Wortlaut und Wesenskern

nereus, Sonntag, 19.08.2018, 11:36 (vor 2070 Tagen) @ Otto Lidenbrock6082 Views

Hallo Otto!

Danke für die Zitate von Herrn Krall.
Was sagt er konkret?

Und diese Zinsstrukturkurve ist die Voraussetzung für die Existenz des Geschäftsmodells von kommerziellen Banken .. die als ihre Aufgabe ansehen, Einlagen hereinzunehmen und Kredite auszureichen, mit anderen Worten, die die Kreditversorgung der Wirtschaft sicherstellen.

Dagegen gibt es nichts vorzubringen.
Es ist genau das Geschäft welches Banken betreiben (sollen).

Warum leben die Banken davon, dass die Zinsstrukturkurve so aussieht, wie sie sich hier darstellt? Das ist ganz einfach. Sie vereinnahmen innerhalb dieser Zinsstruktur drei verschiedene Margen:

Auch das ist korrekt.

Das Erste ist die Sparmarge. Nehmen sie an, sie haben einen kurzfristigen Zins von zwei Prozent, und es kommt jemand und legt da sein Sparbuch an und der kriegt nur ein Prozent Zinsen da drauf. Dann nimmt die Bank das Geld, kann´s über Nacht am Kapitalmarkt praktisch risikofrei anlegen und hat schon ein Prozent verdient. Diese Sparmarge ist mehr oder minder ein Luxusprodukt, das sehr einfach zu verdienen ist, da müssen sie nicht viel können dafür als Bank.

Die Bank verleiht aber natürlich das Geld nicht über Nacht an ihre Kreditnehmer, sondern sie gibt´s zum Beispiel in zehnjährige Baukredite raus, dafür kriegt sie vielleicht vier Prozent statt zwei.“

Hier liegt der Casus Knacksus und hier wurde offenbar unscharf formuliert.

Er sagt "das Geld" (von demjenigen, der im Absatz davor sein Sparbuch angelegt hatte) und "gibt´s in zehnjährige Baukredite raus".

Ja, jetzt wird suggeriert, daß es sich um dasselbe Geld handelt.
Die Sparanlage von Frau X., die mit 2 % verzinst wird, geht zum großen Teil als Immo-Kredit an Herrn Y, der 7 % Darlehenszins zahlen muß.

Er spricht nicht davon, dass dieses Geld für den Baukredit von der Bank selbst geschaffen, also geschöpft wird, sondern die Bank verleiht das Geld des Sparers in Form von langfristigen Krediten. Kurzfristig (über Nacht) geht sie mit diesem Spargroschen also an den Kapitalmarkt, langfristig an Häuslebauer.

Ja, aber unterm Strich ist das auch völlig Banane, denn das ist überhaupt nicht der Punkt auf den es ankommt.
Es ging um die Erträge der Banken und die kommen nun einmal aus dem Zinsdifferenzgeschäft, siehe oben, wenn er von Margen spricht.

Er erzählt uns also, dass die Banken die Einlagen der Kunden in Form von Krediten in den Wirtschaftskreislauf zurückgeben. So habe ich das von ihm verstanden.

So könnte man das ggf. verstehen, wenn man das Thema auffasern möchte, aber das ist so sinnvoll wie die Diskussion mit dem Geld aus dem Nichts, die grundsätzlich auch ins Nichts führt.

Also, Banken müssen Gewinn erwirtschaften, wenn Sie bestehen wollen, denn sie haben schließlich auch Kosten.
Herr Krall hat das anschaulich beschrieben.
Welche Gelder da konkret wohin „fließen“, hat er grob umrissen, es aber nicht debitistisch sauber ausformuliert.

Aber das ist IN DIESEM FALL auch nicht nötig, weil das außer Theoretikern niemand interessiert.
Wichtig ist nur das Erträge erwirtschaftet werden.
Und genau das verhindert gerade die EZB-Politik!
Die anhaltenden Niedrigzinsen verunmöglichen das Kerngeschäft der Kreditinstitute.

Und, was noch viel wesentlicher ist sind die dahinterstehenden Sicherheiten.

Die Vertreter des Geld aus dem Nichts stellen sofort auf diese Sicherheiten ab und überspringen den konkreten Geschäftsablauf.

Die Kritiker der „Geld aus dem Nichts-Theorie“ sind Erbsenzähler und sagen, das stimmt doch nicht. Immerhin wird das neue Geld nicht aus dem Nichts geschöpft, sondern gegen Zahlungsversprechen (z.B. künftige Steuereinnahmen) besichert.

Wenn nun aber ein Schuldner beständig VERSPRICHT, aber NIE oder nur unangemessen leistet, dann sind seine Versprechen nichts wert und das mit dem Geld aus dem Nichts hat eben doch seine Berechtigung.
Die Staatsschuldenkurven der westlichen Industrieländer sind das beste Beispiel dafür.

@Meph hat darauf auch in seinem Beitrag verwiesen, aber den Sachverhalt wie so oft grandios vernebelt.

Er schreibt zu den wackligen Füßen, auf denen der Euro Deiner Ansicht nach steht – ich folge Dir hier zu 100 % - in üblicher Argumentation.

Steht er nicht, weil jeder Euro ist schuldenbesichert.

Du hattest auf die brisante Lage verwiesen, er begibt sich jedoch wieder erst einmal an den Erbsenstrauch.

Deswegen ist der Euro auch bisher nicht zusammengebrochen.

Ja, weil mit allen möglichen kriminellen Methoden das betrügerischere Vorgehen maskiert wird. Die Steuerzahler (Kreditgeber in letzter Instanz) werden massiv getäuscht.
Dann kommt ein kurzer Lichtblick.

Das Einzige, was auf wackligem Grund steht, ist die Werthaltigkeit der Schuldensicherung.

Aha, erst war der Euro besichert, jetzt mangelt es plötzlich an dessen Besicherung.
Nun könnte man an das Fundament des Problems vorstoßen, aber nicht doch, jetzt wird allerfeinste Rabulistik betrieben.

Der Wert der Schuldensicherung wird durch die Militärausgaben gewährleistet. Da rächt es sich nun, dass die Europäer ihre Militärausgaben von um die 5% des BIP vor 1990 auf 1,2% des BIP zurückgeführt haben, während sie gleichzeitig den Euro einführten. Die Sicherung des Euro wurde eben sträflich vernachlässigt und das wird sich früher im Schwinden der Werthaltigkeit der Schuldensicherung bemerkbar machen.

Da ist wirklich der Hammer!
Aber es ist ja auch die Argumentation des Teufels, da darf man nichts anderes erwarten.

Kredit heißt Vertrauen, aber er ersetzt das Vertrauen durch pure Gewalt.
Wenn also das Vertrauen durch immer größere Betrügereien schwindet, muß es mit Waffengewalt ERZWUNGEN werden.

Das sind die Methoden der Kriminellen und sie versuchen das auch noch theoretisch herzuleiten.
Damit hat er allerdings glasklar die mafiöse Struktur des SYTEMS offenbart.

mfG
nereus


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