Oder, dass „alle in der langen Zeit etwas Einfaches übersehen haben“,

Silke, Montag, 06.08.2018, 15:54 (vor 2062 Tagen) @ Ostfriese1650 Views

Lieber Ostfriese,

die sehr lange Dauer von 350 Jahren bis zum vollständigen Beweis des
'Großen Fermatschen Satzes' im Jahr 1994 begründet Peter Scholze in
seiner Antrittsvorlesung damit, dass "… in der Zwischenzeit immer mehr
Mathematik entwickelt wurde, immer mehr Einsichten entwickelt wurden, die
einen immer weiter weggeführt haben von dem einfachen Konstrukt der ganzen
Zahlen zu immer mehr abstrakten Begriffen und es sind diese abstrakten
Begriffe und ihre Beziehungen zwischen ihnen, die letztendlich zu dem
Beweis geführt haben." Die am Beginn stehende einfache Fragestellung nach
der Verallgemeinerung des uns allen bekannten Satzes des Pythagoras führte
eben zu einer Expansion in diesem Bereich des mathematischen Wissens.

Diese Vorlesung war vor allem wegen der dabei aufkommenden Bilder sehr spannend, sympathisch und mit einigen Schmunzlern anzuhören...
Angefangen hat er aber sinngemäß mit der Option, dass alle bisher etwas einfaches übersehen haben so wie dem @dottore sein Kurzschwert, dass er pragmatisch und einprägsam ausgerechnet in Bremen (H/S) zu Beginn einer Vorlesung gezückt hatte.

Warum sind die bisherigen neoklassischen Betrachtungsweisen jenseits des
ewigen Verweises auf die falsche Annahme des Tauschparadigmas gescheitert?
Warum war die Methodologie, also die Herangehensweise an ökonomische
Fragenstellungen, seit mehr als zwei Jahrhunderten so falsch? Die
entwickelten Fragestellungen, Modelle, Konzepte und überlieferten Methoden
haben sich immer weiter entfernt von den ökonomischen Grundlagen und der
ökonomischen Realität. Sie führten zu immer abstrakteren Begriffen und
Beziehungen zwischen ihnen, die offensichtlich auch keine
zufriedenstellenden Antworten im Hinblick auf die wahrgenommene
ökonomische Wirklichkeit lieferten. Die Neoklassik bleibt vorwiegend im
statischen Denken verhaftet.

Der entscheidende Punkt, der Grundansatz jeder ernsthaften und ehrlichen ökonomischen Theorie ist ein sehr, sehr hässlicher, den der @dottore mit seinen Erklärungen mitten in den Raum gelegt hat - nicht mehr zu beseitigen, nicht mehr zu verleugnen und nicht mehr zu beschönigen - von niemandem, es steht überall schwarz auf weiß und ist in Buchform, medial und in den Köpfen verankert, dass sogar @tar u.a. früher ganz klar entsprechende Feststellungen fixiert haben und sich immer wieder Menschen finden, die weitermachen, dass da nichts mehr verschwindet oder wegsimuliert wird, so wie @Chef und @Hausmeister, die das DGF trotz Überdrüssigkeit und Zweifel nicht untergehen lassen.

Deshalb wollte ich
Paul C. Martin und seine Mitdiskutanten haben mit dem Debitismus und der
Machttheorie das statische Denken in den bisherigen ökonomischen
Deutungsversuchen – alles läuft gleichzeitig ab – überwunden und
hinter sich gelassen. Sie weisen immer wieder darauf hin, dass die
Wirtschaft nur in relationaler/funktionaler Abhängigkeit der Zeit
dynamisch zu deuten ist.

Das geht mir genauso. Ich muss in meiner Profession dynamisch und systemisch denken, beobachten, ergründen wenn ich etwas über die Phänomene wissen will, mit denen ich ständig konfrontiert bin.

Die als Ausgangspunkt von Paul C. Martin ausgesprochenen
'alle ganz
simplen'
Anfangsbetrachtungen mit ihren Konsequenzen führen
gegenwärtig zu dem Programm, das du in die Worte

… tztztz, oder der @Ostfriese der von
Phasenräumen, choc und punctum, Szepter, goldenem

Schnitt/Fibonaccifolge

und den Implikationen schreibt, …


gekleidet hast und das ganz im übertragenen Sinne des Zitates von Peter
Scholze für die zukünftige Methodologie der ökonomischen Deutungen
gültig ist. Das ist der logisch vorgezeichnete Weg, den die Debitisten,
die eine Generation jünger sind als ich, beschreiten werden –
historisch war es früher insgesamt nicht möglich! Dazu vielleicht später
etwas mehr.

Ich bitte darum!
In der Sammlung ist noch viel Platz und das Geschrei der Böotier würde mich jetzt nicht abschrecken, wenn ich mehr zu sagen hätte, als ich hier nicht schon immer und immer wieder nieder schreibe.
Ich kann immer nur staunend aber auch viel davon verstehend nicken, wenn Leute wie früher @dottore, @Elli, @Tassi, @Zandow oder @pigbonds und heute eben @Ashitaka und manchmal dieser und manchmal jener Forist hier so spannendes Wissen anbieten, dass es einem die Simulationen zerschießt.

Ich setze mich einfach einmal aus der Metaebene meines Denkens auf's
Spiel.

Dafür danke ich euch sehr.

Lieber Grüße
Silke


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