Für den der genauer hinhört als -sieht, widersprüchlicher als vermutet

Odysseus, Dienstag, 21.08.2018, 15:24 (vor 2075 Tagen) @ BerndBorchert1415 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 21.08.2018, 16:20

So, habe nun das Werk per Mediathek geschaut.
https://www.ardmediathek.de/tv/Polizeiruf-110/Das-Gespenst-der-Freiheit/Das-Erste/Video...

Die Tat wird gar nicht in Szene gesetzt. Muß man sie sich selbst durch die Dialoge erarbeiten. Auch die bedrängte Frau läßt man nicht viel sagen. Eigentlich ist schnell klar: Flüchtling belästigt Frau, ihr Freund und seine Kumpel sind in der Nähe und verprügeln ihn, es kommt zum Gewaltexzess mit Todesfolge. Die Delinquenten sind nicht gerade mit Intelligenz gesegnet, der Kommissar könnte zügig gegenseitige Belastungen und Aussagen herbeiführen und der Fall wäre geklärt.

Aber: die belästigte Frau, das Opfer, wird nicht professionell vernommen.
Warum sie dann nur ihre Eltern versucht hat anzurufen und die Frage nach einem Freund unterbleibt. - Ein Riesenloch - der Komissar wurde zwangsverdeppt -nur damit der Plot weitergeht !!.

Sie ist die Freundin des Täters, wie sich erst bei Min 30:50 später, nur für den Zuschauer, herrausstellt."Eine Besuchsgenehmigung hätte ich nur bekommen, wenn ich ausgesagt hätte, aber das ging ja nicht"


Der Kollege vom Kommissar hat, optisch klar zu erkennen, selbst Migrationswurzeln.
Im Verhör wird er verbal wegen seinem Migrationshintergrund angegangen, bleibt cool, als ein anderer Kollege mit über die Witze des Verdächtigen lacht.
Bevor er bei den Eltern des ermordeten für den Kommissar perfekt dolmetscht, spricht er im Dialog in perfektem Deutsch mit dem Kommissar über den mutmaßlichen Täter ab Min. 18:40 und schließt ihn mit "Einfach ein Kanacke , Scheissegal".

Im Verlauf werden Rechte an jeder Ecke der Polizei suggeriert und mit "Im Moment ist doch jeder irgendwie braun" werden im Prinzip alle in der Gesellschaft, die nicht Pro Kanzlerin-Kompetenz-Richtlinien sind, in Sippenhaft genommen. Den Titel hätte man auch dieser Folge verpassen können.

Der Verfassungsschützer Röhl: „Wenn ein Großteil der Bevölkerung rechts wählt, dann braucht sich auch der Neonazi nicht mehr wie ein Außenseiter aufführen.”
AfD- Wähler ein "Großteil" ??? - soll vermutlich im Zuschauerhirn kombiniert werden.

Kritisch dagegen von VS Röhl im Anwerbungsgespräch :
"Statt die Gründe für die Widersprüche zwischen den verschiedenen politischen Richtlinien zu finden, bestärkt man die Bevölkerung zur Zeit in ihren Ressentiments gegen die Rechten - und treibt euch immer mehr in die Isolation". usw.
Anschauen : Min.: 21:50 bis 23:20 .

Erst hier wird klar, dass der VS die Gruppe unter Beobachtung hat.

Das man weiß, das die Gruppe "rumänische Zuhälter" im Auge hat, ist auch nicht gerade das übliche Bild von "Rechten". Überhaupt entpuppt sich im weiteren Verlauf die Gruppe als Halbstarke Dummies, wo der einäugige selbsternannt den "interlektuellen" Anführer gibt. Halbstarke, kaum der Pubertät entwachsene, eher bildungsarme, mit wenig Lebensperspektive, gelangweilt und mit verrohten Umgangsformen, im trostlosen Vorstadtbistro mit Billig-Disko-Ambiente, nur scheinbar zusammengehörig, werden als die neuen, optisch kaum erkennbaren, Nazis verkauft. Hierbei stehen "Halb-Deutsche" nun auch auf der Liste, wohl um einen weiteren Spaltpilz zu implementieren.
Autochtone Zeugen relativieren, ohne bedroht zu werden, ihre Aussagen. "Können sie uns vor denen schützen"? - " Nein, können wir nicht".

Dann wird völlig unbeholfen noch eine "gegen Schwule"-Szene" sowie das obligatorische "Sieg Heil" eingebaut - Vorschlaghammer, damit es auch der Dümmste kapiert - dass zu dick aufgetragen wird ?. Ab Min 34:30.

Die "Ermittlungen", nur für Unaufmerksame vom Verfassungsschutz behindert, führen den mutmaßlichen Täter noch zur Mutter des Flüchtlings und der Schmerz der Mutter wird in Szene gesetzt.

Bevor der Verdächtige gesteht, wird er als Verräter enttarnt und durch die durch ihn selbst via VS gelieferte Waffe kommt er ums Leben.
Obwohl der Kommissar die Tatwaffe beibringen kann und beweisen kann, dass die Quelle der VS ist, wird er kalt abgebügelt.

Am Ende bleiben etliche Handlungstränge einfach lose offen liegen.

Mein Fazit:
Zu einer erzieherischen Message taugt der Film nur beim oberflächlichen Zuschauer, der ausschließlich embedded Media und Hauptnachrichten-Blöcke ("Doof um Acht" ) konsumiert - natürlich noch unangenehm Viele.
Für mich scheinen die Macher aber selbst nicht mehr so klare Ansichten zu haben. Wichtig ist ganz konzentriert auf die Dialoge zu hören. Etliches geht unter, aber dafür kann man ja in der Mediathek wieder die paar Sekunden zurück gehen. Habe ich einige Male gemacht.

Hier wird ein ziemlich reales Bild der schlechten Stimmung und Resignation im Land bei den "einfachen" Leuten vermittelt. Sowohl bei der Polizei als auch beim einfachen Volk. Dazu die dubiose Rolle eines scheinbar unantastbaren, allgegenwärtigen und allmächtigen Verfassungsschutzes , die eher den ganzen Kritikern des NSU-Prozesses in die Hände spielt.

Klare Richtung und klares Feindbild nicht hinbekommen - zum Glück.
Oder gewollt schlecht umgesetzt? Das würde Hoffnung machen.


Gruß Odysseus


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