Georg Büchner - Brief: An die Familie (Februar 1834)

Oblomow, Dienstag, 14.08.2018, 23:21 (vor 2080 Tagen) @ Tempranillo2500 Views

"(...) Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden,- weil wir durch gleiche Umstände wohl Alle gleich würden, und weil die Umstände außer uns liegen. Der Verstand nun gar ist nur eine sehr geringe Seite unsers geistigen Wesens und die Bildung nur eine sehr zufällige Form desselben.(...) Ich habe freilich noch eine Art von Spott, es ist aber nicht der der Verachtung, sondern der des Hasses. Der Hass st so gut erlaubt als die Liebe, und ich hege ihn im vollsten Maße gegen die, welche verachten. Es ist deren eine große Zahl, die im Besitze einer lächerlichen Äußerlichkeit, die man Bildung, oder eines toten Krams, den man Gelehrsamkeit heißt, die große Masse ihrer Brüder ihrem verachtenden Egoismus opfern. Der Aristrokratismus ist die schändlichste Verachtung des heiligen Geistes im Menschen; gegen ihn kehre ich seine eigenen Waffen ; Hochmut gegen Hochmut, Spott gegen Spott.-"

Der Mann war 21 Jahre alt, als er das schrieb und er starb im Exil. Hölderlin, Kleist, Büchner - liebende Hassende und an diesem elenden Deutschland leidende...

Herzlich
Oblomow


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