren wird.

Würde ich bleiben, müsste ich nach Jahrzehnten als friedliebender Mensch kämpfen,
sowohl gegen die Einlass Begehrenden als auch gegen die Teddywerfer. Das möchte ich mir
nicht aufdrängen lassen. Wenn in einer Kneipe aggressive Schlägerstimmung herrscht,
wechsle ich auch in ein friedlicheres Lokal.

Außerdem habe ich Kinder und da ich den Zug als abgefahren sehe, fühle ich mich in der Verantwortung, sie hier rauszubringen.

Es ist mir bewusst, dass dies Lesern, die gar nicht weg können, wahrscheinlich
ein Würgen hervorruft. Das tut mir leid. Könnte ich nicht weg, wäre ich zum
kämpfen gezwungen. Um Frieden zu machen, braucht man zwei, um Krieg zu machen leider nur einen.

Die Sache mit der Heimat erübrigt sich. Meine Heimat ist mir 2015 zerstört worden und wird es immer mehr. Ich bin zwar zur Zeit in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Einerseits ist es schön, andererseits gibt es aber vieles von der Kindheit sowieso nicht mehr. Die Erinnerungen bleiben mir auch in der Ferne.


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