Widerspruch

Dieter, Sonntag, 05.08.2018, 09:36 (vor 2062 Tagen) @ D-Marker1433 Views

Fazit nicht nur die Trockenheitsresistenz der Wildpflanzen ist besser

auch

das (aggressive) Anwachsverhalten.

...

Es kann sogar genial werden. Wenn man es mit der Natur hält.
Du hast schon das richtige Zauberwort gefunden: Wildpflanzen.
Allerdings, dazu muss man in der Lage sein, alles zu vergessen, was man
gelernt hat.
Auch vieles von dem, was hier im Strang zu lesen ist.

Hallo D-Marker,

bei der Ausgangsfrage ging es um Gehölze (Bäume und Sträucher) im Garten.

Es ist nicht so, daß heimische Wildpflanzen per se trockenheitsresistenter und anwachsfreudiger sind als andere. Das ist absoluter Quatsch.

Wir haben jede Menge heimischer Wildpflanzen, auf die das gerade nicht zutrifft. Wildpflanzen sind fast ausnahmslos Spezialisten, die eine Summe ganz bestimmter Voraussetzungen vorfinden müssen. Sind exakt diese Bedingungen gegeben, dann sind sie anderen (Wild)Pflanzen, die andere Voraussetzungen bevorzugen, natürlich überlegen. So funktioniert Natur.

Vieles von dem was wir in den Gärten pflanzen und als Züchtung ansehen, ist nichts anderes als Wildpflanzen aus anderen Gegenden und Kontinenten.
Daraus sind dann natürlich auch natürliche Züchtungen entstanden (übrigens nicht genmanipuliert), um den ausgewiesenen Spezialisten mehr Allgemeinverträglichkeit zu geben, natürlich auch größere Blüten oder andere Farben, größere Früchte, usw..

Persönlich bevorzuge ich in der Verwendung die Wildformen, einfach weil ich das dezentere Auftreten lieber mag. Das andere sieht oft überfrachtet aus, obwohl der Allgemeingeschmack sicher in diese Richtung geht. Das hat aber nichts mit Anwachsproblematik oder Trockenheitsresistenz zu tun. Da ist es sogar umgekehrt.

Wildgehölze werden übrigens nur von Baumschulen produziert. Für Baumschulen ist es selbverständlich, daß ihre Pflanzen gut anwachsen, also mit einem guten Wurzelwerk ausgestattet sind aufgrund der natürlichen Anzucht. Die Pflanzen aus der Baumschule müssen nicht optimal aussehen, sondern optimal weiterwachsen. Die Mindestanforderungen an die Qualität der Pflanzen des Bundes Deutscher Baumschulen sind anders als die typischen Anforderungen, die z.B. die Ketten der Baumärkte und Gartencenter verlangen, deren Pflanzen dann von spez. Baumschulen im Vertragsanbau produziert werden.

Bei einer Hortensien-Wildform, die es auch zu kaufen gibt, sieht es z.B. folgendermaßen aus.
Hortensien werden meist in Zierpflanzenbaubetrieben produziert. Dort findet keine natürliches Wachsen statt, sondern die hängen am Tropf in kürzest möglicher Produktionszeit (als Wegwerf-Artikel). Wenn die dann im Gartencenter oder Baumarkt gekauft werden und in den Gärten gepflanzt werden bekommen sie einen Schock, da sie nicht mehr am Tropf hängen und es dann auch in Konkurrenz zu anderen Pflanzen im Boden zusätzlich schwer haben. Selbst wenn der Standort und die sonst. Bedingungen gut sind. Das läßt sich dann nur durch Pflege ausbügeln.
Die Produktionsweise der Pflanzen macht einen Riesenunterschied. Man kann auch Hortensien aus herkömmlicher Produktionsweise bekommen. Die sind dann teurer bei schlechterer Optik und besserem An- und Weiterwachsen.

Zur Erklärung: Ich bin kein Baumschuler, habe aber fast mein ganzes Leben mit der grünen Branche zu tun gehabt und so manchen Einblick gewonnen.

Gruß Dieter


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